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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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fuhr zu Duquesne herum, der wie erstarrt neben ihm stand.
    »Verräter! Einbrecher in der Schatzkammer? Alles nur ein Vorwand, um deine Männer einzuschleusen, du Hurensohn. Ein Staatsstreich«, brüllte er, »wehrt euch, Männer, verteidigt den Patriarchen, schmeißt das Gesindel raus ...«
    Er holte zu einem gewaltigen Hieb gegen Duquesne aus, aber die Wut trübte seine Sicht und lähmte seinen Arm - der Hieb ging ins Leere. Er geriet außer sich und schlug in sinnloser Raserei auf seinen Gegner ein.
     
    Duquesne war wie betäubt seit dem Auftauchen des ersten Wahnsinnigen - anders vermochte er sich das Verhalten der Männer nicht zu erklären. Er konnte nicht glauben, was sich vor seinen Augen abspielte.
    Männer, die eben noch Seite an Seite gekämpft und dann in guter Ordnung auf neue Befehle gewartet hatten, droschen geifernd aufeinander ein, ihr Hauptmann, ein Mann von vollendeten Manieren, der seine Abneigungen sorgfältig verbergen konnte, hatte sich in einen tobenden Irren verwandelt und stieß unverständliche, beleidigende Anklagen hervor. Zum Glück hatte er mit dem Verstand auch seine Geschicklichkeit verloren - es fiel Duquesne nicht schwer, die tölpelhaften Schläge abzuwehren, ohne ihn ernstlich zu verletzen. Auch andere drangen auf ihn ein, ihre Schreie gellten ihm in den Ohren.
    »Bastard, Verräter!«
    »Verdammte Stadtwache ...«
    »Blaurote Schweine!«
    Stadtwächter? Denen war es allerdings verboten, auch nur einen Fuß in den Palast zu setzen ...
    Er parierte einen ungeschickten Hieb Battistes und trat eine Hellebarde zur Seite. Hatte Thybalt, sein Leutnant, sich über den ausdrücklichen Befehl hinweggesetzt und Verstärkung geschickt? Aber Thybalt fürchtete ihn, nicht anders als jeder Rekrut, er würde es nicht wagen, so eigenmächtig zu handeln.
    Seine Blicke suchten das Knäuel der kämpfenden Männern zu durchdringen, um die Lösung des Rätsels zu finden, doch konnte er keine einzige blaurote Uniform erkennen. Er sah nur Palastwachen, die hemmungslos aufeinander eindroschen. Und dann verstand er.
     
    Es dauerte eine Weile, bis Donovans gepeinigtes Gemüt den Tumult wahrnahm. Geschrei und Waffenlärm hallten aufs Neue durch das Gewölbe und für einen Moment vergaß er das Grauen der erdrückenden Wände. Vorsichtig lugte er hinter dem Tonkrug hervor. Sie kämpften dort draußen - undeutliche Schemen in einem irren Tanz. Der Feuerschein zitterte über gelbrote, gebauschte, geschlitzte Gewänder, die prunkvollen Uniformen, die sein Vater für seine Garde wünschte. Aber dazwischen - narrte ihn das ungewisse Licht der Fackeln? - bewegten sich andere, fremd und düster.
    »Was«, keuchte er, »was ist das? Stadtwächter - der Patriarch hat verboten, dass sie den Palast betreten. Ein Aufstand, das ist ein Aufstand!«
    Seine Stimme überschlug sich.
    »Schau genau hin, Donovan«, Ava lachte leise, »verschließen kannst du dich nicht, aber die guten Väter haben dir beigebracht, deinen Willen einzusetzen, nicht wahr? Zwing dich, das zu sehen, was wirklich ist!«
    Donovan schauderte. Das verstörende Schauspiel schien sie zu erheitern. Nein, dieses Mädchen hatte nichts mehr mit der Ava gemein, die er gekannt hatte.
    Zögernd richtete er den Blick auf die Kämpfenden. Ganz vorne konnte er Duquesne erkennen, der sich gegen die wütenden Angriffe Battistes zur Wehr setzte. Verstört schloss er die Augen und rief die Bilder in sich auf, die die Guten Väter ihm zu Stärkung seines Willens gegeben hatten:
    Den Felsen in der donnernden Brandung, den tiefwurzelnden Baumriesen, der dem Sturm trotzt, der Fisch mit dem starken Herzen, der gegen den mächtigen Strom zu seinen Laichgründen zurückkehrt.
    Ich will nur das sehen, was wirklich da ist. Kein Blendwerk soll meine Augen täuschen. ICH bin der Herr in meinem Haus!
    Als er die Augen wieder öffnete, verschwammen die blauroten Gewänder vor seinen Augen und er sah nur Palastwächter, die mit hasserfüllten Gesichtern aufeinander einschlugen. Etwas presste schmerzhaft seine Schläfen zusammen und plötzlich standen dort wieder Männer in der nüchternen Tracht der Stadtwächter. Doch nun ließ er sich nicht mehr täuschen.
    »Jermyn - er macht das.«
    »Ja, er gaukelt ihnen vor, dass sie überall Blaurote sehen. Anscheinend hassen sie die Stadtwächter mehr als Diebe und Einbrecher - schau nur, sie glauben es nur zu gerne, dass Duquesne sie betrogen hat. Ist es nicht zum Lachen, wie er sie an der Nase herumführt?«
    Donovan antwortete nicht.

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