AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
befindet, nur 13 Kilometer von der Grenze entfernt – ein Mäusesprung für namibischen Verhältnissen. Der Platz liegt sogar auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel und ist sehr ordentlich, geräumig (ich habe etwa 400 Quadratmeter für mich alleine mit Schilf-überdachtem Grillplatz) und vor allem gut besucht. Hier treffe ich die Afrikaner wieder, die nun am jeweiligen Lagerfeuer lekker kuier, also im Kreis sitzend über Gott und die Welt reden und sich insgeheim fragen, was dieser ausländisch aussehender Mensch da am Computer schafft. Versteht mich nicht falsch – ich habe sie eigentlich sehr gern denn im Grunde sind es herzensgute Menschen die halt eben in ihr eigenes Universum leben.
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Da das Haus auf Feur-De-Lys nun auch nicht mehr zur Verfügung stand zogen wir in ein Haus vom Umweltamt. Dazu sollte man erwähnen, dass viele Arbeitgeber in der Apartheids-Ära den weißen Arbeitnehmern für kleines Geld wenn nicht gar umsonst ein gemütliches Haus zur Verfügung stellte. Darüber, wo die schwarzen Arbeiter wohnen mussten, sollte ich ein anderes Buch schreiben. Es war jedenfalls nicht zu vergleichen. Die folgenden fast drei Jahren brachten mich der Natur noch näher denn das Haus war nun mitten im Busch und sogar einige Kilometer vom kleinen Dorf entfernt, das nur ein Laden, ein Postamt, ein Rangierbahnhof und später eine kleine Maismühle sowie 50 Menschen beherbergte.
Da Mitte der Achtziger noch der Angolakrieg wütete und zeitweise auch in Südafrika in der Nähe der Luftwaffenstützpunkte höchste Sicherheitsstufe herrschte, wurde unser Schulbus des Öfteren durch einen gepanzerten Truppentransporter ersetzt. Dieses Fahrzeug war so geformt, dass es sogar die berüchtigten Landminen (von denen es bei uns zum Glück keine gab; jedoch in Angola und auch ganz unweit in Mosambik) widerstehen würde. Wir mussten zusammengepfercht im hohen, engen Gefährt sitzen und hatten es im Winter nicht gerade warm, doch war es auch ein Riesenspaß und ein besonderes Gefühl, so umsorgt zu werden.
Nachdem wir mittags die circa dreißig Kilometer von der Schule am Hang des Mariepskop zurückgelegt hatten, konnten wir nach Lust und Laune den Busch unsicher machen. Immer auf der Hut für Bobbejane die hier oft mannshoch auf den Hinterbeinen stehen konnten und ziemlich aggressiv sein konnten. Gleich am Haus war ein kleines Bächlein wo wir zwischen Felsen Verstecken spielen konnten und etwas weiter schlängelte sich ein recht ansehnlicher Fluss durch die Hügel – dieser war, für die Region ungewöhnlicher weise , von Krokodilen, Nilpferden und Bilharziose nahezu befreit und so hatten wir oft unser Spaß beim Schwimmen im seichten, klaren Wasser. Die eine oder andere Schlange gab es natürlich – diese schwimmen viel lieber als man annehmen mag – und einmal hatte sich sogar ein kleines Nilpferd unter der sehr niedrigen Brücke gleich unterhalb unseres Hauses festgesetzt und musste leider aus seiner Misere befreit werden. Man redete Jahre später noch davon.
Ein sicheres Highlight war für uns die enorm hohe Bahnbrücke, die mit neun riesigen Bögen den Fluss überspann. Gerne kletterten wir hinauf und sahen zu, wie ein Schotterstein mehrere Sekunden brauchte bis es schließlich ins Wasser platschte. Natürlich war es strengstens verboten, diese Brücke wegen seine schieren Höhe und niedriger Brüstung zu betreten, doch was stellt man ansonsten schon als Kind in so einem abgelegenen Ort an? Ich machte es mir zur Hobby, die sonnengebleichten Schädel der verendeten Tieren zu säubern und im Garten aufzustellen: Gnu, Giraffe, Impala, Blauaffe, Pavian, Warzenschwein. Alles lief dort irgendwo herum und wurde irgendwann mal zu Skeletten reduziert.
Einmal lief in nonchalant im dichten Busch herum, als ich den Rumpf eines sandfarbenen Tieres sah – ein Löwe!! - dachte ich panikartig, denn alles war möglich. Ich erstarrte schweißgebadet und musste schließlich doch einen Ton von mir gegeben haben oder der Wind hatte sich gedreht denn das formidable Tier drehte sich um und es war nur – ein Kudu. Den gewundenen Hörnern schüttelnd also ob es mich für meine Angst auslachte, stapfte es anmutig davon. Die gefährlichsten Mitbewohner des Busches waren mithin die Ameisen und Termiten, die dort groß wie die Breite eines Daumes werden konnte und einen ordentlichen Biss hatten. Vor allem die schwarzen Ameisen verstanden es, an heißen Tagen jede freie Erdfläche, vor allem in unserem Garten, vollständig mit ihren
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