Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
Babitt dankbar. »Ich hab mich auch gefragt, ob Jermyn nich ...«, er zögerte und fuhr entschlossen fort: »Ob du nich auf deine Weise nach diesen Kerlen suchen kannst. So Scheußlichkeiten müssen doch Spuren in ihren Köpfen machen. Wenn einer Spaß an so was hat, wird er doch ständig daran denken, oder?«
    Jermyn starrte ihn an.
    »Du hast eine hohe Meinung von meinen Fähigkeiten«, meinte er spöttisch, »aber ich habe keine Lust, die Köpfe von Tausenden von Menschen zu durchwühlen. Die meisten haben schweinische Vorstellungen, ohne sie jemals auszuführen. Auf diese Weise finden wir die nicht. Lass uns lieber nach dem Siegel suchen. Hast du noch mal was von ihnen gehört? Haben sie versucht, den Inhalt des Kastens von dir zu bekommen?«
    »Was? Nee, soweit ich weiß, hat sich niemand bei uns blicken lassen«, erwiderte Babitt niedergeschlagen, »es wäre ihnen auch schlecht bekommen!«
    Jermyn reckte sich und rieb sich die Schultern.
    »Autsch, ich glaube, wir müssen LaPrixa besuchen.«
    Er stand auf und hielt Ninian versuchsweise die Hand hin. Friedfertig ließ sie sich von ihm hochziehen. Auch Babitt erhob sich und wühlte in seinen Taschen nach passenden Münzen. Jermyn winkte ab.
    »Lass mal, der Wirt hat schon genug bekommen. Gehn wir, hier ist mir die Luft zu dick!«
    »Geizhalz«, murmelte Ninian, aber sie ließ ihre Hand in der seinen.
    »Ich halte nur meine sauer verdienten Groschen zusammen«, grinste er und nickte dem Wirt zu, der unterwürfig sein Käppchen lüpfte, »er weiß ja, dass wir wiederkommen.«
    Als sie auf die Gasse hinaustraten, rannten ein paar Gassenjungen johlend vorbei und einer wäre fast mit Babitt zusammengestoßen.
    »Oi, pass auf, Wichser ...«
    Hakenschlagend wich er Babitts Faust aus und verschwand in einer Seitengasse. Jermyn lachte.
    »Habt ihr gehört, was sie gesungen haben?
     
    Duquesne, der stolze Mann,
    der wollt ein Vogel werden,
    es zog ihn mächtig an,
    der Grund, die harte Erden,
    ein Balken hielt ihn auf,
    doch hör, mein Freund und wisse,
    es fehlte gar nicht viel,
    so läg er in der Pisse! «
     
    Laut und unmelodisch sang er die Worte, die die frechen kleinen Jungen herausgebrüllt hatten. Das Volk in der Gasse grinste, manche summten die Melodie mit, die von einem allseits bekannten Volkslied stammte. Nur einige blickten sich ängstlich um und ein Schnauzbart, der mit wichtiger Miene die Waage eines schwitzenden Bäckers prüfte, rief drohend:
    »Holla, Grünschnabel, hast du nicht gehört, dass es verboten ist, dies Schandlied zu singen? Ich werd’s melden, dass du’s Maul nicht halten kannst. Ich kenn den Obristen vom Viertel ...«
    Gemächlich wandte sich Jermyn zu ihm um. Der Mann verstummte, als der schwarze Blick ihn traf, die Hand mit dem Eichgerät hing willenlos herab.
    »Von dem Unglück kann ich dich befreien«, sagte Jermyn sanft und schnippte mit den Fingern. Der Eichmeister fuhr zusammen und blinzelte, als erwache er aus tiefem Schlaf. Kopfschüttelnd betrachtete er das Gewicht in seiner Hand und steckte es in die Tasche. Dann wanderte er davon, zur offensichtlichen Erleichterung des Bäckers und zum Ergötzen der Zuschauer. Die meisten lachten schadenfroh, aber auch scheue Blicke folgten den jungen Leuten.
    »Der Patriarch hat das Liedchen verbieten lassen«, meinte Jermyn nachdenklich, »und es gibt kein großes Gerede oder gar Geschrei über unseren Einbruch. Sie lassen Gras über die Sache wachsen oder hast du was gehört, Babitt?«
    Der andere schüttelte den Kopf, während er, die Hände tief in den Taschen vergraben, neben ihnen her schlurfte.
    »Nee, aber ich hab in den letzten Tagen überhaupt nich viel mitgekriegt«, brummte er. Jermyn musterte ihn streng.
    »Wird Zeit, dass sich das ändert, Bruder. Du bist nicht gut in Form, ein einbeiniger Blinder hätte deinem Schlag eben ausweichen können. Übermorgen eröffnet der Bulle seine Schule, rechtzeitig zu den Wilden Nächten, da will ich dich sehen! Und kümmere dich um deine Vögel. Ich habe noch eine Wette stehen, dass dein Schätzchen dreimal hintereinander Spaceks Viecher fertig macht. Du weißt, ich verliere nur sehr ungern Wetten, also raff dich auf!«
    Babitt blieb stehen.
    »Weißt du was, Jermyn? Du kannst mich mal am Arsch lecken!«
    Ohne Gruß bog er in eine Seitenstraße.
    »Ich dachte, er sei dein Freund«, sagte Ninian vorwurfsvoll.
    »Ist er auch, ich will ihn nur aus seiner Trübsal aufrütteln«, antwortete Jermyn ungerührt. »Wut hilft da immer noch am

Weitere Kostenlose Bücher