AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
minimale Gebühr fällig.
Ai-Ais ist Ausgangspunkt der Wanderroute ins Canyon – diese sehr anspruchsvolle Route von 85 Kilometern nimmt, wenn man sie ganz bewandert, bis zu fünf Tage in Anspruch. Ich entschließ mich nach ein herrliches Bad am Mittag, nur einige Kilometer dem Flussbett aus Sand und gerundeten Steinen entlang zu gehen. Dies ist bereits anstrengend genug denn der Sand auf dem man geht ist locker und fein wie Staub. Vergleicht man den derzeit recht schmalen Visrivier- Strom, der aus dem Plateau südlich von Windhoek gespeist wird, mit der weitläufigen Flutebene wird deutlich welche Wassermassen den Canyon hier erodiert haben müssen. Unterwegs sah ich einige Dassies , katzengroße, schwanzlose Nager die sehr gut am Leben in trocknen, felsigen Regionen angepasst sind und natürlich auch Bobbejane. Über dem Fluss machten zahlreiche Schwalben akrobatische Flugmanöver um Insekten, die sich knapp über der Wasseroberfläche aufhielten, zu fangen.
Heute gönnte ich mir noch ein luxuriöses Bad im Thermal-Pool und freue mich, dass ich nicht weiter gezogen bin. Morgen ist noch ein Tag.
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Als mein Vater eine vielversprechende Stelle bei einem Zulieferer der Luftwaffe bekam, zogen wir Ende der Achtziger schließlich nach Hoedspruit in das zum Job gehörige Haus in einem umzäunten und bewachten Wohnort. Das Highlight dort war das ganzjährig geöffnete Freibad, wo ich mir endlich mit zwölf Jahren das Schwimmen selbst beibrachte. An scheinbar endlosen Nachmittagen verbrachten wir hier immer gern unsere Zeit. An Heiligabend, mitten im südlichen Sommer, konnte man uns praktischerweise auch ins Freibad schicken, damit das Christkind sein Werk tun konnte. Unter Weihnachten verstehe ich übrigens heute noch eher Sonne, Ferien, Urlaub und Hitze als Winterkälte und Dunkelheit.
Noch ein Vorteil was es, dass die neue Schule jetzt nur ein kurzer Fußmarsch vom Haus entfernt lag. An jedem Schultag außer Montagen gingen wir barfuß und mussten oft wegen der Hitze von Schatten zu Schatten huschen, immer auch noch auf der Hut vor den vielerlei Dornen die den staubigen Abkürzungen bedeckten. An dieser Schule teilte man mir zum ersten Mal direkt mit, dass man mich für recht begabt hielt und steckte mich sogar in eine spezielle Freizeitgruppe, die gerne mal Ausflügen an interessanten Orten machte. So lernte ich das Elektrische Umspannwerk von innen kennen, durfte hautnah ein kleines Nilpferd erleben und ging auf eine Reise nach Johannesburg! In meinem zweiten Jahr dort wurde ich sogar Prefek , ein senior Grundschüler also der die Jüngeren zu beaufsichtigen und bändigen hatte. Andererseits mussten wir uns öfter Filme ansehen die uns einprägten, wie Rockmusik des Teufels Werk sei und Bon Jovi, die Rolling Stones oder Meatloaf, gar Queen, uns unter Drogen ins Verderben schicken wollten. Südafrika der späten Apartheids-Ära war schon sehr abgeschieden aber dies sollte sich zum Glück bald ändern.
Der recht dürre Wohnort in Hoedspruit hatte außer dem Freibad und wilde, frei herumlaufende Tiere wie Impala ( rooibok ), Warzenschweine ( vlakvark ) und bis zu 30 Zentimeter lange Tausendfüßler ( tshongololo ) nicht viel zu bieten. Wenn Langeweile aufkam, kam man leicht auf dumme Gedanken. So kletterten wir oft aufs Dach herum, zwangen uns durchs Badezimmerfenster wenn der Haustürschlüssel mal wieder fort war, oder trafen Freunde zu mehr oder weniger harmlosen Faustkämpfen. Da ich meine Fäuste nicht recht zu halten wusste, war letzteres für mich nach dem ersten Mal eher ein Zuschauersport. Mal fuhren wir mit unseren Discorollern im selten strömenden Regen. Mal veranstalteten wir Rennen auf unsere BMX - dafür gab es sogar eine Bahn mit steilen Erdhügeln als Hindernissen. Ein Höhepunkt jedes Jahres war der wakkerblyaand der Schule, als alle im Gemeinschaftssaal mit Spiel und Spaß die ganze Nacht versuchten, wach zu bleiben. In diesen Jahren entdeckte ich die Bibliothek, wo ich bald alle Bücher der Hardy Boys, Tarzan, Trompie, Die Swart Kat und Asterix verschlungen hatte und später auf Stephen King umstieg.
Auch gab es die übliche Videothek, wodurch man für kleines Geld nach Lust und Laune den ganzen Ferien Filme schauen konnte. Das Fernsehen, das in Südafrika erst in 1979 eingeführt wurde (aufgrund der Propagandascheue Apartheidsregierung – Menschen pilgerten zuvor nach Zimbabwe und Botswana um sich diese Innovation anzuschauen) war Ende der Achtziger immer noch
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