Azazel
Beispiel nicht entgangen, daß du geradezu außer dir bist vor eitler Freude, wenn dich jemand um ein Autogramm bittet. Aber zurück zu meiner Geschichte ...
»Worum geht es?« fragte Azazel.
»Ich möchte, daß du eine junge Frau schön machst.«
Azazel erschauerte. »Ich bin nicht sicher, ob ich das fertigbringe. Die Schönheitsmaßstäbe deiner aufgedunsenen und jämmerlichen Gattung sind abscheulich.«
»Aber es sind die unseren. Ich sage dir, was du machen mußt.«
»Du sagst mir, was ich machen muß!« kreischte er und erschauerte vor Entrüstung. »Du willst mir sagen, wie man Haarfollikel stimuliert und modifiziert, wie man Muskeln kräftigt, wie man Knochen wachsen läßt oder auflöst? Ha! Du willst mir das alles sagen?«
»Keineswegs«, antwortete ich demütig. »Die Einzelheiten der Mechanismen solcher Vorgehensweisen kann ausschließlich ein Wesen mit deinen überragenden Fähigkeiten durchschauen. Laß mich dir aber wenigstens die oberflächliche Wirkung beschreiben, die erzielt werden soll.«
Azazel zeigte sich abermals besänftigt, so daß wir uns in Ruhe den Einzelheiten der Angelegenheit widmen konnten.
»Vergiß nicht«, sagte ich, »die Wirkung sollte über einen Zeitraum von mindestens sechzig Tagen hinweg eintreten. Eine allzu plötzliche Veränderung könnte zu Gerede führen.«
»Meinst du damit«, fragte Azazel, »ich soll sechzig Tage eurer Zeitrechnung damit verbringen, anzupassen und zu verbessern? Ist meine Zeit deiner Meinung nach gar nichts wert?«
»Ah, aber du könntest einen Artikel für eine der biologischen Fachzeitschriften deiner Welt darüber schreiben. Nicht viele in deiner Welt werden die Möglichkeit oder die Geduld haben, so etwas zu vollbringen. In der Folge dürfte dir große Bewunderung zuteil werden.«
Azazel nickte nachdenklich. »Natürlich verabscheue ich billigen Ruhm«, sagte er, »aber ich muß wohl minderen Exemplaren meiner Gattung ein leuchtendes Vorbild sein.«
Er seufzte mit einem schrillen, pfeifenden Laut. »Es ist lästig und peinlich, aber es ist geradezu meine Pflicht.«
Auch ich hatte eine Pflicht. Ich dachte mir, daß ich während des Zeitraums der Veränderung in der Gegend bleiben müßte. Mein Freund mit den Pferdewetten nahm mich bei sich auf und durfte als Gegenleistung Nutznießer meiner Expertise und Beratung hinsichtlich bestimmter Testläufe sein, wodurch er nur sehr wenig Geld verlor.
Jeden Tag suchte ich Maggie unter irgendeinem Vorwand auf, und allmählich konnte man erste Ergebnisse wahrnehmen. Ihr Haar wuchs voller und fiel voll Anmut und Spannkraft. Ein rotgoldenes Funkeln verlieh ihm zusätzliche Fülle.
Nach und nach wurde ihr Kiefer markanter, die Wangenknochen zierlicher und höher. Ihre Augen sahen nun eindeutig blau aus und wurden jeden Tag leuchtender, bis sie fast violett wirkten. Die Lider entwickelten den Hauch einer orientalischen Schräge. Ihre Ohren wurden spitzer und bekamen längere Läppchen. Ihre Figur wurde nach und nach üppiger und rundlicher, ihre Taille schmaler.
Die Leute waren verwirrt. Ich hörte sie selbst. »Maggie«, sagten sie, »was hast du nur mit dir gemacht? Dein Haar ist einfach wunderbar. Du siehst zehn Jahre jünger aus.«
»Ich habe gar nichts gemacht«, pflegte Maggie zu antworten. Sie war so verwirrt wie alle anderen. Außer mir natürlich.
»Fallen dir irgendwelche Veränderungen an mir auf, Onkel George?« fragte sie mich.
»Du siehst bezaubernd aus, aber für mich hast du stets bezaubernd ausgesehen, Maggie«, sagte ich.
»Vielleicht«, sagte sie, »aber ich selbst fand bis vor kurzem nicht, daß ich bezaubernd aussehe. Ich begreife es nicht. Gestern drehte sich ein bildhübscher junger Mann nach mir um. Normalerweise sind sie immer hastig an mir vorbeigegangen und haben die Augen abgewendet. Der hat mir sage und schreibe zugeblinzelt. Ich war so überrascht, daß ich sogar zurückgelächelt habe.«
Eine Woche später begegnete ich ihrem Mann Octavius in einem Restaurant, wo ich die Speisekarte im Schaufenster studierte. Da er eintreten und etwas essen wollte, dauerte es für ihn nicht lang, mich einzuladen, und ich sagte nicht weniger schnell zu.
»Du siehst unglücklich aus, Octavius«, bemerkte ich mitfühlend.
»Ich bin unglücklich«, antwortete er, »ich weiß nicht, was jüngst in Maggie gefahren ist. Sie wirkt so abgelenkt, daß sie mich die halbe Zeit gar nicht zur Kenntnis nimmt. Andauernd möchte sie Leute um sich haben. Und gestern ...« Ein Ausdruck derartig
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