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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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und noch endloseren Meditationen, waren sie Bauern, die den fruchtbaren Boden am Fuß der Berge bestellten und sich um ihre Yak-Herde kümmerten. So führten sie ein frommes Leben, bis sie eines Tages an Altersschwäche starben und, wie sie glaubten – und wer würde zu behaupten wagen, daß sie sich irrten –, den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen in einer anderen Gestalt, an einem anderen Ort, fortsetzen würden.
     
    Kurz nach unserer Ankunft im Kloster, noch am gleichen Tag, begann der Winter mit bitterer Kälte und Schneestürmen, die so anhaltend und so häufig waren, daß die Wüste mit einer dicken Schneeschicht bedeckt wurde. Uns war sehr bald klar, daß wir bis zum Frühjahr hier bleiben müßten, da ein Weiterziehen, ganz gleich in welche Richtung, einem Todesurteil gleich käme. Etwas verlegen erklärten wir Abt Kou-en unsere Lage und schlugen vor, in einen der Räume in dem verfallenen Teil des Klosters zu ziehen und uns von Fischen zu ernähren, die wir fangen würden, indem wir ein Loch in das Eis des zugefrorenen Sees oberhalb des Klosters hackten, und von dem Wild, falls es welches geben sollte, das wir in dem dichten Gehölz von Krüppelkiefern, der das Kloster an drei Seiten umgab, schießen oder in Fallen erbeuten konnten. Aber davon wollte er nichts hören. Wir seien als Gäste zu ihm geschickt worden, erklärte er, und wir sollten seine Gäste bleiben, solange es uns gefiele. Wie könnten wir ihm zumuten, das Gesetz der Gastfreundschaft zu brechen? Außerdem, bemerkte er mit seinem trockenen Kichern: »Wir, die wir hier alleine leben, hören gerne etwas über das große Kloster, das die Welt genannt wird, wo es den Mönchen nicht so gut geht wie uns, die wir in so gesegneten Umständen leben, und wo die Menschen sogar hungerten – an Körper und an Seele.«
    Das Anliegen dieses gütigen, alten Mannes war, wie wir später feststellen sollten, unsere Füße auf dem Weg zu lassen, bis wir das Ziel, die Wahrheit, erreicht haben würden – das heißt, bis wir so perfekte Lamas geworden waren wie er und seine fromme Herde.
    Also gingen wir auf dem Weg, wie wir es schon in vielen anderen Lamaklöstern getan hatten, nahmen an den langen Gebetssitzungen in der Tempelruine teil, studierten das Kandjurm , die ›Übersetzungen der Worte‹ Buddhas, die Bibel der Lamas (eine ziemlich umfangreiche), und bewiesen immer wieder, daß unsere ›Gehirne geöffnet‹ waren. Wir schilderten ihnen auch die Doktrinen des Christentums, und sie waren entzückt, wenn sie viele Ähnlichkeiten zwischen unserem und ihrem Glauben feststellen konnten. Wenn wir über einen längeren Zeitraum hinweg hätten bei diesen Mönchen bleiben können – sagen wir einmal: zehn Jahre lang –, so hätten wir sicher einige von ihnen dazu bringen können, eine neue Erleuchtung zu akzeptieren, deren Propheten wir gewesen wären.
    Wir erzählten ihnen zwischen den religiösen Exerzitien viel von dem ›Kloster, das die Welt genannt wird‹, und es war ergreifend zu erleben, wie gespannt und begierig sie unseren Berichten über fremde Länder und Menschen anderer Rassen lauschten; sie kannten ja nur China und Rußland und ein paar halbwilde Stämme, die Bewohner der Berge und der Wüste.
    »Es ist gut, daß wir von anderen Ländern und anderen Menschen erfahren«, erklärten sie. »Wer weiß, vielleicht werden wir in späteren Inkarnationen in einem dieser Länder geboren.«
    Doch obwohl die Zeit auf diese Weise relativ rasch verging, und wir in Bequemlichkeit, verglichen mit manchen vergangenen Erfahrungen sogar im Luxus lebten, waren unsere Herzen von Unruhe erfüllt, denn in ihnen brannte das verzehrende Feuer unserer Sehnsucht. Wir fühlten, daß das Ziel unserer jahrelangen Suche greifbar nahe lag – ja, wir wußten es. Wir wußten es, doch die Umstände verwehrten uns, auch nur einen einzigen Schritt zu tun, um unserem Ziel näherzukommen. Immer noch peitschten Stürme über die Wüste, trieben Wolken von Schnee vor sich her und türmten ihn zu turmhohen Verwehungen auf, unter denen jeder Mensch lebendigen Leibes begraben werden würde. Wir mußten hier ausharren und warten, es gab keine andere Möglichkeit.
    Wir fanden nur eine Ablenkung, nur eine einzige: in dem verfallenden Teil des Klosters entdeckten wir eine Bibliothek, eine recht umfangreiche Sammlung von Büchern und Schriften, die zweifellos von den Mönchen angelegt worden war, die bei dem Massaker vor über zweihundert Jahren starben. Sie wurde von ihren

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