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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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nicht verstehe, warum du dich damit quälen willst. Ihre Mörder kannst du auch verfolgen, ohne diese Bilder immer vor dir zu sehen.«
    »Das geht dich nichts an«, knurrte Babitt und fuhr fort: »Als ich auf diese Abdrücke starrte, fiel mir ein, dass es ja ’nen Ring oder Siegel dazu geben muss, an dem man den Schuft erkennen kann, der sie so zugerichtet hat. Ich nahm also das nächste, was mir in die Finger kam, un malte mit ’nem angebrannten Kienspan den Abdruck ab, so gut ich konnte. Frag mich nich, ob es mir schwergefallen ist, ein paar Mal hätte ich fast gekotzt. Als ich fertig war, hab ich sie wieder zurechtgemacht un schön hingelegt - das einzige, was ich für sie tun konnte, un bin bei ihr sitzen geblieben, bis ihr gekommen seid. Un als Knots und Mule dann so begeistert waren un ihr so gelacht habt, da bin ich wohl ’n bisschen übergeschnappt.«
    »Ein bisschen ist gut«, lachte Ninian grimmig, »du wolltest Jermyn erwürgen, wir konnten dich kaum bändigen.«
    »Dafür hat er mich ja dann lahmgelegt. Knots und Mule haben mich die nächsten Tage abgefüllt wie ein undichtes Fass un darüber hab ich die Zeichnung vergessen.«
    »Bis die süße Dulcia sie unter deiner schmutzigen Wäsche gefunden hat«, spottete Jermyn. Er leerte seine Tasse und griff nach der Messingkanne um nachzuschütten.
    »Hier, trink noch mehr, das vertreibt den Fusel aus deinem Kopf.«
    »Nee, du willst mich wohl vergiften.« Babitt zog den Vorhang zurück, der sie vom Schankraum trennte. »He, Wirt ... bring Wein, aber lass das Würzzeug raus. Mach dich nich über Dulcia lustig«, sagte er zu Jermyn. »Sie is ’n komisches Frauenzimmer, aber allein kommt sie nich zurecht. Ihr habt ja gesehen, dass sie verwachsen is - als Kind is sie fast gestorben. Sie is nich besonders kräftig und manchmal geht’s ihr nich gut. Ciske hat für sie mitgearbeitet, weil sie mit ihrer Näherei nich genug verdient. Ihre Eltern sind schon länger tot.«
    »Und du kanntest sie?«, fragte Ninian, als draußen der leise Schlag eines Gongs erklang. Auf Babitts Zuruf kam das Schankmädchen herein und brachte einen Weinkrug mit Becher. Jermyn bestellte neuen Kahwe, während Ninian nach Tee verlangte.
    »Ja, ich hab sie ’n paar Mal gesehen, als ich Ciske nach Hause brachte«, sagte Babitt nach einem tiefen Zug aus dem Becher. »Hat mich immer scheel angeguckt und wenn ich ging, hörte ich sie manchmal zetern, aber anscheinend hat Ciske ihr vorgemacht, ich hätte ernste Absichten.«
    Er seufzte.
    »Als Ciske verschwand, hab ich ihr Geld angeboten, aber sie wollte nichts von mir annehmen. Sie heulte und meinte, das käme von losen Sitten und Putzsucht. Als ich aus meinem letzten Rausch erwachte, fiel sie mir plötzlich ein. Ich ging zu ihr, obwohl ich nich wusste, was ich ihr sagen sollte. Dot wollte mich erst nich reinlassen, aber Dulcia hörte mich und rief nach mir. Sie sah schrecklich aus, ganz käsig mit roten Augenrändern, aber sie hatte sich zum Ausgehen fertiggemacht und ich sollte sie begleiten.«
    Babitt schwieg und fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht - es scharrte, als der feine Stoff über seine Bartstoppeln fuhr. Jermyn rutschte ungeduldig auf seinem Sitzkissen und die Bilha blubberte unter Ninians heftigen Zügen, aber das Schankmädchen erschien wieder und es dauerte eine Weile, bis Babitt weitersprach.
    »Knots und Mule haben sie zum Fluss gebracht, wie du gesagt hast, aber du kennst ja die Leichenfischer. Wenn sie den Toten alles abgenommen haben, bringen sie die Leichen zu den Grauen Brüdern, die ihnen ein anständiges Begräbnis geben. Dulcia ist seit Ciskes Verschwinden jeden zweiten Tag hingegangen, die Grauen Brüder wussten, dass sie nach ihrer Schwester sucht und haben ihr ’ne Nachricht geschickt. Sie konnt nich allein hingehn ...«
    Er schüttelte den Kopf, als wolle er die Erinnerung loswerden und kippte den Wein in einem Zuge herunter.
    »Sie hat nich geweint«, fuhr er mühsam fort, »sie is in sich zusammengeschnurrt wie ’ne angestochene Schweinsblase. Meinen Liebling hat sie den Brüdern überlassen un irgendwie hab ich sie nach Haus gebracht. Dot hat sie mir fast aus den Händen gerissen, mörderische Blicke hat sie mir dabei zugeworfen. Aber zu Dulcia hat sie gesprochen wie zu ’nem kleinen Kind un da wusste ich, dass ich für sie sorgen muss, wegen Ciske ...«
    Er lachte ein wenig.
    »Es is nicht einfach. Geld hätt ich genug, aber sie is so entsetzlich ehrbar un stur. Um nichts in der Welt wollt sie was von

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