Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
Vom Netzwerk:
Kollegen dazu sagen? Sehr unsicher, daher behielten wir es für uns, bis auf anderen Betroffenen die wir aus dem Clique flüchtig kannten. Selbsthilfegruppen? Nein, danke!
    Für mich kamen enge Freundschaften, bei denen mein Zustand irgendwann unausweichlich herauskommen würde, fortan nicht mehr in Frage und so erlebte ich meine neue Berufsschule so ziemlich als Einzelgänger. Nur mit den Kollegen aus meinem Hotel mischte ich mich. Zukunftspläne; Karriere? Unsicher. Ich beschloss bereits unterbewusst, die Lehre möglichst zu Ende zu bringen und danach einen möglichst sicheren Einstiegsjob zu finden. Stress würde meine Gesundheit gefährden, daher Hotelmanager: nein; Flugbegleiter: nein; Auslandsaufenthalte: nein. Und so weiter.
    The show must go on . Ich strengte mich nach Kräften im Hotel und der Schule an; war unter den Kollegen und Chefs sowie Lehrern beliebt und versteckte meine mich plagenden Nebenwirkungen allzu gut. Diese waren vor allem Sodbrennen und Appetitverlust – für mich einen sehr ungewöhnlichen Zustand! Monate lang ging es so weiter, bis ich eines Tages mit roten Flecken am ganzen Körper sowie völlig aufgeplatzte Lippen und Schleimhäute aufwachte: das eine Medikament hatte eine schwere allergische Reaktion hervor gerufen. Ab ins Krankenhaus, noch gerade so unter eigener Kraft, für zwei Wochen. Meiner Chefin musste ich irgendetwas von Penicillin erzählen und sie schluckte es. Mit viel Cortison bekam man mich wieder fit und während ich in dieser Vorweihnachtszeit dort behandelt wurde, kamen lauter Medizinstudenten um sich meinem Zustand anzusehen und mich von oben bis unten zu fotografieren. Anscheinend war es eine eher seltene Reaktion. Das Medikament wurde schnellstens abgesetzt und ein anderes verschrieben. Ich bangte und hoffte und wurde belohnt: Der Appetit kam wieder, die Nebenwirkungen verschwanden, das Leben hatte mich wieder!
    Bei der nächsten Blutprobe dann die freudige Nachricht: Der so genannte Viruslast, in Kopien pro Milliliter Blut gemessen, der bei einem gefährlich mit HIV infizierten Menschen bei mehreren zehntausend bis hunderttausend liegen kann, war bei mir auf unter des so genannten Nachweisgrenze von vierzig gefallen. Die Helferzellen, maßgebend für den Immunzustand, waren auf fast eintausend pro Milliliter Blut angestiegen: besser als der Durchschnittliche Wert eines Erwachsenen. Ich war nicht geheilt, würde es nie sein und immer weiter Medikamente nehmen müssen auf Kosten der Krankenkasse und mit erheblicher Selbstbeteiligung, doch ich konnte aufatmen denn an AIDS würde ich nicht erkranken. Kevin ging es, mit dem ursprünglichen mir vergeblich verschriebenen Medikament, übrigens ähnlich gut.
    Er ergatterte eine Festanstellung in dem Altersheim und wir konnten es uns gerade so leisten, in eine größere Wohnung im gleichen Haus zu ziehen. Sie hatte ein Schlafzimmer! Eine klitzekleine Küche! Einen Balkon! Innerhalb eines Nachmittags zogen wir mit Allem durch den Flur und holten diverse Möbel von Bekannten ab, die man uns kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Kevin verstand es schon immer, sich Gefallen einzuholen.
    Ich war bald so erschöpft von der ganzen Schlepperei, dass ich im tiefer gelegten Garagentrakt des Wohnblocks mit dem Dach des Lieferwagens um Haaresbreite einen Balkon rammte. Doch alles kam heil an und musste teilweise nur noch ordentlich gereinigt werden… Einen Drachenbaum, übrig geblieben von einer Feier im Hotel, machte die 30-Quadratmeter-Wohnung erst gemütlich. Dazu viele Kerzen, nette selbstgebaute Deckenleuchten, einen ordentlichen Fernseher, ein Computer. Es ging vorwärts, am Ende des Tunnels schien ein Licht - oder so dachte ich.
     

T  E  I  L   3
     
    We’ve got stars directing our fate
    And we’re praying it’s not too late
    Cause we know we’re falling from grace
    Millennium
     
    -Maun-
    Ganz ungewöhnlich für mich, packte mich am Morgen an den Popa Falls eine Entschlussträge, irritierend wie zehn Mückenstiche. Ich war nun schon am Okavango – sollte ich nicht doch die vierhundert Kilometer nach Maun, am unteren Ende des weltweit größten Inlanddeltas, auf mich nehmen? Also Botswana besuchen! Der Plan vom Vortag war es, durch den Caprivi-Streifen bis ans äußerst östliche Ende zu fahren und direkt nach Zimbabwe herüber zu setzen (laut Landkarte schlechte, zum Teil nicht vorhandene Straßen und eine Fahrt mit der Fähre). Alternativ würde ich bei Katima Mulilo nach Zambia hineinfahren und die Victoria

Weitere Kostenlose Bücher