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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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zuvor, hundertfach finden, wenn ich will, und selbst wenn ich nicht will. Aber wo soll ich einen solchen Freund finden wie dich, mein Holly?« Sie beugte sich zu mir, und ihre Lippen berührten meine Stirn – nur eine sanfte Berührung, nicht mehr.
    Ayeshas Atem duftete wie Rosen, und Rosenduft hing auch in ihrem glänzenden Haar; ihr Körper glänzte wie eine Perle, die eben aus dem Meer geboren wurde; auf ihrer Stirn sah ich einen matten, doch deutlich wahrnehmbaren Lichtschimmer, kein Bildhauer hat jemals einen so vollendeten Arm geschaffen, wie den, der jetzt ihren Schleier hielt; keine Sterne des Himmels hatten jemals so klar geleuchtet wie ihre dunklen, geheimnisvollen Augen.
    Und doch empfand ich für sie, selbst in jenem Augenblick, als ihre Lippen mich berührten, nur eine göttliche Liebe, die von keiner menschlichen Leidenschaft verunreinigt wurde. Einst – ich gestehe meine Schande ein – war es anders, doch bin ich jetzt ein alter Mann und über solche Schwächen hinweg. Außerdem: hatte Ayesha mich nicht Wächter, Beschützer, Freund genannt und geschworen, daß ich auf ewig mit ihr und Leo dort leben sollte, wo alle irdischen Leidenschaften vergangen sind? Ich wiederhole: was könnte ich mehr verlangen?
    Ayesha nahm Leo bei der Hand und trat mit ihm in den gedeckten Teil der Felsenkammer zurück, und sie zitterte ein wenig, als ob ihr kalt wäre. Ich freute mich darüber, erinnere ich mich, da es mir zu beweisen schien, daß sie doch ein Mensch war, so göttlich sie auch erscheinen mochte. Jetzt warfen sich ihr Priester und ihre Priesterin vor ihrer neugeborenen Schönheit zu Boden, doch sie bedeutete ihnen, sich zu erheben und legte beiden die Hand auf den Kopf, als ob sie ihnen den Segen erteilen wollte.
    »Mir ist kalt«, sagte sie, »reicht mir meinen Mantel!« Papave legte ihr den Purpurmantel um die Schultern, der Ayesha noch mehr königliche Würde verlieh.
    »Nein«, fuhr sie fort, »es ist nicht meine verlorengegangene Gestalt, welche mein Herr mir durch seinen Kuß wiedergegeben hat, die im kalten Wind erschauert, es ist das Selbst meiner Seele, die dem bitteren Atem des Schicksals entblößt wurde. Oh, mein Geliebter, mein Geliebter, gekränkte Mächte sind nicht leicht zu versöhnen, selbst wenn sie zu vergeben scheinen, und obgleich ich nun nicht mehr eine Beleidigung für deine Augen bin, wie lange uns das Zusammensein auf dieser Welt gewährt werden wird, weiß ich nicht. Vielleicht nur eine kurze Stunde. Doch bevor wir an einen anderen Ort abberufen werden, wollen wir unsere Zeit genießen, wollen wir so tief aus dem Becher der Freude trinken wie wir aus dem Becher des Leids trinken mußten. Ich hasse diesen Ort, denn hier habe ich mehr gelitten, als jede andere Frau auf dieser Erde, oder jeder Dämon in der Hölle. Er ist furchtbar, und voll böser Omen. Ich bete, daß meine Augen ihn nie wiedersehen müssen.
    Sage, was geht in deinem Kopf vor, Magier?« Sie wandte sich ruckartig Simbri zu, der mit über der Brust verschränkten Armen an der Wand lehnte und sie prüfend anblickte.
    »Nur ein vager Schatten kommender Ereignisse, du Schöne«, antwortete er. »Ich besitze, was dir bei all deiner Weisheit verwehrt worden ist: die Gabe der Präkognition, und ich sehe einen Mann tot in seinem Blut ...«
    »Noch ein Wort«, unterbrach sie ihn mit einer Heftigkeit, die aus einer dunklen Angst geboren wurde, »und du bist dieser Mann. Narr! Versuche mich nicht, jetzt, wo ich wieder bei Kräften bin und mich meiner alten Feinde entledigen könnte, auf daß ich nicht das Schwert nehme, das du mir in die Hand drückst.« Ihre Augen, die eben noch so ruhig und glücklich gestrahlt hatten, funkelten ihn wie feurige Kohlen an.
    Der alte Schamane wich vor ihrem Blick zurück.
    »Du Erhabene«, stammelte er, »jetzt und immer grüße ich dich. Ja, jetzt wie von Urbeginn an, den nur wir kennen. Ich wollte nicht weitersprechen; das Gesicht des Toten wurde mir nicht enthüllt. Ich sah nur, daß ein noch ungekrönter Khan von Kaloon auf dem Boden liegen wird.«
    »Zweifellos wird ein Khan von Kaloon am Boden liegen«, antwortete sie eisig. »Fürchte dich nicht, Schamane, mein Zorn ist verraucht; doch sei weise, mein Feind, und prophezeie mir kein weiteres Übel. Kommt, laßt uns hinaustreten!«
    Von Leo geführt trat sie auf die Plattform hinaus, die den höchsten Punkt des Pfeilers bildete. Die Sonne war aufgegangen, und ihr Licht tauchte den schneebedeckten Gipfel, die tief unter uns liegenden

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