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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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richtete sich ächzend auf und enthüllte ein rotes, schiefmäuliges Gesicht unter einem unordentlichen, mausgrauen Scheitelknoten. Sie klopfte die Asche von der sackleinenen Schürze und stolperte mit einem scheuen Seitenblick auf die Gesellschaft am Tisch zur Tür.
    »Bin schon da, Kindchen«, keuchte sie und bevor die Tür sich schloss, hörten sie Dulcia sagen:
    »Fass an. Vorsicht, streu nicht überall Asche rein und hör auf, mich Kindchen zu nennen!«
    Als die Stimmen verklungen waren, strich Jermyn sich nachdenklich über das Kinn.
    »Dulcia - was mag es mit Dulcia auf sich haben?«
    Etwas in seiner freundlichen Stimme bewog Babitt aufzusehen.
    »Nichts weiter«, erwiderte er widerwillig. »Sie ist Ciskes ältere Schwester, sie haben zusammen gewohnt und jetzt ist sie ganz allein auf der Welt. Ciske hat sie mit ernährt, sie ist nicht ganz gesund, und ich habe mir gedacht, jetzt wo«, er stockte und fuhr nach einem krampfhaften Schlucken fort, »wo Ciske tot ist, muss ich ihr helfen. Schließlich war es ja meine Schuld. Ich hab ihr Geld angeboten, aber sie wollte nichts nehmen, ohne dafür zu arbeiten, und da ich nicht hundert Manschetten oder Sacktücher brauche, hab ich sie gefragt, ob sie meine Wirtschaft führen will.«
    Knots schnaubte und Babitt warf ihm einen schuldbewussten Blick zu.
    »Ich hab doch nicht ahnen können, dass sie das so wörtlich nimmt. Sie kommt jeden Tag, Dot macht die schwere Arbeit, sie war wohl schon da, als die beiden noch klein waren, als Dienstmädchen ...«
    Er schwieg und versank wieder in Trübsal. Ninian rührte sich in ihrem Sessel.
    »Weiß sie, dass Ciske deine Geliebte war?«
    Babitt schüttelte finster den Kopf.
    »Nein, sie denkt, ich hätte ihr nur den Hof gemacht, mit ehrenhaften Absichten. Sie weiß nicht viel von dem, was Ciske getrieben hat. Aber sie hat ’ne schlechte Meinung von allen Männern, da fällt es ihr nicht schwer, mir die Schuld an ihrem Tod zu geben. Und recht hat sie.«
    Jermyn seufzte.
    »Hör auf damit, Babitt. Du bist nicht schuld an ihrem Tod. Du hast sie nicht entführt und getötet.«
    »Aber ich hab ihr vorgegaukelt, ich wär ein anständiger Mann«, fuhr Babitt ihn an. »Ich hab sie verführt und so in diese dreckige Geschichte hineingezogen. Hätt ich das nicht getan, wär sie noch am Leben!«
    Jermyn machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Hättest du, wäre sie - das ist Sache der Götter, das haben die zu verantworten, durch Jammern wird sie nicht wieder lebendig. Jetzt raff dich auf, komm mit raus, es ist allerhand los in der Stadt.«
    »Lass mich in Ruh«, knurrte Babitt und goss mit unsicherer Hand den restlichen Inhalt des Kruges in seinen Becher, ohne sich darum zu scheren, dass ein Teil davon über die Tischplatte floss. Jermyn verzog angewidert das Gesicht, aber bevor er etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Dulcia hinkte herein, ein schmutziges Stoffbündel in den Händen. Ihre Augen waren rotgerändert, als habe sie geweint. Sie blickte jedoch unverändert streng und beim Anblick des verschütteten Bieres presste sie die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.
    »Hier, das hab ich unter Euren Hemden gefunden. Kein Wunder, dass Eure ganze Wäsche verdorben ist, wenn Ihr mit Ruß darauf herumschmiert!«
    Sie warf das Bündel auf den Tisch, überhörte Babitts gestotterte Entschuldigung und verschwand mit einem vernichtenden Blick.
    Jermyn lachte.
    »Ja, Babitt, was hast du damit gemacht, den Kamin ausgeputzt?«
    Er griff nach dem Hemd, aber Babitt riss es ihm aus der Hand.
    »Gib her«, sagte er böse. Er war blass geworden und Tränen standen in seinen Augen.
    »Verdammt, verdammt, diese Drecksäcke«, das Bündel an sich gedrückt, wiegte er sich hin und her, »diese elenden, widerlichen Schweine!«
    Mit einem wüsten Fluch schleuderte er es von sich.
    »Was ist das?«
    Jermyn hob es auf und breitete es auseinander. Eine grobe Zeichnung bedeckte das Rückenteil. Die Linien waren verwischt, aber mit etwas Mühe konnten sie eine dreiflammige Fackel über einem Nachen erkennen, der auf schaumgekrönten Wellen ritt. Ninian blickte neugierig über Jermyns Schulter.
    »Nicht gerade ein Meisterwerk, aber irre ich mich oder sieht das aus wie ein Siegelabdruck?«
    Mit einem Mal kam Leben in Babitt. Er sprang so plötzlich auf, dass sein Stuhl polternd umfiel und wischte sich zornig die Augen.
    »Es sieht nicht nur so aus, es ist ein verdammter Siegelabdruck und wenn ich daran denke, wo ich ihn gesehen habe ... Kommt,

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