Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
überhaupt?«
    Er schrie fast, aber sein Vater blieb unbeeindruckt. »Für dich«, sagte er. »Es ging um deine kleine Freundin da. Um Schwester Beate - das sind Sie doch, oder? Ich meine, es gibt keine zweite Schwester Beate im St.-Eleonor-Stift?«
    »Nein«, antwortete Beate, »aber ich verstehe trotzdem nicht, was -«
    »Es ging um Ihre Entlassung«, unterbrach sie Marks Vater. »Die Oberschwester war dafür, Sie zu entlassen, aber Artner wollte Ihnen noch eine Chance geben.«
    »Meine... Entlassung? « wiederholte Beate fassungslos. »Ich, ich verstehe nicht...«
    »Sie verstehen sehr gut, junge Dame«, antwortete Marks Vater. Er deutete auf Mark. »Er ist nicht der erste, nicht wahr? Sind Sie schon mit ihm ins Bett gegangen, oder hatten Sie sich das für heute abend aufgehoben?«
    »Vater!« sagte Mark scharf.
    »Schockiert dich das?« fragte sein Vater. Er deutete auf Beate. »Dann frag sie doch, warum sie bereits drei Verwarnungen bekommen hat. Sie macht sich an die Angehörigen von Patienten heran. Reiche Angehörige reicher Patienten, versteht sich. Sie ist nicht an dir interessiert, Mark, nicht im geringsten. Sie ist einzig und allein scharf auf dein Geld.«
    »Aber das ... das ist nicht wahr«, protestierte Beate. »Ich habe niemals -«
    »Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus«, fiel ihr Marks Vater ins Wort. »Es war ein netter Versuch, aber er hat nicht funktioniert.«
    Mark war wie vor den Kopf geschlagen. Alles war so schnell gegangen und die Stimmung so jäh und so absolut umgeschlagen, daß er gar nicht richtig begriff, was geschah, jedenfalls nicht sofort.
    »Worauf warten Sie?« fragte Marks Vater.
    »Aber das ist alles nicht wahr!« verteidigte sich Beate. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie Mark ansah. »Bitte, Mark, glaub mir. Ich habe nie irgendwelche Verwarnungen bekommen, und man wollte mich auch noch nie entlassen. Dein Vater muß sich irren!«
    »Ich irre mich nie«, sagte Marks Vater ruhig.
    »Diesmal vielleicht schon«, sagte Mark. »Du hast selbst gesagt, das Gespräch hat dich nicht interessiert. Vielleicht hast du nicht richtig hingehört.«
    »Ein Irrtum, so?« Sein Vater verzog abfällig die Lippen. Na, dann rufen wir doch einfach in der Klinik an und fragen nach.« Er machte eine abgehackte Geste auf das Telefon, auf dem noch immer das rote Lämpchen blinkte. »Rufen wir Professor Artner an und klären die Sache auf. Haben Sie seine Durchwahl im Kopf?«
    »Professor Ar t n er?« Beate machte eine unsichere Geste. »Das... das geht nicht. Profess or Artn er ist tot. Er ist... gestorben. In der vergangenen Nacht.«
    Tot! dachte Mark erschrocken. Artner tot? Aber das konnte nicht sein! Nicht auch noch er!
    »Wie praktisch«, höhnte sein Vater. »Nicht, daß es mich überrascht - oder irgend etwas ändert. Sie haben es versucht, und es hat nicht funktioniert. Und jetzt gehen Sie bitte, bevor ich die Polizei rufe und Sie hinauswerfen lasse.«
    »Einen Moment«, sagte Mark, »so schnell -«
    »So schnell«, unterbrach ihn sein Vater, »geht es. Ich weiß, e s tut weh. Aber das hat die Wahrheit nun leider manchmal an sich.«
    Marks Hände begannen plötzlich zu zittern. Sein Herz schlug schneller, und für einen kurzen Moment konnte er sich kaum noch beherrschen, seinen Vater einfach anzuschreien. Irgendwie brachte er die Kraft auf, seinen Zorn noch einmal zu unterdrücken. Mit einer mühsam beherrschten Bewegung drehte er sich zu Beate herum und sah sie an. »Bitte warte unten«, sagte er. »Geh nicht weg, ich komme gleich nach.« Er kam sich bei diesen Worten wie ein Verräter vor. Er hätte sie verteidigen, sich offen auf ihre Seite stellen und seinem Vater ins Gesicht schreien müssen, was er von seinen absurden Anschuldigungen hielt, aber er hatte einfach nicht die Kraft dazu. Der Angriff war zu plötzlich gekommen und zu heimtückisch.
    Beate stand noch einen Moment zitternd und mit Tränen in den Augen da und sah abwechselnd ihn und seinen Vater an, aber dann drehte sie sich herum und lief aus dem Zimmer.
    Mark wartete, bis ihre Schritte die Treppe hinuntergepoltert waren und er das Geräusch der Haustür hörte. Er wußte, daß es unmöglich war, aber für einen Moment bildete er sich ein, ihre Schritte auch danach noch zu hören - ein rasches Rennen und Stolpern den Weg hinunter bis zum Tor und weiter hinaus auf die Straße. Am ganzen Leib zitternd drehte er sich wieder zu seinem Vater herum und starrte ihn an.
    »Warum hast du das getan?« fragte er. Er flüsterte -

Weitere Kostenlose Bücher