Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
ist ja nicht wichtig. Ich bin wieder gesund und reisefähig. Doch sage mir, wie geht es meinem Adoptivsohn?«
    »Er ist auf dem Weg der Besserung. Doch du wirst ihn ja bald sehen. Es ist der Wille der Khania. Hier sind die Sklaven, die deine Roben bringen. Ich überlasse dich ihnen.«
    Mit Hilfe der Sklaven kleidete ich mich an, zuerst in gute leinene Unterwäsche, darüber kamen eine Hose und eine Weste aus Wolle, und schließlich zog ich eine pelzgefütterte Kamelhaar-Robe über, die schwarz eingefärbt und sehr bequem war. Eine flache Mütze aus demselben Material und Stiefel aus ungefärbtem Leder vervollständigten meinen Anzug.
    Ich war kaum fertig gekleidet, als die gelbgesichtigen Diener mich nach vielen Verbeugungen bei der Hand nahmen und mich über Korridore und Treppen zum Ausgang des Torhauses führten, und hier traf ich zu meiner großen Freude Leo. Er wirkte bleich und bedrückt, doch sonst so wohl, wie man es nach einer so langen Krankheit kaum erwarten konnte. Er war genauso gekleidet wie ich, doch waren seine Sachen von besserer Qualität, und die Robe war weiß und hatte eine angesetzte Kapuze, wohl um seine Kopfwunde vor Kälte und Sonne zu schützen. Er stürzte sofort auf mich zu, fragte mich, wie es mir ginge, und wo ich so lange gesteckt habe – eine Begrüßung, deren Wärme und Herzlichkeit von Simbri, der in unserer Nähe stand, sehr wohl registriert wurde.
    Ich sagte Leo, daß es mir ausgezeichnet ginge, da wir nun wieder zusammen seien, und daß ich ihm alles andere später berichten würde.
    Dann brachten sie zwei Sänften, die von je zwei Pferden an langen Holmen getragen wurden. Wir stiegen hinein, und auf ein Zeichen von Simbri hin ergriffen Sklaven die Halfter der vorderen Tiere. So begannen wir unsere Reise und ließen das alte Torhaus hinter uns, durch das wir als erste Fremde seit vielen Generationen ins Land gekommen waren.
     
    Etwa eine Meile oder länger verlief die Straße in einer abwärtsführenden Schlucht, die plötzlich, hinter einer ihrer vielen Windungen, aufhörte, und uns den Blick auf das Land Kaloon freigab. Am Rand des Hangs, über den die Straße nun führte, war ein Fluß, wahrscheinlich derselbe, mit dem wir in der Bergschlucht Bekanntschaft gemacht hatten, wo er, von vielen Bergbächen gespeist, seinen Ursprung hatte. Dort war er ein schäumender Gebirgsfluß, hier jedoch, auf der riesigen Schwemmebene, wurde er breit und behäbig und strömte langsam durch das endlose, flache Land, bis er im Dunst der Ferne verschwand.
    Im Norden war die weite, monotone Fläche jedoch durch den Berg unterbrochen, der uns den Weg von weit her in dieses Land gewiesen hatte, das Feuerhaus. Er befand sich in ziemlicher Entfernung von uns, mehr als hundert Meilen. Weit vor der Basis des Berges wurde das Land wellig und hügelig, und aus diesem Meer kleinerer Erhebungen wuchs der Heilige Berg, ein massiver Riese, dessen Gipfel gut zwanzigtausend Fuß hoch war.
    Ja, und auf dem uns zugewandten Rand seines Kraters stand der riesige Pfeiler, der vor einem noch gigantischeren Ring aus massivem Fels gekrönt wurde, ein schwarzer Ring vor dem blendend weißen Schnee des Gipfels und dem Blau des Himmels.
    Wir blickten ehrfürchtig zu dem Symbol hinüber, und mit gutem Grund, denn dieses Leuchtfeuer unserer Hoffnungen markierte den Ort, an dem sich unser Schicksal erfüllen sollte. Ich sah, daß alle, die bei uns waren, ihm ihre Ehrerbietung erwiesen, indem sie den Kopf neigten und den Zeigefinger ihrer rechten Hand auf den der linken legten, eine Geste, die, wie wir später feststellten, böse Beeinflussungen verhindern sollte. Ja, selbst Simbri verneigte sich, ein Nachgeben gegenüber einem atavistischen Aberglauben, das ich ihm nicht zugetraut hatte.
    »Bist du jemals auf diesem Berg gewesen?« fragte Leo ihn.
    Simbri schüttelte den Kopf und gab eine ausweichende Antwort. »Die Menschen der Ebene setzen niemals ihren Fuß auf jenen Berg. Zwischen den Hügeln jenseits des Flusses leben Horden wilder Stämme, mit denen wir häufig Krieg führen; denn wenn sie hungrig sind, fallen sie über unser Vieh und unsere Felder her. Außerdem speit der Berg von Zeit zu Zeit Ströme glühender Lava aus, oder Wolken heißer Asche, die jeden Menschen töten.«
    »Fällt die heiße Asche jemals auch auf euer Land?« fragte Leo.
    »Das soll geschehen sein, als der Geist des Berges zornig war, und deshalb fürchten wir ihn.«
    »Wer ist dieser Geist?« fragte Leo interessiert.
    »Das weiß ich nicht«,

Weitere Kostenlose Bücher