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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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verrissen.«
    »Ach?« sagte ich. »Hast du die Rezension gelesen?«
    »Nein. Ich habe mich nur gefragt, wie die Rezension eines deiner Bücher wohl ausfallen könnte, und mir ist sofort die einzig mögliche Antwort eingefallen.«
    »Mich hat nicht gestört, daß ihm mein Buch nicht gefallen hat, George - zumindest nicht mehr, als eine solche belanglose Feststellung jeden Schriftsteller stören würde -, aber daß er Ausdrücke wie >seniler Schwachsinn< verwendet hat, ging mir dann doch zu weit. Seine Behauptung, das Buch sei für Achtjährige geschrieben, die jedoch besser daran täten, Ringelreihen zu spielen, ging eindeutig unter die Gürtellinie.« Ich seufzte und setzte an: »Kein Wissen gibt's ...«
    »Das sagtest du bereits«, unterbrach mich George.
    »Er schien so freundlich zu sein, so angenehm, so dankbar selbst für die kleinsten Aufmerksamkeiten. Woher sollte ich wissen, daß er in Wirklichkeit ein bösartiger, heuchlerischer Schweinehund war?«
    George sagte: »Er war Kritiker. Das liegt in seiner Natur. Einen solchen Beruf ergreift man nur, wenn man selbst die eigene Mutter verleumden würde. Ich kann gar nicht glauben, daß du dich auf so lächerliche Weise hast an der Nase herumführen lassen. Du bist schlimmer als mein Freund Vandevater Robinson, und ich sage dir, er ist einmal als Kandidat für den Nobelpreis für Naivität im Gespräch gewesen. Seine Geschichte ist recht eigentümlich ... «
    »Bitte«, sagte ich, »die Rezension ist in der aktuellen New York Review of Books erschienen - fünf Spalten Gift und Galle. Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für eine deiner Geschichten.«
    Das habe ich mir schon gedacht [sagte George], und du hast vollkommen recht. Sie wird dich von deinen unbedeutenden Sorgen ablenken.
    Mein Freund Vandevater Robinson war ein ausgesprochen talentierter junger Mann. Er war gutaussehend, kultiviert, intelligent und kreativ. Er hatte die besten Schulen besucht und war in ein reizendes junges Mädchen namens Minerva Schlump verliebt.
    Minerva war eine meiner Patentöchter und hing sehr an mir - was durchaus verständlich ist. Jemand, der so anständig ist wie ich, kann einer jungen Dame von recht stattlicher Figur natürlich nicht erlauben, daß sie ihn ständig umarmt oder auf seinem Schoß sitzen will. Aber Minerva hatte ein so einnehmendes Wesen, so kindlich und unschuldig und vor allem so handfest, daß ich in ihrem Fall eine Ausnahme machte.
    Natürlich verzichtete ich in Gegenwart von Vandevater auf dergleichen Vertraulichkeiten, denn er konnte sehr unvernünftig sein, wenn er eifersüchtig war.
    Diese seine Schwäche hat er einmal in Worte gefaßt, die mich tief berührten. »George«, sagte er, »seit meiner Kindheit wollte ich mich in eine junge Frau von überragender Tugendhaftigkeit, unberührter Reinheit und - wenn ich das so sagen darf - porzellanhafter Unschuld verlieben. Minerva Schlump - ich wage es kaum, diesen göttlichen Namen auszusprechen - ist die Frau, die ich immer gesucht habe. Ich weiß, daß ich mich in ihr nicht täuschen kann. Sollte ich jemals herausfinden, daß mein Vertrauen mißbraucht worden ist, wüßte ich nicht, wie ich weiterleben soll. Ich würde ein verbitterter alter Mann werden, der seinen Trost nur noch in so armseligen Dingen wie einer Villa, Bediensteten, einem Klub und einer reichen Erbschaft sucht.«
    Der Ärmste. Er täuschte sich in der jungen Minerva keineswegs. Sie mochte sich zwar mit Vergnügen auf meinen Schoß setzen, doch ich wußte sehr gut, daß sie das ohne einen Hintergedanken tat. Das war jedoch das einzige, worin er sich nicht täuschte. Der junge Mann besaß einfach kein Urteilsvermögen. Verzeih mir, wenn ich das so offen sage, aber er war genauso unbedarft wie du. Ihm mangelte es an dem Wissen, die Seele eines Menschen im Gesicht ... Ja, ich weiß, du sagtest das bereits. Ja, ja, du hast es zweimal gesagt.
    Erschwerend kam hinzu, daß Vandevater gerade eine Stelle als Kriminalbeamter bei der New Yorker Polizei angetreten hatte.
    Es war schon immer sein Wunsch gewesen (abgesehen davon, das perfekte Mädchen zu finden), Kriminalbeamter zu werden. Er wollte einer jener scharfsinnigen, hakennasigen Herren werden, die jeden Bösewicht in Angst und Schrecken versetzen. Zu diesem Zweck studierte er in Groton und Harvard Kriminologie und las mit großer Gewissenhaftigkeit jene bedeutenden Kriminalberichte, die von Autoritäten wie Sir Arthur Conan Doyle und Agatha Christie zu Papier gebracht wurden. Das alles,

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