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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Bulle hatte recht, nie hatte er so ein fremdartiges Gesicht gesehen, breit und flach, von sonderbar fahler gelblicher Farbe. Schwarzes Haupthaar wucherte wild und struppig auf dem runden Schädel und ein langer Schopf fiel über den Rücken. Die Wangen zeigten jedoch keine Spur von Bartwuchs, dabei war es wohl unwahrscheinlich, dass der Bulle für einen Gefangenen nach dem Bader geschickt hatte. Die Augen waren nur zwei langgezogene dünne Schlitze und als Jermyn den Mann sacht mit dem Fuß anstieß, hoben sich kurze, wimpernlose Lider über tiefschwarzen Pupillen, die ausdruckslos ins Weite starrten. Jermyn versuchte, den Blick einzufangen, aber schon senkten sich die Lider wieder. Es machte nichts, den Geist des Mannes konnte er auch so erreichen.
    »Was habt ihr für Schwierigkeiten mit ihm?«, wandte er sich an den Bullen, der seine Erwerbung unglücklich betrachtete. »Der ist doch harmlos.«
    »Jaha, so scheint err! Wir hatten ihn hergeschafft, bevor er rrichtig wach war - der Schuft von Händler hatt gesagt, er musste ihn betäuben, weil er sich gekotzt hatt die Seele aus Leib wegen Seekrankheit. Als er zu sich kam, fing er an zu toben, dass uns Hören und Sehen verging. Drrrei Männer hatt er zusammengeschlagen, bevor wir ihn bändigen konnten, selbst mich hatt er erwischt«, der Bulle schob sein Wams beiseite und wies auf eine bräunliche Prellung unterhalb des linken Rippenbogens. »Du hättest ihn sehen sollen, Jerrmyn«, setzte er versonnen hinzu, »er wäre eine Sensation in die Arena!«
    »Na, schön, ihr habt ihn gebändigt und was jetzt?«
    »Er hockt nur da, spricht nix, isst nix, macht überhaupt nix«, fiel Witok gereizt ein, »alle mögliche Leute haben versucht, mit ihm zu reden, aber nix da, er sagt kein Wort. Wir wissen nich, ob er kann nich verstehn oder will nich verstehn.«
    »Weil er so rruhig war, haben wir ihm Fesseln wieder abgenommen. Wir dachten, er ist vernünftig und schwach vom Hunger. Aber nein, kaum war er frei, ging Spielchen wieder los. Er hatt versucht, eine Waffe in die Hand zu kriegen. Wir mussten ihn mit Netze fangen. Und jetzt - jetzt wir wissen nicht, was wir machen sollen mit ihm«, schloss der Bulle ratlos.
    »Der Händler ist natürlich verschwunden«, fuhr Witok fort, »und du weißt, wie schwierig ist, jemand zu verkaufen. Seit der Patrrriarch Castlerea zum Tugendwächter ernannt hat, schnüffeln überall im Hafen dem Bastard seine verdammten Blauroten rrum!«
    »Wem sagst du das?«, knurrte Jermyn. »Warum habt ihr ihn nicht erschlagen, als er herumgetobt hat? Dann wäret ihr eure Schwierigkeiten los.«
    Der Bulle bewegte unbehaglich die breiten Schultern.
    »Wer tötet ein verzweifelten Mann? Wir wissen, wie es ist, wenn man wird verschleppt und verkauft wie Stück Vieh. Auch wirr waren schon verzweifelt und man hatt uns am Leben gelassen ...«
    Es klang ungewöhnlich bitter, aber Witok verzog das ungestalte Gesicht.
    »Wär halt schade um das schöne Geld«, brummte er.
    Jermyn wanderte langsam um den Gefangenen herum, der mit keinem Zucken verriet, ob er verstand, was gesprochen wurde. Wie der Bulle gesagt hatte, war der Mann nicht schwerer gebaut als er, aber selbst nach der langen Gefangenschaft verrieten die sehnigen Glieder und gut entwickelten Muskeln den ausgebildeten Kämpfer. Die wenigen Fetzen bedeckten kaum seine Blöße, sein Leib war grau von Schmutz und voller Wunden, die erst vor kurzem behandelt worden waren. Jermyn sammelte sich.
    »Sieh mich an!«
    Wie ein Pfeil senkte sich der Befehl in den Geist des Fremden, tief hinab in die Regionen unterhalb der Sprache.
    Der Mann zuckte zusammen. Er gehorchte, aber als Jermyn einen antwortenden Gedanken suchte, fand er nur graue Leere und Hoffnungslosigkeit.
    »Lasst ihn frei, er wird sich nicht wehren, er hat sich aufgegeben. Vielleicht kann ich ihn überzeugen, dass es nicht ehrlos ist, als Gladiator in der Arena zu kämpfen!«
    »Bist du sicher?«, fragte der Bulle zweifelnd.
    »Ja«, Jermyn nickte ungeduldig, »es ist besser, er hört mich ohne das Gewicht der Fesseln an seinem Leib. Los, macht schon!«
    Der Bulle gab seinen Männern ein Zeichen, einer kroch zu dem Gefangenen und löste vorsichtig die Fußsperren, während seine Kameraden die Seile krampfhaft gespannt hielten. Als er sich nicht rührte, nahmen sie den hölzernen Kragen ab. Jermyn winkte sie fort und sie gehorchten, sichtlich erleichtert.
    Niemand im Zelt arbeitete mehr, alle Augen waren auf die beiden in der Arena gerichtet.
    Auch Ninian

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