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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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sagen, doch der Zeitpunkt spricht für sich – versuchte Nathalie sich mit Tabletten das Leben zu nehmen. Zum Glück fand ihre Mutter sie rechtzeitig und sie landete zur Beobachtung in der Klinik der Luftwaffe Hoedspruit, wo ich sie dann auch mehrmals besuchte.
    Dies und anderen Faktoren (mein geliebtes Fahrrad war hinten im Laden beispielsweise von den Kollegen beim Hantieren mit einem 200-Kilo gefrorenem Giraffennacken am Stück zerdeppert worden) ließen mich meinem Plan festigen, mit achtzehn und nach nur neun monatigen Arbeit, zu meinen Verwandten nach Köln auszuwandern. Ich hatte genug vom bourgeoisen Ort, wo mich mittlerweile jeder kannte (und auch irgendwie gern hatte) und ich meine schlimme und unnormale Sexualität, denn so empfand ich es, nicht mehr lange hätte verstecken können. Gerüchte kursierten über zwei anderen Schwulen, die mich erschauern ließen: Einer, der mich bereits im Visier hatte, war ein übergewichtiger Koch der Luftwaffenkantine und soll  angeblich einigen Rekruten belästigt haben; Ein anderer, der sich nie blicken ließ und dessen Mutter die scheinbar traurigste Frau des Dorfes war, hätte wohl AIDS und konnte deshalb nie das Haus verlassen. Ein schräger, schwarzer Drag Queen lief schließlich auch durchs Dorf und kaufte sogar bei uns ein. Bei den Schwarzen ist Homosexualität ein ziemliches Tabu und er muss daher recht mutig gewesen sein, in seinem rosa Kleidchen herum zu stolzieren. Jan sagte mir einmal scherzhaft, wäre ich schwul würde er mich nicht ans Fleisch lassen denn dann könnte ich den Kunden mit AIDS infizieren. Ich lachte laut und mackerhaft aber das ging mir zu weit – ich musste WEG aus dem Provinznest, wie viele vor und nach mir, an ähnlichen Orten dieser Welt.
     
     
    All the old paintings on the tomb
    They do the sand dance, don'cha know?
    If they move too quick (Oh-Way-Oh)
    They're falling down like a domino
     
    And the bazaar man by the Nile
    He got the money on a bet
    GOLD crocodiles (Oh-Way-Oh)
    They snap their teeth on a cigarette
     
    Foreign types with their hookah pipes sing:
    Way-oh-way-oh-way-ooo-aaa-ooo...
    Walk like an Egyptian.
     
    -Swakobmund-
    In Europa ist es oft viel einfacher, eine fremde Stadt ohne Navigation zu verlassen und etwa zur Autobahn zu finden, als wenn man in der Stadt hineinfährt und mühsam etwas suchen muss. Nicht so in einigen Kleinstädten hierzulande. Sind die Etablissements am Ortseingang ausgeschildert, findet man oft und sicher durch weitere Hinweisschilder ans Ziel. Beim Verlassen der Stadt oder auf der Durchfahrt kann man sich jedoch mal ordentlich verfahren und landet oft sogar im für Europäer unliebsamen Ghetto. Schilder, die auf den Nachbarstädten hinweisen, fehlen oft völlig. Oder so meine bescheidene Erfahrung.
    Heute in Walvisbaai, nachdem ich vor einer langen Schlange am Geldautomaten zurückschrak, fand ich den Weg nach Swakobmund zum verrecken nicht und kurvte bald durch die Viertel der Hafenarbeiter. Ich sehe darin, wenn ich es nicht eilig habe, immer etwas positives denn jede Erfahrung und jeden Ort den ich sehe ist für mich eine Bereicherung. Auch, wenn ich aus dem Ort schleunigst wieder weg möchte. Schließlich fand ich die Straße nach Norden, die alleenartig von tausenden von Palmen gesäumt wird. Woher kommt hier in der Namib das Wasser dafür? Durch den vormittäglichen Nebel fuhr ich die, für namibischen Verhältnissen, äußerst stark frequentierte Straße entlang, schaute dabei voller Ehrfurcht auf den hohen, hellen Dünen der Wüste und die Fluten des Atlantiks. Ansonsten gibt es auf der 30-Kilometerlangen Strecke nichts zu sehen.
    Nähert man sich Swakobmund bemerkt man jedoch bereits die Ausläufer der Touristen-Industrie in Form von Urlaubern, die auf Quadbikes über den ansonsten ungestörten Dünen brettern. Man kann sich hier offenbar auch ein Brett unter dem Allerwertesten schieben und damit die Dünen hinunterrutschen – sicher ein Riesenspaß, doch ich habe mir mein Adrenalin bereits beim Befahren der endlosen Schotterstraßen geholt.
    Der Ortseingang ist zugleich der Fluss Swakob, der momentan wenig Wasser führt und an dessen Mündung es nicht einmal ins Meer läuft sondern nur im Sand versickert. Pfeilern einer alten Brücke stehen in dieser kleinen Lagune und bieten einen interessanten Anblick: hunderte schwarze Kormorane sitzen hier nebst zahlreiche, dreimal so große Pelikane, deren Federn orange-rosa im diffusen Licht zu leuchten scheinen. Man fährt praktischer Weise

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