Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
bloße Worte sehen? Boshaft, hasserfüllt vielleicht, aber kühl zurückhaltend, etwas wovon man sich abgrenzen konnte. Warum mussten ihm die Empfindungen wie ein Meer von Farben, Tönen, Geschmäckern erscheinen, ein Meer, das über ihm zusammenschlug und ihn verschlang? Der Hass wie ein schrilles, quälendes Pfeifen, der Hohn ein brennendes, schwefliges Gelb, die Verachtung bitter wie Galle auf der Zunge. Und Angst, warum stank die Angst stechend wie Schweißgeruch?
    Bastard ... Hurensohn ... wie er sich gebärdet ... was hat er hier zu befehlen, der Sohn einer schwarzen Sklavin ... die Tiefe, die Dunkelheit, sie erdrücken mich ... muss durchhalten, muss mich beweisen ... Bastard ... Hurensohn ...
    Und dann - Ärger, aber nicht die dumpf pulsierende Erbitterung Battistes, sondern ein kalter, weißer Zorn, der wie Stahl durch das Gewirr ging, das Duquesne zu ersticken drohte.
    Wachen, das ganze Gewölbe ist voll von ihnen. Verschwinden wir!
    Er hatte sich nicht geirrt! Duquesne empfand beinahe Erleichterung und das brachte ihn noch mehr auf. Mühsam kämpfte er gegen die Wogen an, die auf ihn einstürmten. Er musste sich zusammenreißen, sich verschließen, bevor die da drinnen entwischten.
    Los, los, beeilt euch, verschwindet, wir halten sie auf ...
    Hurensohn ... Bastard ... unverschämte Kanaille ...
    »Auf...aufhören ... AUFHÖREN!«
    Duquesne brüllte so laut, dass es in der Stille von den Wänden widerhallte und die Männer sich erschrocken umdrehten. Sein Gesicht war grau und schweißbedeckt, aber vor dem Hass in den starren, hellen Augen wich Battiste bestürzt zurück. Die Hände an die Schläfen gepresst beherrschte Duquesne sich mit großer Anstrengung.
    »Sie sind da!«, flüsterte er heiser. »Ganz gleich wie sie hineingekommen sind - jetzt sitzen sie in der Falle! Öffnet die Tür. ÖFFNET DIE TÜR UND LASST KEINEN ENTKOMMEN!«
    Die Adern an seinem Hals traten wie Stricke hervor, er zog sein Schwert und stürzte wie ein Besessener vor. Battiste und seine Männer folgten ihm.
    Das Gewölbe erbebte unter einem Donnerschlag, krachend flog die schwere Tür aus ihren Angeln, eine schwarze Wolke quoll hervor, durchzuckt von bläulichen Blitzen. Sie rollte auf die Wachen zu, die wie an den Boden genagelt schienen. Weiße Flammen züngelten über Lanzenspitzen und Schwertklingen, die Männer schrien, als sie sich in ihre Hände fraßen, die Waffen schepperten auf den Steinboden. Aus dem Rauch aber kam das Grauen.
    »Spinnen ... nein, weg von mir ... helft mir, die Spinnen ...«
    »Die Kloake, Hauptmann ... das Wasser steigt ... es steigt ... wir ersaufen ...«
    »Sie sind offen, die Kerker sind offen, sie können alle raus ... da, sie kommen, sie kommen ...«
    »Ratten, seht ihr die Ratten, tausende ...«
    Es gellte und schrie durcheinander, aber Battiste hörte es nicht. Unfähig, ein Glied zu rühren, starrte er vor sich. Etwas kroch aus dem Rauch auf ihn zu, er hörte rasselnden Atem, roch verbranntes Fleisch, verkohlte Finger tasteten nach ihm und Battiste wusste, er würde den Verstand verlieren, wenn er das von Flammen verwüstete Gesicht sehen musste. Um ihn her gellten die entsetzten Schreie seiner Männer, aber es war ihm gleich. Die Angst löschte alles aus. Das Ding vor ihm richtete sich auf, schwankend wie ein Betrunkener, es würde sich auf ihn stürzen, nur Flucht konnte ihn retten, schnelle, kopflose Flucht ...
    Etwas bohrte sich in seinen Schädel, Duquesnes Stimme:
    »LAUFT NICHT WEG, KÄMPFT, VERSCHLIESST EUCH! ES IST ALLES NUR TÄUSCHUNG, ER IST GEDANKENLENKER. ES GIBT KEINE UNGEHEUER ODER BESTIEN. VERSCHLIESST EUCH!«
    Die Worte brachten Battiste zu sich wie ein kalter Guss. Die Umklammerung der Angst ließ nach, er konnte wieder denken. Mit aller Macht zwang er sich, stehenzubleiben und versuchte, seine Gedanken abzuschotten. Und in der Tat - die Umrisse des grauenhaften Dinges vor ihm lösten sich auf, verschwammen mit dem schwarzen Qualm, der das Gewölbe erfüllte. Das gab ihm seine Fassung zurück. Er hatte sein Schwert nicht verloren und spürte jetzt den Griff beruhigend in der Hand. Und dann sah er - keine Bestien, nur zwei vermummte Gestalten, die qualmende Fackeln schwangen, während sie zwischen seinen Männern hindurchschlüpften. Battiste packte sein Schwert fester und stürzte sich ins Getümmel.
    »Er hat recht, es sind nur Menschen, keine Ungeheuer, haltet sie, es sind nur zwei ...«
    Er griff nach der Gestalt, die an ihm vorbeirannte und brüllte auf. Der schmerzhafte

Weitere Kostenlose Bücher