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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Anordnungen zu geben, und drängte uns, bis Leo den Vorschlag entschieden zurückwies, im Zelt zu schlafen, da ihr die Kälte der Nacht nichts anhaben könne.
    Schließlich einigten wir uns darauf, es so zu belassen, wie es war, und aßen zusammen; das heißt, Leo und ich aßen, denn da rund um uns Wachen aufgestellt worden waren, lüftete Ayesha nicht einmal ihren Schleier.
    An diesem Abend war sie verstört und unruhig, als ob sie von neuen Ängsten gequält würde, die sie nicht unterdrücken konnte. Schließlich aber schien sie sie doch unter Kontrolle zu bekommen und verkündete, daß sie schlafen wolle, um morgen bei Kräften zu sein. Ihre letzten Worte zu uns waren: »Schlaft ihr auch, doch sei nicht erstaunt, mein Leo, wenn ich euch während der Nacht rufen lasse, denn vielleicht kommen mir im Schlaf neue Ideen, über die ich mit euch sprechen muß, bevor wir am Morgen aufbrechen.«
    So trennten wir uns, und – ah! – wir konnten beim besten Willen nicht wissen, wie und wo wir drei uns wiedersehen würden.
     
    Wir waren müde und fielen neben unserem Lagerfeuer sofort in Schlaf, denn da wir wußten, daß die ganze Armee uns bewachte, fürchteten wir keine Gefahr. Ich erinnere mich, daß ich vor dem Einschlafen zu den Sternen emporblickte, die am hohen Gewölbe des Himmels strahlten und allmählich verblaßten, als der Mond hinter dem Horizont hervorkam und sein reines, weißes Licht über die Landschaft ergoß. Er befand sich im Anfang der abnehmenden Phase; und ich hörte Leo neben mir verschlafen murmeln, daß Ayesha völlig recht habe, es sei wunderbar, wieder in der frischen Luft zu sein, und er habe genug von den Höhlen des Tempels.
    Ich schlief ein und schreckte irgendwann später auf, als ich aus der Ferne den Ruf eines Postens hörte. Kurz darauf wurde jemand von dem Posten unserer eigenen Leibwache angerufen. Nach einer weiteren Pause stand ein Priester vor uns, verneigte sich, und im flackernden Licht des Lagerfeuers sah ich sein Gesicht und seinen kahlrasierten Kopf und glaubte, ihn zu erkennen.
    »Ich« – er nannte einen Namen, der mir ebenfalls bekannt war, den ich jedoch inzwischen vergessen habe – »werde von Oros zu euch geschickt, ihr Lords, mit dem Auftrag, euch auszurichten, daß die Hesea sofort mit euch zu sprechen wünscht.«
    Leo richtete sich gähnend auf und fragte nach dem Grund für diese nächtliche Störung. Ich sagte es ihm, worauf er murmelte, daß Ayesha auch bis zum Morgen hätte warten können, setzte dann aber hinzu: »Es läßt sich wohl nicht ändern. Komm, Horace!« Damit stand er auf, um dem Boten zu folgen.
    Der Priester verbeugte sich wieder und sagte: »Die Hesea hat befohlen, daß die Lords ihre Waffen und ihre Leibwache mitbringen.«
    »Was?« knurrte Leo. »Waffen und Leibwachen, um ein paar hundert Meter durch ein Lager zu gehen, das von einer ganzen Armee bewacht wird?«
    »Die Hesea«, erklärte der Mann, »hat ihr Zelt verlassen und befindet sich in jener Schlucht, um das Gelände des morgigen Vormarsches zu studieren.«
    »Woher weißt du das?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Oros hat es mir gesagt, das ist alles, und die Hesea hat angeordnet, daß die Lords ihre Bewacher mitbringen, da sie allein ist.«
    Das sah ihr ähnlich, überlegte ich, da sie niemals etwas so tat, wie es andere getan hätten. Trotzdem zögerte ich. Dann fiel mir ein, daß Ayesha gesagt hatte, sie würde uns vielleicht rufen lassen; außerdem war ich sicher, daß man uns nicht gesagt haben würde, unsere Leibwachen mitzubringen, falls man uns in einen Hinterhalt locken wollte. Also riefen wir unsere Wache – sie bestand aus zwölf Männern – nahmen unsere Speere und Schwerter und folgten dem Boten.
    Wir wurden von der ersten und von der zweiten Postenkette angerufen, und ich sah, daß die Männer, denen wir die Parole nannten, und die uns natürlich erkannten, überrascht waren, uns zu sehen. Doch falls sie mißtrauisch gewesen sein sollten, so ließen sie es sich nicht anmerken. Also gingen wir weiter.
    Nach einer Weile erreichten wir die Schlucht und begannen den Abstieg auf einem schmalen, gewundenen Weg, mit dem der Priester, unser Führer, seltsamerweise sehr wohl vertraut schien, denn er ging ihn mit so sicheren Schritten entlang, als ob er sich auf der Treppe seines eigenen Hauses befände.
    »Ein seltsamer Ort für eine nächtliche Besprechung«, sagte Leo mißtrauisch, als wir fast den Boden der Schlucht erreicht hatten, und der Führer der

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