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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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dieses Tempo schütz nicht vor umherlaufendem Vieh oder die an einigen Stellen bis zur Hälfte abgebröckelten Straßen. Eine afrikanische anti-Idylle, doch was erwartet man denn schon?
    Am größeren Ort Sehithwa, wo sich auch mehrere öffentliche Einrichtungen befinden und die Umgehungsstraße(!) sehr ordentlich hergerichtet wurde, grenzt der Lake Ngami, der über einen kurzen Abstecher vom Dorf aus, oder außerhalb über einem nur für 4x4 zugänglichen Weg erreichbar ist. Hier lassen sich offenbar gut Fische fangen und an der Straße vom Dorf kommend, die kurz darauf in den Fluten verschwindet, standen eine Vielzahl prächtigen schwarzen Storchen die scheinbar auf ihren Teil vom reichlichen Fischfang warteten. Der See war von der Stelle aus gesehen eher eine überflutete Savanne – nicht weit konnte man vor lauter Bäumen darauf blicken. Das ließ ahnen, was mir im Delta bevorstand.
    Eine Stunde Fahrt entfernt liegt der Mittelpunkt diese Region: Maun, eine sehr weit an der Hauptstraße entlang gestreckter Ort mit vielen Geschäften, Banken, Wechselstuben, Tankstellen. Reger Verkehr herrschte hier und an vielen Stellen wirkte alles sehr informell – von Planung keine Spur. Touristische Hinweisschilder sucht man vergebens sondern fährt einfach der Straße entlang, bis man hoffentlich fündig wird. So fand ich eine Bank, die leider um 16:00 Uhr schon zu hatte, eine Wechselstube die keine namibischen Dollar umtauschte und einen ziemlich guten und günstigen Supermarkt, der jedoch meine Zigarettenmarke nicht hatte. Bis im Ortskern war keine für mich geeignete Unterkunft zu erkennen und so fuhr ich, langsam gatvol und genervt, weiter und versuchte die vielen, oft verwitterten Schilder zu lesen.
    Fast am Rande der Stadt fand ich dann den Hinweis auf einem Resort mit Campingplatz. Über eine Sandstraße, auf dem ich einmal beim Ausweichen des Gegenverkehrs fast stecken blieb, erreichte ich das Etablissement und wurde von der nächtlichen Rate des Campsites freudig überrascht – nie hatte ich weniger zahlen müssen. Es gab zwar keinen Strom am Platz doch dafür warmes Wasser, ein Schwimmbad, ein kleines Restaurant und Bar mit WLAN, eine Promenade direkt am Delta, wo abends eine wahre Symphonie aus Froschstimmen ertönt und einen Bootsverleih. Trotz allem war ich heilfroh, an diesem warmen, sicheren Ort an eines der größten Naturschauspiele dieser Welt zu sein und beschloss kurzerhand, mindestens zwei Tage zu bleiben.
     

    * * *
    Kurz vorm sehnlich erwartetem Jahrtausendwechsel (alles! würde anders werden!), es kursierte seit Längerem das Y2K-Gerücht, dass besagte, dass Computer die überhand nehmen würden oder Ähnliches, flaute Kevins und meine Beziehung rasant ab. Er schien unzufrieden und frustriert in seinem Job, sah keine Aufstiegsmöglichkeit. Ich war von meiner Ausbildung derart ausgelastet, dass ich nicht viel Energie für ihn oder das ständige Feiern gehen hatte. Eine gemeinsame Reise nach Südafrika, wo wir im Winter an der Ostküste kampierten, uns langweilten und generell dennoch zu viel Geld ausgaben, trug nicht zum allgemeinen Fehlen der Harmonie bei. Dann musste ich letztendlich entdeckte, dass Kevin ohne meines Wissend mein Geld („Geld wird nie zwischen uns zu stehen kommen, oder?!“), für irgendwelche Telefon-Hotlines ausgab, denn der Anschluss lief auf mich. Damals konnte man dabei noch schnell und locker einige Tausend Mark loswerden und es kam deshalb zwischen uns zum heftigen Showdown. Nach anderthalb Jahren gab es schon überraschend viele andere Vorwürfe: wir wären uns nicht treu war der geringste davon. Hals über Kopf beschloss ich, meine Sachen zu packen und fortan alleine zu wohnen.
    An eine Wohnung in Köln zu kommen wenn man in der Ausbildung war, keine Elternbürgschaft vorweisen konnte und keinen weiteren Einkommen hatte, stellte sich als sehr schwierig heraus. Ich gab jedoch nicht auf und ergatterte, nach vielen Telefonaten und mehrere Besichtigungen, ein 17-Quadratmeter-Zimmer in einem privaten Studentenheim Nahe der Uni und der Uniklinik, wo ich mit Leuten aller Herren Länder das Etagenbad teilte und nur im dunklen, verwinkelten Keller kochen und waschen konnte. Der Preis war auch nicht zu verachten – bald konnte ich mir kaum noch dem Essen leisten und sowieso hatte ich anfangs keinen Kühlschrank (später nur einen klitzekleinen, der über Jahrzehnte mehrfach den Besitzer gewechselt hatte). An meinen freien Tagen ging ich daher meist einmal wieder ins Hotel um dort

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