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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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ich muss hier ’raus, sonst kotz ich Dulcias kostbaren Boden voll!«
    Wenig später saßen sie zu dritt in einem der kleinen, mit Bretterwänden abgeteilten Verschlägen, die der Wirt des »Schwarzen Hahn« für Gäste bereit hielt, die es nach Abgeschiedenheit verlangte. Knots und Mule hatten einer anderen Schänke den Vorzug gegeben, ihnen behagte weder die Fremdartigkeit der Gäste noch der Getränke.
    Der Wirt mit dem immerwährenden Grinsen war eilig herbeigewatschelt und hatte eigenhändig ein Tablett mit Kahwe und zwei Tassen, einer Schale mit süßem, klebrigen Konfekt und eine gefüllte Bilha hereingetragen. Die Silbermünze, die Jermyn ihm zuwarf, fing er geschickt auf und zog sich dienernd zurück. Während Ninian die Bilha anrauchte, zwang Jermyn Babitt, eine Tasse des bitteren, nachtschwarzen Gebräus zu trinken, damit sein Kopf halbwegs klar wurde, und breitete dann das Hemd auf dem niedrigen Tisch aus.
    »Jetzt red, was hat es damit auf sich?«
    Babitt seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durch’s Haar, dass es wild nach allen Seiten abstand. Dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund.
    »Als ... als ich mit ihr allein war«, begann er stockend, »ihr könnt euch nich vorstellen, wie mir zumute war. Ich wollt nich glauben, dass sie tot war. Ich hatte doch gesehen, dass sie atmete, ich hatte sie angefasst un jetzt lag sie vor mir, kalt un klamm, als sei sie ...«, er schluckte krampfhaft, »als sei sie schon seit Tagen tot. Ne Weile saß ich da, starrte sie nur an un langsam dämmerte es mir, dass die Schweine mich beim Bock getan hatten. Dieser verdammte Tartuffe! Du hattest recht, Jermyn, er is auch ein Gedankenlenker, das erste Mal hab ich aufgepasst, da hat er mich nich dran gekriegt, aber als sie wiederkamen, war ich so glücklich und aufgeregt, dass er mich reinlegen konnte.«
    »Er hat dir eingegeben, dass sie lebt?«, fragte Jermyn beeindruckt. »Dann ist er besser, als ich dachte.«
    Babitt zuckte die Achseln.
    »Sie sah aus, als ob sie schlief. Ich hab nich mit ihr geredet, in der Sänfte. Na ja, nach dem ersten Schrecken fiel mir ein, ob sie mich nich wieder täuschten, ob sie nich am Ende doch nur betäubt war und langsam in den Tod hinüberdämmerte, weil ich sie nich rechtzeitig aufweckte oder so. Da hab ich sie ausgezogen ...«
    Er brach ab und verbarg das Gesicht in den Händen. Jermyn und Ninian regten sich nicht, das leise Blubbern der Bilha war das einzige Geräusch in dem kleinen Raum. Endlich blickte Babitt mit einem langen, zitternden Atemzug auf.
    »Es waren nich nur die beiden kleinen Finger. Ihre Hände - kannste mir sagen, welcher Bastard so was macht? Sie hatten ihr die Nägel ...«
    »Ich weiß«, fiel Jermyn ihm ins Wort, »wir haben sie gesehen, denk nicht mehr daran!«
    Babitt beachtete ihn nicht.
    »Ich hab ihr Mieder geöffnet, ich dachte, ich könnt vielleicht ihren Herzschlag hören, stattdessen fand ich die Wunde. Sie haben sie erstochen, ein sauberer Stich ...«
    »Das haben wir auch gesehen, lass gut sein, Mann!«
    Babitt erwachte aus seinem selbstquälerischen Grübeln und sah Jermyn scharf an.
    »Du hast sie angerührt?« Seine Stimme hob sich und Ninian legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm.
    »Wir haben ihre Würde geachtet, Babitt. Ich habe ihre Kleider geöffnet, weil wir uns versichern wollten, dass sie ... dass sie nicht mehr lebt.«
    Der unglückliche Maulwurf sank in sich zusammen.
    »Dann wisst ihr ja ... umgedreht habt ihr sie nicht?«
    »Nein.«
    »Ich hab es getan und das auf ihrem Rücken gefunden«, er deutete auf die ungeschickte Zeichnung, »eingebrannt in ihre Haut, nich nur an einer Stelle. Sie ham sie mit ’nem Siegel gebrandmarkt wie ’n Stück Vieh - un sie ham es gern getan!«
    Er ballte in hilflosem Zorn die Fäuste und Jermyn sagte scharf:
    »Denk nicht mehr daran, davon wird’s nicht besser. Sieh mich an!«
    Babitt hob den Kopf, aber seine Augen funkelten wild, als er dem durchdringenden Blick begegnete.
    »Oh, nein, du sollst mir die Erinnerung nich nehmen, Gedankenseher. Die Bilder will ich behalten! Sie sollen meinen Hass am Leben halten, damit ich nich vergesse. Ich werd sie finden, die Hunde, die Ciske getötet ham, un wenn ich bis an mein Lebensende suchen muss!«
    Einen Augenblick lang hielten die schwarzen Augen die verzweifelten blauen fest, dann senkte Jermyn die Lider und zuckte die Schultern. Ninian ließ den bläulichen Rauch erleichtert in einem dünnen Schwaden ausströmen.
    »Wie du meinst, obwohl ich

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