AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
hielt. Jisses ich dachte mein kleiner Bruder würde mich mit aller Macht treten aber der hatte anderes vor: Die Sehnsucht trieb den 3-jährigen zu Fuß in Richtung Umweltamt, 5 Kilometer entfernt. Auf halbem Wege fand man ihn am Straßenrand… hört sich furchtbar an aber nichts war dem zähen Burschen passiert – meine Eltern und ich hatten den größeren Schock doch da mussten wir durch.
The road is long with many a winding turn t hat leads us to who knows where
Who knows when
But I'm strong
Strong enough to carry him
He ain't heavy, he's my brother
-Noordoewer-
Ab Garies, in Richtung Springbok und Richtersfeld, fuhr ich heute geradezu in den Wolken hinein. Wie stellt man sich eine Landschaft vor, wenn man es bislang nur als Darstellung im Atlas gesehen hat? Wohl etwas besser, wenn der Atlas auch die Höhenlinien zeigt, doch ich hatte ganz vergessen, dass man hier wieder zum Plateau hinauffährt. Schier endlos scheint sich die Straße immer weiter nach oben zu winden und mit dem kleinen Motor und einem steifen Gegenwind ist das Vorankommen langsam, doch gibt es umso mehr zu sehen. Ein feiner Mist oder Nieselregen benetzte das Hochland und gab es die Erscheinung eines schottischen Moores. Bei näherem Hinsehen bemerkte man jedoch die widerstandsfähigen afrikanischen Sukkulenten und Fynbos , die spärlich die Landschaft bekleiden. Von Landbau kaum noch eine Spur.
Die Hügel, Koppies genannt, sind hier oft glatte Kuppel aus grau-braunem Granit, die scheinbar seit millionen Jahren unverändert daliegen. Hier gibt es schließlisch auch kaum Erosion: Es fallen im Jahr sporadisch nur 80-160 Millimeter Regen und wie ich heute sah, geschieht dies nicht in Schauern sondern ganz, ganz sanft. In einem Monat werden die zahlreichen Blumen ihre kurze Pracht entfalten und Horden der Touristen hierher locken. Doch auch (gerade) so herrscht hier bestimmt eine gewisse Magie.
Auf dem Zenit dieses Hochlandes liegt, in Koppies eingebettet und von Sandfarbenen Häusern geprägt, das Städtchen Springbok. Dieser geschäftige Ort scheint fast alle Menschen der Gegend Heim zu sein oder zumindest an Freitagen und Samstagen anzulocken. Die meist braunfarbige Bevölkerung zeigt sich fast noch mehr als anderswo stoisch in ihrer Armut. Die Großen, neuen Trucks mit Anhängern und Bullbars aus blitzendem Chrom gehören nur den weißen, meist Afrikaner Touristen, die hier auf dem Weg ins 4x4 und Safari-Abenteuerland noch eine gemütliche Mittagspause in eines der beiden Restaurants einlegen. Man ist mit allem ausgerüstet, was die Industrie bietet, und nach außen hin deutlich zu sehen sind vor allem die zahlreichen Benzinkanister, Jerrycans, die man an jeder freien Stelle der Gefährten fest angeschlossen hat. Mit Sack und Pack, Kind und Kegel und viel Geld begibt man sich ins Abenteuer, aber bitte ohne Risiko! Ich habe es wie gesagt lieber etwas einfacher – wo ist denn sonst der sprichwörtliche Witz?
Als einzigen an diesem Tag, anscheinend, mache ich mich auf dem Weg ins 15 Kilometer entfernt, abseits der N7 gelegene Goegab Nature Reserve. Auf 15.000 Hektar hat man hier ganz erfolgreich die typische Pflanzen-und auch Tiervielfalt der Region zum Anfassen bewahrt. Auf einem überschaubaren Rundweg kann man auch ohne 4x4 die Natur bestaunen. Man fährt zwischen Koppies und ausgedehnten Ebenen an lauter noch ausgedörrten Büschchen vorbei, dessen Äste sich dennoch in den verschiedensten Farben zeigen. Hier und dort steht ein Kokerboom , wie eine Art Aloe die über Jahrhunderte zum Baum hinaufgewachsen ist und sich nun mit hellgelben, zäpfchenförmigen Blüten krönt. Die hier noch zahlreichen, majestätischen G emsbok (Oryx) hingegen, Antilopen mit eine auffällig weiß-schwarz-braune Zeichnung und meterlange, gerade spitze Hörner, scheinen sich an der Rinde oder Füße der Kokerbome irgendwie gütlich zu tun oder darunter Feuchtigkeit zu finden, denn diese sind oft auffällig angenagt.
Die andere, auf dem ersten Blick ähnliche Gewächse: die bizarren, hohen Elephantenfüße die man in höheren Lagen findet auch Halfmens: Halbmensch genannt. Sie sind laut Khoikhoi -Sagen diejenigen ihrer Vorfahren, die nach eines Konfliktes mit einem anderen Stamm, auf der Flucht gen Süden waren als sie sich noch einmal sehnsüchtig umdrehten, um dann zu Bäumen zu erstarren. Goegab war gerade heute, als es nahezu menschenleer war und die Hügel fast in den niedrigen Wolken verschwanden, ein absolut magischer Ort
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