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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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geputzte Fenster fiel Tageslicht ungehindert auf gemachte Betten und blinkendes Geschirr in den Wandregalen. Auf den sauber geschrubbten Bodendielen lag feiner weißer Sand. Die Käfige mit den Hähnen aber waren verschwunden.
    Vor dem großen Kamin kniete eine Frau und stocherte mit Eifer die alte Asche aus der Feuerstelle. Erkennen konnte man nur Füße in derben Holzpantinen und ein ausladendes Hinterteil in weiten Röcken.
    Der große Tisch war gescheuert und leer bis auf einen dreiarmigen Leuchter mit neuen Kerzen, einem Krug und einem Becher. Babitt hockte davor, den Kopf in die Hände gestützt. Nicht einmal bei Knots’ entrüstetem Ausruf sah er auf.
    »Wo sin die Vögelchen?«
    »Im Hof, wo sie hingehören!«
    Eine zweite Frau trat aus der Wandnische hinter dem Kamin, wo sie sich am Waschtisch zu schaffen gemacht hatte. Sie trocknete ihre Finger an einem sauberen Tuch, legte es sorgfältig über einen Stuhl und faltete die Hände tugendhaft über der makellosen Schürze. Dunkles, streng zurückgekämmtes Haar verschwand unter einer gestärkten Haube. Das Gesicht war blass mit scharfgeschnittenen Zügen und trotz der faltenlosen Haut wirkte die Frau ältlich.
    »Ich habe sie hinunterschaffen lassen, wenn’s beliebt. Man hält Hähne«, sie rümpfte die Nase, »nicht in der Wohnung. Außer der verderblichen Spielsucht sind sie zu nichts Nutze. Sie machen Dreck und stinken!«
    »Zu nichts Nutze?«, fuhr Knots empört auf, »mit dem Schätzchen ham wir manches nette Sümmchen verdient un weißte noch, wie der Arraktrinker uns bei einem einzigen Kampf zehn Goldstücke eingebracht hat? Sag doch was, Patron!«
    »Halt’s Maul, Knots!«, seufzte Babitt und senkte den Kopf tiefer auf den Tisch.
    »Pah, Glücksspiel und Hahnenkämpfe!«, schnaubte die Frau, »das nenn ich einen schönen Nutzen. Jedenfalls sind sie draußen und sie bleiben draußen, so lange ich hier für Ordnung sorge!«
    Knots’ Miene sagte deutlich, was er von diesen Aussichten hielt, aber er wagte keinen weiteren Einwand, sondern begann erbittert, seine Schnüre zu verknoten.
    »Schau, wen wir mitgebracht ham, Patron«, meldete sich Mule schüchtern zu Wort, aber Jermyn, den die Sache zu langweilen begann, trat hinter Babitt und schlug ihm kräftig auf die Schulter.
    »Oi, Bruder, willst du uns nicht vorstellen?«
    Babitts Arme knickten ein und sein Kinn krachte auf die Tischplatte. Fluchend fuhr er auf und sah in schwarze, spöttische Augen.
    »Ach, ihr seid das«, knurrte er mürrisch. »Was wollt ihr?«
    »Zuerst wollen wir wissen, wer die freundliche Dame mit den gesunden Grundsätzen ist«, erwiderte Jermyn seidenweich »und danach gibt’s das eine oder andere zu besprechen.«
    »Und ein Stuhl zum Sitzen wäre auch nicht schlecht«, setzte Ninian spitz hinzu.
    »Ja, setzt euch doch, wohin’s euch passt!«
    Babitt machte eine unbestimmte Geste in den Raum hinein und Ninian schlenderte mit schwingenden Röcken zu einem der verblichenen Brokatsessel, ließ sich anmutig darin nieder und zog die Beine hoch.
    Mit einem steifen, kleinen Knicks stellte die Fremde sich vor.
    »Ich heiße Dulcia und bin Weißnäherin, aber dieser ... dieser Herr hier hat mich als Wirtschafterin in Dienst genommen.«
    »Ach? Nun, das freut mich. Meine Name ist Jermyn«, er legte die Hand auf die Brust und verneigte sich vollendet, »und das Fräulein heißt Ninian. Wir sind - was würdest du sagen, Babitt - Geschäftsfreunde dieses ... dieses Herrn.«
    Die Frau neigte steif den Kopf, es war nicht klar, ob sie den Hohn in Jermyns Stimme wahrnahm, aber offensichtlich billigte sie weder seine noch Ninians Erscheinung. Ihr Blick glitt von seinen roten Stacheln zu Ninians Beinen und sie kräuselte angeekelt die Lippen. Jermyn grinste breit, aber Ninian runzelte die Stirn - sie liebte es nicht, auf diese Weise gemustert zu werden.
    Dulcia schien der Ansicht, dass die Vorstellung vorüber war, sie knickste noch einmal, strich ihre Schürze glatt und erklärte zu Babitt gewandt:
    »Wenn’s recht ist, kümmere ich mich um Eure Wäsche, den Lumpensammler hab ich schon bestellt.«
    Hoheitsvoll schritt sie zur Tür und sie sahen, dass die linke Schulter unter dem schlichten, schwarzen Mieder höher stand als die rechte und dass sie den linken Fuß nachzog.
    »Mule soll Euch die Körbe tragen, Jungfer Dulcia«, murmelte Babitt, aber sie antwortete kalt:
    »Macht euch keine Mühe, Dot kann mir helfen. Dot, hörst du? Komm her!«
    Die Person, die im Kamin gestochert hatte,

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