AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
festzustellen (ich w ar froh, dass es wenigstens die Avocados der Heimat zu kaufen gab). Das Team bestand aus derben Typen, die mir als mit-Einwanderer zugleich Schimpfwörter wie LMAA und dergleichen beibrachten. Doch das Geld, dass ich vierdiente machte alles wett, denn es war viel mehr als ich es mir daheim hätte vorstellen können – bald konnte ich ordentlich einiges beiseite legen.
Meine ersten Ausflüge aus dem kleinen, entlegenen Vorort in die Stadt brachten mich meist ins Kino oder zum Einkaufen warmer Kleidung, von der ich vorher kaum etwas besessen hatte. Ich ging auch bald in ein Tattoo-Studio, um mir einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen und mein Oberarm fürs Leben mit einem Band aus Stacheldraht, Symbol des getrennten Südafrikas (oder so ähnlich) zu zieren. Das Tattoo geht rings herum – ich konnte Schmerzen ertragen!
Im damals noch zwielichtigen Bereich nördlich des Kölner Hauptbahnhofes war ich nach einer sehr späten Kinovorstellung mal gestrandet - ich hatte die letzte die S-Bahn knapp verpasst. Dort fand ich durch Zufall eine Zeitung für Schwule und Lesben und ich staunte nicht schlecht, dass es sich hier um eine Metropole auch für meinesgleichen handelte. Demnächst sollte ein riesiger neuer Club mitten in der Fußgängerzone eröffnen und, zum zittern aufgeregt, nahm mir fest vor, dort hin zu gehen.
Hier geht man gern verloren
Köln ist von hinten und von vorn
Die Stadt, die hat was uns gefällt
Leben kann man überall doch für uns, auf jeden Fall
Ist Köln der geilste Arsch der Welt
-Windhoek-
Nachdem ich heute erst einmal alles vom nächtlichen Nebel trocknen musste, machte ich mich mal wieder verspätet auf dem Weg. Die Sonne brannte bereits um 10:00 Uhr und ich beschloss, mir die Namib nördlich von Swakobmund anzuschauen und gegebenfalls einige schöne Bilder zu machen. Die Straße aus Salz in Richtung Hentiesbaai ist fest, glatt aussehend und ohne Markierung aber ansonsten unterscheidet sie sich nicht von einer normalen Straße. Die Wüste hier enttäuschte mich ein wenig, denn sie hat keinerlei Sanddünen mehr sondern ist eine flache Ebene aus Sand, bestreut mit dunklen Felsbrocken und hier und dort ein kleines Büschchen. Offenbar wachsen hier in der Nähe auch die faszinierenden Welwitschias, Pflanzen mit nur zwei langen, ledrigen und vielfach zerrissenen Blättern die bis zu 2.000 Jahre alt sein sollen. Ich machte mich auf die Suche in der Annahme, man hätte diese Naturwunder wohl ausgeschildert, doch irgendwie verpasste ich die Ausfahrt.
Weiter ging es in Richtung meines Tagesziels, der Hauptstadt Windhoek. Unterwegs, diesmal auf der nervenschonenden Hauptstraße, erreicht man wieder das Hochland das, zunächst noch recht karg, in Richtung Osten immer dichter bewachsen ist. Auf halbem Wege hat man wieder eine ordentliche Savanne vor sich, mit Dorn-Akazien, hohe Gräser und Büschen und auf Seiten der Fauna, gleich am Straßenrand meterhohe Termitenhügel und zahlreiche Warzenschweine. Berge von bis zu 2.300 Metern Höhe lassen ich an vielen Stellen erkennen und davon ist einer ganz besonders geformt: der Spitzkoppe sieht aus der Ferne aus wie ein Alpengipfel doch nähert man sich ihn – was ich, einen kleinen Umweg in Kauf nehmend, auch tat – schaut man auf zwei majestätischen Gebilden aus Dolomit, an dessen Fuß ein kleines gleichnamiges Dorf vor sich hin schlummert. Aufgrund der steilen Hänge ist dies wohl ein beliebtes Ziel für Felskletterer. Hier versucht man auch, aus dem Verkauf von Bergkristallen ein Zubrot zu gewinnen und präsentiert diese an mehreren Ecken entlang der Staubstraße.
Wieder auf Kurs, nach einem ein fachen Mittagsmahl am Berg, fuhr ich dort drei mittelgroßen Ortschaften, wo man auftanken oder wenn einem danach ist, an eines der vielem Farmstalls verweilen kann. Das Leben scheint hier ansonsten aber still zu stehen. Von der B2 fährt man 60 Kilometer vor der Hauptstadt auf die B1, die in den ersten zwei Dritteln dieser Strecke, für namibische Verhältnisse, stark überlastet war. Ohne Straßenschulter zum Ausweichen langsamer Gefährten, formte sich eine Schlange aus zwanzig Fahrzeugen, die immer wieder bremsen und beschleunigen mussten. Mit durchschnittlich 90 Stundenkilometern ging dieser Stau dann doch noch recht flott voran. Kurz vor Windhoek ist die B1 dann, wie es sich gehört, autobahnartig ausgebaut und man ist froh, mal wieder zivilisier fahren zu können.
Die Stadt, in der rund einem Drittel der
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