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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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besten!«
     
    Nachdem sie sich von Babitt getrennt hatten, wollte Ninian ins Badehaus, aber auf halbem Wege murmelte Jermyn, dass er noch etwas vorhätte, stülpte die Kapuze über und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, in der Menge.
    Mit Groll im Herzen ging Ninian allein zu LaPrixa und als sie das Badehaus wieder verließ, hatte sich ein heftiger Wind erhoben. Er pfiff durch die Straßen, wirbelte den Staub zu hohen Fontänen auf, trieb Abfall, Körbe und heruntergerissene Wäsche vor sich her, lüpfte die Röcke der Frauen und machte sich allgemein unbeliebt. Das Bad hatte Ninians Ärger nicht besänftigt, der Wind, der ihr Dreck in die Augen wehte, schürte ihn noch weiter und auf dem Weg zum Palast brütete sie über dem gestrigen Streit.
    Es hatte sie entsetzt, dass Jermyn Kamante beibrachte, ihre Hände in fremde Taschen zu stecken, und der höhnische Hinweis, sie vergreife sich doch auch an fremdem Eigentum, hatte sie vollends aufgebracht. Seinem Versprechen, den zweifelhaften Unterricht aufzugeben, traute sie nicht. Er hatte es nicht aus Einsicht gegeben, sondern damit sie Ruhe gab.
    Am meisten aber quälte sie der Gedanke, dass er recht hatte. Sie hatte die Grenze zwischen den ehrbaren Leuten und den Rechtlosen überschritten, um ihm nahe zu sein, und sie zog alle mit, die zu ihr gehörten. Es gab kein Zurück ...
    Eine letzte Bö schob sie in die dunkle Vorhalle, sie musste sich gegen die Tür stemmen, um sie zu schließen. Der Wind hatte die Wirkung des Bades zunichte gemacht. Sie fror und die Vorstellung des kalten, dunklen Schlafzimmers behagte ihr gar nicht.
    Aus der Küche drangen Stimmen und Licht und kurz entschlossen trat sie ein. Ein mächtiges Feuer brannte und es dampfte verlockend aus Töpfen und Pfannen. Durch die Schwaden blickte Kamantes glänzendes Gesicht ihr halb schuldbewusst, halb sehnsüchtig entgegen. Sie murmelte einen Gruß und nach einem aufmunternden Stoß von Wag deutete sie schüchtern auf die Schüsseln.
    »Schau, Patoona, wir haben für dir gekocht. Fischsuppe un Gumbo aus meine Land un Pastet un scharfe Schoten un Ma... Man...«, sie sah hilfesuchend zu Wag, »Mandelsulz«, ergänzte er strahlend, »jedenfalls soll es das sein, Patrona!«
    Ninian war gerührt und dann merkte sie, wie hungrig sie war. Der schnelle Napf Gerstenbrei an der Garküche, vom Boden des Topfes gekratzt, hatte nicht lange vorgehalten. Erwartungsvoll setzte sie sich an den gedeckten Tisch. Es war eng, aber warm und anheimelnd in der Küche und sie tafelten zu dritt, bis Ninian mit einem schuldbewussten Blick auf die spärlichen Reste meinte, ein wenig sollten sie vielleicht doch für Jermyn übriglassen.
    »Is genug da für Patron«, erklärte Kamante eifrig und deutete triumphierend auf eine große zugedeckte Schüssel in einem der Ofenlöcher.
    Ihre ängstliche Verehrung für Jermyn schien offener Bewunderung gewichen zu sein. Ninian dachte daran, wie er sie selbst im Klettern unterwiesen hatte, und lächelte. Jermyn war ein guter Lehrer - er liebte es, anderen zu sagen, was sie tun sollten!
    Kamante sah das Lächeln mit Erleichterung und das Gelage endete heiter. Wag beschrieb lebhaft den Streit zweier Quacksalber, die versucht hatten, sich gegenseitig die Kunden abzuwerben, bis sie sich zuletzt mit ihren Salbentöpfen beworfen hatten, und Ninian lachte Tränen.
    Als sie warm und gesättigt nach oben kletterte, brannte zu ihrer Freude ein Feuer in allen Zimmern und in ihrem Bett lag ein erhitzter Ziegelstein. Nachdem sie die Kerzen entzündet und den Leuchter an ihre Bettseite getragen hatte, entkleidete sie sich und schlüpfte mit wohligem Schaudern zwischen die warmen Decken. Einen Augenblick war sie versucht, eine Bilha zu rauchen, aber das wäre ein zu deutlicher Wink für Jermyn, ihr Bett zu meiden, und sie war nicht sicher, ob sie noch eine Nacht allein schlafen wollte. Also griff sie nach dem dicken Leporello, das sie von Vitalonga erhalten hatte.
    Zwei Tage nach dem Einbruch waren sie zu ihm gegangen, um ihn nach der Bedeutung des seltsamen Petschafts aus Meteorsilber zu befragen. Zu ihrer Überraschung hingen die hölzernen Läden vor dem Fenster und die Tür war fest verschlossen. Es dauerte eine lange Zeit, bis der alte Mann auf ihr hartnäckiges Klopfen den Riegel öffnete. Er wirkte kränklich und schien nicht erfreut, sie zu sehen. Mürrisch winkte er sie herein und schlurfte in das hintere Zimmer, wo er sich stöhnend auf den Kissenhaufen niederlegte und umständlich zudeckte.

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