Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
genüsslich auf einem Stück Saltimbocca.
»Auf keinen Fall«, wehre ich ab. »Ich gehe doch nicht mit meinem Privatleben hausieren!« Nach Unterstützung heischend blicke ich in die Runde – vergeblich. Die Geburtstagsgesellschaft hat offensichtlich Gefallen an dieser absurden Idee gefunden.
»Privatleben? Gibt es bei uns nicht, das weißt du doch.« Carla verschränkt die Arme vor der Brust. »Das ist ein Auftrag. Ganz offiziell – und nicht mal schlecht bezahlt.«
»Von wegen Auftrag. Ein Auftrag, bei dem ich meine Männersuche öffentlich machen soll. Und am Ende bin ich die, die keiner will!«
»Ach was! Wir haben doch schon festgestellt, dass die Italiener die charmantesten Männer Europas sind. Was soll denn da schiefgehen?« Sie mustert mich mit eindringlichem Blick, als sei sie auf Fleischbeschau. Dann sagt sie mit einem Augenzwinkern: »Da bekommst sogar du einen ab.«
»Na danke. Wenn die Aussichten in Italien tatsächlich so gut sind, wie wir es uns in unserer Phantasie ausmalen, weshalb fährst du dann nicht selbst?!«, entgegne ich und denke im selben Moment, dass ich vielleicht etwas zu weit gegangen bin. Immerhin ist Carla nicht nur eine Freundin, sondern auch meine Chefin.
»Mädels! Entspannt euch!« Tom versucht zu schlichten, doch Carla nimmt ihn kaum wahr.
»Wenn ich hier nicht eine ganze Redaktion zu leiten und die Sommerbeilage zu stemmen hätte, wäre ICH ganz bestimmtchon längst auf dem Weg Richtung Capri.« Sie schweigt eine Minute. Dann wiederholt sie den Inselnamen noch einmal, dieses Mal mit der samtigen Stimme einer schnurrenden Katze. Irgendwie erinnert sie mich an Ka, die Schlange aus dem Dschungelbuch , die gerade versucht, ihr Opfer per Hypnose willenlos zu machen.
»Capri ... da musst du hin. Ach, ich wünschte, ich könnte den Job selber machen«, schnurrt KA-rla.
»Dann mach ihn doch selber. Gib die Sommerbeilage ab. Jetzt mal ernsthaft. Ich alleine in Italien ... noch dazu bin ich die schlechteste Autofahrerin der Welt und im Ausland ziemlich lebensunfähig ...«
Ellen kichert und mischt sich wieder in die Diskussion ein. »Hauptsache, du nimmst dein Navi mit, bei deiner Orientierung landest du sonst noch in Kroatien. Und merkst es wahrscheinlich noch nicht mal«, lacht sie und verschluckt sich fast an einem Salatblatt.
»Sehr witzig. Aber da ist was Wahres dran. Ich fahre nicht gern Auto, alleine schon gar nicht. Ich spreche nicht gern Leute an, ich bin einfach mehr die Beobachterin ...«
»Nun mach aber mal einen Punkt!« Carla ist unerbittlich. »Du bist doch kein Kleinkind mehr. Ich dachte, du willst Journalistin sein. Wenn du irgendwann von der redaktionellen Mitarbeiterin zur Redakteurin aufsteigen möchtest, dann komm mir hier bloß nicht mit schüchtern! Du machst den Job! Und wenn ich dich persönlich über den Brenner tragen muss. Du kannst mir die Freundschaft kündigen und fährst, oder du bleibst hier und ich kündige dir den Job. Basta!« Ihre Augen funkeln abenteuerlustig, als sie ihr Glas Rotwein hebt, triumphierend in die Runde blickt und in einer Lautstärke, die garantiert eine Lärmbeschwerde der Nachbarn nach sich ziehen wird, ruft: »Avanti Amore!«
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Do Italians better?
Oder ... wie wir uns den italienischen Mann vorstellen
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! Ab jetzt machen wir uns gemeinsam auf den Weg durch Italien und knöpfen uns die Italiener vor! Wir finden heraus, wie sie ticken und ob sie wirklich das Zeug zum Traummann haben. Erstmal aber eine Frage an Sie: Wie stellen Sie sich den uomo ideale , den idealen Mann vor? Falls er auch in Ihren Träumen Italiener ist, trägt er vielleicht einen klangvollen Namen wie Gianni Versace, Giorgio Armani, Roberto Cavalli oder Valentino Garavani. Dann träumen Sie wahrscheinlich auch vom Stilgefühl und den perfekten Verführungskünsten des italienischen Gigolos? Wenn dem so ist, dann fragen Sie sich einmal, warum. Denn das Bild, das Sie vom Italiener haben, ist keineswegs zufällig entstanden. Im Gegenteil. Dafür, dass Frauen wie wir im 21. Jahrhundert immer noch von den Italienern träumen, ist vor allem ein Mann verantwortlich: Giacomo Casanova, der berühmte Verführer aus dem 18. Jahrhundert. Sein Gen-Material hat er damals so fleißig über gesamt Italien verteilt, dass es vermutlich bis heute vererbt wird. Oder wie ließe es sich sonst erklären, dass ein Mythos über Dekaden am Leben bleibt? Prominente Italiener wie Flavio Briatore und Riccardo Scamarcio sorgen
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