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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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vorstellen kannst, wollte ich eine ganze Menge von ihr erfahren. Doch ich konnte nichts aus ihr herausbringen, nur, daß sie die Khania sei eine Herrscherin. Darüber gab es nicht den geringsten Zweifel, denn als einer der Sklaven oder Diener einmal hereinkam, während sie versuchte, mich zum Reden zu bringen, rief sie einigen ihrer Leute zu, sie sollten ihn aus dem Fenster werfen, und er konnte sich nur retten, indem er sehr rasch die Treppe hinablief.
    Also, ich konnte nichts aus ihr herausbekommen, aber sie auch sehr wenig aus mir. Doch ich kann mir nicht vorstellen, aus welchem Grund sie sich so persönlich für einen Fremden interessieren sollte ... es sei denn ... es sei denn ... Wer ist sie, Horace?«
    »Wenn du zu Ende gesprochen hast, will ich dir sagen, was ich vermute.«
    »Gut. Ich wurde wieder gesund und recht kräftig – relativ gesehen, bis zu dem Vorfall gestern nacht, der mich sehr mitgenommen hat. Nachdem der alte Prophet, Simbri, mir mein Abendessen gebracht hatte und ich gerade einschlafen wollte, trat Khania ins Zimmer, wie eine Königin gekleidet. Ich sage dir, sie sah wirklich königlich aus, wie eine Prinzessin aus einem Märchen.
    Sie begann mir Komplimente zu machen, Horace, sie sah mich an und seufzte; sagte, daß wir uns in einem früheren Leben gekannt hätten – sehr gut gekannt, schien sie andeuten zu wollen – und spielte darauf an, daß sie diese Bekanntschaft gerne fortsetzen würde. Ich wehrte mich, so gut ich konnte, aber ein Mann fühlt sich ziemlich hilflos, wenn er auf dem Rücken liegt und eine sehr schöne und sehr hoheitsvolle Lady über ihn gebeugt steht und ihm Komplimente macht.
    Schließlich fühlte ich mich von ihr so in die Enge getrieben, daß ich ihren Avancen unbedingt ein Ende setzen wollte und ihr sagte, daß ich nach meiner Frau suche, die ich verloren hätte, denn schließlich, Horace, ist Ayesha meine Frau. Sie lächelte und deutete an, daß ich nicht weit zu suchen brauche; kurz gesagt, daß ich meine verlorene Frau bereits gefunden habe – in ihr, die gekommen sei, um mich aus dem Fluß zu retten. Und sie sagte das mit einer solchen Überzeugung, daß ich spürte, das war nicht nur leeres Gerede, und ich war fast bereit, ihr zu glauben, denn schließlich könnte Ayesha sich verändert haben.
    In diesem Moment, als ich nicht mehr weiter wußte, erinnerte ich mich an die Haarsträhne – alles, was uns von ihr geblieben ist.« Leo berührte seine Brust. »Ich nahm sie heraus und verglich sie mit dem Haar Khanias, und der Anblick von Ayeshas Haar rief in ihr eine völlige Veränderung hervor: sie wurde eifersüchtig, neidisch, vermute ich, da es länger ist als das ihre und ihm überhaupt nicht gleicht.
    Horace, ich sage dir, daß die Berührung dieses Haars – denn sie hat es berührt – auf sie wirkte wie Salpetersäure auf Falschgold. Alles Schlechte in ihr kam heraus. In ihrer Wut wurde sie ungehobelt, ja fast vulgär. Und, wie du weißt, wenn Ayesha wütend wurde, konnte sie sehr scharf und verletzend werden, aber niemals ungehobelt oder vulgär.
    Nun, von diesem Moment an war ich sicher, daß diese Khania, wer immer sie sein mag, nichts mit Ayesha zu tun haben kann; sie sind so verschieden voneinander, daß sie niemals ein und dieselbe Frau sein können, sondern daß sie genauso verschieden sein müssen wie die Haare. Also lag ich still und ließ sie reden, bis sie schließlich einsah, daß es sinnlos war, und sie das Zimmer verließ. Ich hörte, wie sie die Tür hinter sich abschloß. Das ist alles, was ich dir zu berichten habe, und ich würde sagen, es reicht, denn ich glaube nicht, daß die Khania mit mir fertig ist, und, um ehrlich zu sein, ich habe Angst vor ihr.«
    »Ja, du hast recht, es reicht«, sagte ich. »Doch jetzt sitz still und sprich nicht mehr, denn der Steuermann ist wahrscheinlich ein Spion, und ich kann die Blicke des alten Simbri auf meinem Rücken spüren. Unterbrich mich auch nicht, denn die Zeit, die wir beide allein sind, ist vielleicht nur sehr kurz.«
    Dann begann ich ihm alles zu erzählen, was ich wußte, und er hörte mir verwundert zu.
    »Gott im Himmel, was für eine Geschichte!« rief er, als ich zu Ende gekommen war. »Wer ist diese Hesea, die den Brief vom Berg geschickt hat. Und wer, wer ist die Khania?«
    »Was sagt dir dein Instinkt, Leo?«
    »Amenartas?« flüsterte er zweifelnd, »die Frau, von der Ayesha behauptet, daß sie einst eine ägyptische Prinzessin war – und meine Frau vor über zweitausend Jahren?

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