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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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stählerne Kraft, die ihn vorangetrieben hatte. Er sank in sich zusammen, ein armseliges Lumpenbündel lag er da und schlug mit der Stirn auf den verräterischen Boden, dass es dumpf durch das Zelt hallte.
    Jermyn rutschte von dem Mast herunter, wütend auf den Gegner, der ihn vorgeführt hatte. Er packte den dicken Schopf und riss den Kopf des Mannes hoch. Rotes Feuer flammte in seinen Augen, als er unbarmherzig in den fremden Geist eindrang und durch die Leere brach, die ihn geschützt hatte.
    Hinter dem grauen Schleier war es nicht ruhig und leer. Ein schwarzroter Sturm tobte hier aus verletztem Stolz, Zorn und glühender, verzehrender Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat. Darüber lag der bittere Geschmack der verlorenen Ehre, des Versagens. Der Wesenskern des Fremden aber flackerte schwach in diesem Aufruhr, er drohte zu verlöschen wie ein Feuer, das sich aufgezehrt hat.
    Jermyns Gedanken fuhren in die ersterbende Glut.
    »Was bist du? Ein Kämpfer oder eine Memme? Das Leben ist nicht zu Ende, bloß weil du alles verloren hast! Ehre? Was ist Ehre? Du lebst! Ich kenne ein kleines Mädchen, das mehr ertragen hat als du. Schlaf jetzt und wenn du aufwachst, wirst du kein Glied rühren können!«
    Das Licht flackerte, der Mann wollte nicht zurückgerufen werden, doch unter dem fremden Befehl beruhigte es sich, verdämmerte zum dumpfen Glimmen des Schlafes. Der Sturm legte sich und der Nebel des Vergessens senkte sich über die Seelenlandschaft des Fremden.
    Jermyn zogsich zurück . Den schlaffen Körper des Mannes auf den Knien hockte er auf dem Boden. Das Feuer in seinen Augen war erloschen und er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als er aufsah, fand er sich umringt von den Zuschauern. Mit einer Handbewegung hatte Ninian den schlafenden Fremden befreit und sie legten ihn auf eine eilig herbeigeschaffte Bahre.
    Der Bulle betrachtete ihn nachdenklich. »Was fürr ein Kämpfer!«, murmelte er. »Wenn wir den gut abrichten ... bist du verrletzt, Patron?«
    »Vorher müsst ihr ihn davon überzeugen, dass es sich lohnt weiterzuleben«, knurrte Jermyn und überging die besorgten Worte des Bullen. »Ich weiß nicht, ob er mich versteht. Bei diesem Aussehen wird er eine fremde Sprache sprechen und ich kann ihm zwar meine Empfindungen vermitteln, aber ihm nicht erklären, wo er ist und dass er nicht unbedingt seine Ehre verliert, wenn er hier kämpft. Immerhin kann er sich nicht rühren, wenn er aufwacht. Ihr könnt ihn füttern, baden, rasieren, was ihr wollt, und dann muss man ihn zum Sprechen bringen ...«
    »Er sieht aus wie Cheerot«, meinte Ninian, die über Jermyns Schulter auf den schlafenden Mann sah, »der hat dieselbe Gesichtsfarbe und solche Augen.«
    Jermyn schaute genauer hin und nickte. »Du hast recht. Bulle, schick jemanden zu LaPrixa. Sie soll dir ihren Aufpasser ausleihen, vielleicht kann der sich mit deinem Wunderkind verständigen, oder geh lieber selber, du kannst es doch mit den Frauen. Wir sehn uns.«
    Er stand auf und klopfte sich die Sägespäne ab. Plötzlich hatte er keine Lust mehr, den überschwänglichen Dank des Gladiators anzuhören.
    Ninian folgte ihm, als er aus der Arena stapfte, und hängte sich bei ihm ein, aber er entzog sich ihr ungnädig.
    »Hast du dich gut unterhalten? Hast dir ja reichlich Zeit gelassen ...«
    »Meinst du?«, sie warf den Kopf in den Nacken. »Ich dachte, du schaffst es auch allein, und ich wollte nicht, dass du wieder sauer bist, weil ich zu voreilig eingreife. «
    »Können wir das lassen?«, unterbrach er sie gereizt.
    »Von mir aus gerne«, sie warf einen Blick auf Knots und Mule, die mit törichten Mienen neben ihnen hertrotteten, »jedenfalls solange wir Zuschauer haben.«
     
    Schon auf der Treppe hörten sie die scheltende Stimme aus Babitts Wohnung und vor der halb geöffneten Tür versperrten ihnen Körbe mit allerlei Kram den Weg.
    »Seht ihr, seht ihr«, ereiferte sich Knots und wühlte aus dem obersten Korb mehrere Schnüre hervor, »so was schmeißt die glatt weg, die sin doch noch gut.«
    »Jou, das is mein Lieblingshemd«, fiel Mule vorwurfsvoll ein. Er zog ein umfangreiches, fleckiges Kleidungsstück mit einer Menge löchriger Rüschen heraus und stieß die Tür auf. Jermyn und Ninian blieben auf der Schwelle stehen und sahen sich verdutzt um. Seit der Nacht des Einbruchs waren sie nicht mehr hier gewesen.
    »Das ist ja nicht wiederzuerkennen!«
    »Babitt, hast du der Jungfer erlaubt, unsre Hähnerchen rauszuschmeißn?«
    Durch das

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