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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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antwortete er ungeduldig. »Kann ein Mensch die Geister sehen?«
    »Du siehst aus, als ob du es könntest, und einen gesehen hättest, erst vor kurzer Zeit«, sagte Leo und blickte auf das wächserne Gesicht des alten Mannes, in seine unruhigen Augen, die jetzt aussahen, als ob sie etwas gesehen hätten, das ihn jetzt verfolgte.
    »Dein Vertrauen ehrt mich, Lord«, antwortete er, »doch meine Künste und meine Gesichte reichen nicht so weit. Sieh!« wechselte er rasch das Thema. »Hier ist der Steg, an dem Boote für uns bereitliegen, denn wir werden den Rest des Weges auf dem Fluß zurücklegen.«
    Die Boote erwiesen sich als geräumig und bequem. Bug und Heck waren abgeflacht, und obwohl sie einen Mast aufwiesen, an dem wohl gelegentlich ein Segel emporgezogen wurde, waren sie dazu angelegt, mit Tauen geschleppt zu werden. Leo und ich stiegen in das größte der Boote, und wurden zu unserer Freude alleingelassen. Nur ein Steuermann saß im Heck.
    Hinter dem unseren lag ein zweites Boot, in das die Diener und Sklaven stiegen, und einige Männer, die ich für Soldaten hielt, denn sie trugen Schwerter und Bogen. Nun wurden die Ponies von den Sänften ausgeschirrt, die verstaut wurden, und dann befestigten Sklaven Seile aus ungegerbtem Leder in den Bugringen der Boote und an Ringen am Geschirr der Tiere. Die Ponies waren zu je zwei hintereinander vor eins der Boote gespannt, und als wir ablegten, trotteten sie geduldig einen ebenen Treidelpfad entlang, der über breite Holzstege weitergeführt wurde, wo immer ein Bach oder ein kleiner Fluß in den breiten Strom einmündete.
    »Gott sei Dank«, sagte Leo, »daß wir endlich wieder beisammen sind! Erinnerst du dich, Horace, daß wir so auch in das Land Kôr kamen, in einem Boot? Die Geschichte wiederholt sich.«
    »Das glaube ich auch, Leo«, antwortete ich. »Ich bin jetzt bereit, alles zu glauben. Ich glaube, daß wir Fliegen sind, die in einem Spinnennetz festhängen; Khania ist die Spinne, und Simbri, der Schamane, bewacht das Netz. Aber erzähl mir, was du erlebt hast, und beeile dich; ich weiß nicht, wie lange sie uns allein lassen werden.«
    »An vieles kann ich mich nicht mehr erinnern«, sagte er. »Natürlich weiß ich noch, wie wir zum Tor gekommen sind, nachdem die Lady und der alte Mann uns aus dem Fluß gezogen haben. Und da du gerade von Spinnen gesprochen hast, Horace: das erinnert mich daran, am Ende eines Seils aus Yak-Fell zu hängen. Nicht daß ich diese Erinnerung gebraucht hätte; ich werde es wahrscheinlich nie vergessen. Weißt du, daß ich das Seil zerschnitten habe, weil ich fühlte, daß ich allmählich verrückt wurde, und ich bei klarem Verstand sterben wollte? Wie war es bei dir? Bist du ausgeglitten?«
    »Nein. Ich bin dir nachgesprungen. Es schien mir besser, mit dir gemeinsam ein Ende zu machen, damit wir zusammen ein neues Leben beginnen könnten.«
    »Tapferer, alter Horace!« sagte er gerührt und Tränen traten in seine grauen Augen.
    »Reden wir nicht mehr davon«, sagte ich rasch. »Du siehst, daß du recht hattest, als du sagtest, daß wir geführt würden und daß es uns bestimmt sei durchzukommen. Doch nun berichte!«
    »Es gibt nicht viel zu berichten, doch das wenige ist recht interessant«, sagte er nachdenklich. »Ich bin eingeschlafen, und als ich wieder erwachte, sah ich eine wunderschöne Frau, die sich über mich beugte, und, Horace – im ersten Moment glaubte ich, es sei ... du weißt, wen ich meine, und daß sie mich küßte. Aber wahrscheinlich war alles nur ein Traum.«
    »Es war kein Traum«, sagte ich. »Ich habe alles mit angesehen.«
    »Das ist schlimm – sehr schlimm. Auf jeden Fall war da diese schöne Frau – die Khania, denn ich habe sie später oft gesehen und mich mit ihr in meinem besten Griechisch unterhalten. Übrigens, auch Ayesha beherrschte Altgriechisch; das ist seltsam.«
    »Sie sprach mehrere alte Sprachen, genau wie viele andere Menschen. Sprich weiter!«
    »Nun, sie kümmerte sich sehr fürsorglich um mich, doch soweit ich weiß, kam es zu keinerlei Vertraulichkeiten, und ich war klug genug, mich zu weigern, von unserer etwas bewegten Vergangenheit zu erzählen. Ich tat so, als ob ich sie nicht verstünde, sagte ihr, daß wir Forschungsreisende seien, und so weiter, und fragte sie immer wieder, wo du seist. Ich vergaß, dir zu sagen, ich stellte eines Tages fest, daß du fort warst. Ich glaube, daß sie einige Male ziemlich wütend auf mich wurde, da sie einiges wissen wollte, und wie du dir

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