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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Gefährte und Unterführer des Schwarzen Prinzen entsprang, den Eduard der Dritte zum Baron von Northam erhob. All das war keineswegs gesichert, doch wurde oft davon erzählt; und wirklich sahen die Steinbauten von Schloß Northam
    beunruhigenderweise wie das Mauerwerk von Hadrians Wall aus. Als Kind hatte Lord Northam merkwürdige Träume gehabt, wenn er in den älteren Teilen der Burg schlief, und hatte sich angewöhnt, durch sein Gedächtnis hindurch auf
    halbverschwommene Szenen, Muster und Eindrücke
    zurückzublicken, die an seinen Erlebnissen im Wachzustand keinen Anteil hatten. Er wurde ein Träumer, der das Leben fade und unbefriedigend fand, ein Erkunder seltsamer Reiche und einst vertrauter Beziehungen, die allerdings der sichtbaren Welt verborgen waren.
    In dem Gefühl, daß die Welt des Greifbaren nur ein Atom in einem unermeßlichen und bedeutungsschweren Gewebe ist und daß unbekannte Kräfte die Sphäre des Bekannten an jedem Punkt bedrängen und durchdringen, lernte Northam als Knabe und als junger Mann nacheinander die Quellen der
    herkömmlichen Religion und der okkulten Geheimlehren kennen. Nirgends jedoch konnte er Ruhe und Zufriedenheit finden, und je älter er wurde, desto aufreizender wurden für ihn Schalheit und Begrenztheit des Lebens. In den neunziger Jahren hatte er sich mit dem Satanismus eingelassen, und zu allen Zeiten nahm er gierig jede Lehre und Theorie in sich auf, die ein Entkommen aus den engen Perspektiven der Wissenschaft und den stumpfsinnigen unveränderlichen Naturgesetzen zu versprechen schienen. Bücher wie Ignatius Donnellys visionäre Darstellung von Atlantis verschlang er mit Lust, und ein Dutzend zweifelhafter Vorläufer des Charles Fort zogen ihn in den Bann ihrer Phantastereien. Er reiste meilenweit, um einer flüchtigen Dorferzählung von einem abnormen Wunder nachzugehen, und einmal zog er in die Wüste Arabiens, um eine Stadt ohne Namen zu suchen, von der er verschwommen gehört hatte und die niemand je mit eigenen Augen gesehen hat. In ihm regte sich quälend die Überzeugung, irgendwo gäbe es einen leichten Zugang, der ihm, wenn er ihn fand, unschwer Eintritt in jene äußersten Tiefen verschaffen würde, deren Nachhall so düster in seinem Hinterkopf pochte. Vielleicht existierte das Tor in der sichtbaren Welt, vielleicht aber auch nur in seinem Gemüt und in seiner Seele. Vielleicht gab es in seinem eigenen halberforschten Gehirn jenes kryptische Bindeglied, das ihn für uralte und zukünftige Lebensspannen in vergessenen Dimensionen erwecken, das ihn mit den Sternen und den Unendlichkeiten und Ewigkeiten hinter ihnen verbinden würde...
    (ungefähr um 1926)

Das Buch
    Meine Erinnerungen sind völlig durcheinander. Ich kann nicht einmal sagen, wo sie einsetzen, denn zuweilen tauchen bedrükkende Bilder von Jahren, die hinter mir liegen, auf, und dann wieder scheint es, als sei der Augenblick nur ein isolierter Punkt in einer grauen, gestaltlosen Unendlichkeit. Ich weiß nicht einmal sicher, wie ich diese Botschaften verständlich machen soll. Zwar weiß ich, daß ich spreche, aber ich habe den vagen Eindruck, daß irgendeine seltsame und vielleicht entsetzliche Art der Vermittlung nötig sein wird, um das, was ich sage, bis zu dem Punkt, da ich gehört werden will, zu ertragen. Auch meine Identität liegt in irritierendem Dunkel. Ich scheine einen gewaltigen Schock erlitten zu haben - vielleicht nach einer absolut monströsen Übersteigerung einer Serie einzigartiger, unglaublicher Erlebnisse.
    Die Serie von Erlebnissen hängt natürlich mit jenem wurmstichigen Buch zusammen. Ich erinnere mich, wann ich es fand - an einer düsteren Stätte, über die ständig wallende Nebel hinziehen, in der Nähe eines öligschwarzen Flusses. Die Stätte war sehr alt, sah ziemlich heruntergekommen aus, und die bis zur Decke reichenden Bücherregale voller modriger Bände erstreckten sich endlos weiter in fensterlose Innenräume und Nischen. Überdies lagen große, ungeordnete Bücherstapel auf dem Fußboden und in primitiven Kisten. Auf einem solchen Stapel hatte ich das Zeug gefunden. Ich erfuhr nie seinen Titel, denn die Anfangsseiten fehlten, aber die letzten Seiten lagen aufgeschlagen da und lenkten meinen flüchtigen Blick auf etwas, das meine Sinne schwindeln ließ.
    Ich wußte von einer Art Formel - einer Aufstellung, was man sagen und tun sollte -, in der ich etwas Unheilvolles und Verbotenes erkannte, etwas, von dem ich zuvor in versteckten Artikeln gelesen hatte,

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