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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stehen. Zum ersten Mal überhaupt schien er die Waffe in Sendigs Hand zu bemerken. Er lächelte. »Und nehmen Sie die Hand aus der Tasche!« verlangte Sendig.
    Sillmann tat nichts dergleichen. Statt dessen wandte er den Kopf und sah die zusammengekauerte Gestalt an der Wand neben sich an, dann die drei Toten. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. »Haben Sie sie erschossen?« fragte Sendig.
    Sillmann nickte. Er atmete hörbar ein, und Bremer konnte ihm regelrecht ansehen, wie seine Gedanken ein kleines Stück weit in die Realität zurückfanden. »Ja«, sagte er, ohne irgendein hörbares Gefühl in der Stimme. Dann lachte er leise.
    »Wollen Sie mich deswegen verhaften?«
    Sendig schnaubte. »Wenn Sie es nicht getan hätten, hätte ich es getan«, sagte er kalt. »Ich habe nicht vor, Sie zu verhaften, Sillmann. Ich habe vor, Sie zu töten.« Er richtete die Waffe direkt auf Sillmanns Gesicht, und Bremer hielt instinktiv den Atem an, als sich sein Finger um den Abzug krümmte.
    51. Kapitel
    H aymar hob geblendet die Hand über die Augen, als das Pförtnerhäuschen explodierte. Er hatte alles genau gesehen, obwohl die gesamte Katastrophe weniger als zwei Sekunden in Anspruch genommen hatte - der Wagen war plötzlich ins Schleudern gekommen, hatte sich anderthalbmal um seine eigene Achse gedreht und dann die Pförtnerloge so mühelos zertrümmert wie ein Panzer, der eine Campingto i lette plattwalzte. Das allein hätten Morell und sein Begleiter noch gut überleben können- die Wagen, die Haymar und seine Männer fuhren, waren gut genug gepanzert, um noch eine ganze Menge mehr auszuhalten -, aber dann explodierte der Wagen plötzlich und mit unvorstellbarer Gewalt, als hätte ihn etwas gesprengt, das sehr viel mächtiger war als die Wucht der hundert Liter Benzin im Tank. Selbst Haymar und die beiden anderen Agenten spürten noch die Hitzewelle der Explosion, obwohl sie mindestens dreißig Meter entfernt waren.
    »Ach du Scheiße!« entfuhr es Andres. Er war hinter Haymar halb aus dem Wagen gestiegen und dann mitten in der Bewegung erstarrt, als die Explosion erfolgte. »Was ist denn da los?« Lech, der auf der anderen Seite aus dem Wagen gesprungen war und seinem Ruf, schießwütig zu sein, wieder einmal alle Ehre machte, indem er bereits seine MPi in Händen hielt und den Sicherungshebel herumlegte, sagte gar nichts, sondern starrte nur aus schreckgeweiteten Augen auf die lodernde Feuersäule, die sich neben dem Tor in den Himmel hinaufwälzte. Keiner von ihnen machte auch nur eine Bewegung, um zurückzulaufen. Man mußte kein Spezialist in solchen Dingen sein, um zu wissen, daß dort drüben jede Hilfe zu spät kam. Morell, Zöhler und der Pförtner waren tot.
    »Dieser Idiot!« sagte Andres mit Nachdruck. »Ich hab' immer schon gesagt, daß er ein beschissener Autofahrer ist!«
    Haymar schwieg dazu. Im Moment war es ihm nur recht, wenn Andres glaubte, daß Morell einfach einen Fehler gemacht oder die Gewalt über den Wagen verloren hätte. Er wußte es besser. Er wußte nicht, was dort drüben passiert war, aber er dachte an Brauss' augenloses Gesicht und das Ding im Fernglas und an zwei weitere ausgebrannte Wagen, drüben am anderen Ende der Stadt, und plötzlich hatte er Angst. Worauf hatten sie sich da eingelassen?
    Er verscheuchte den Gedanken, beugte sich noch einmal in den Wagen hinein und nahm eine Maschinenpistole aus dem Geheimfach unter dem Rücksitz. Anders als Lech wählte er keine der kleinen UZIs, die zu ihrer Standardausrüstung gehörten, sondern ein größeres Modell, klobiger, schwer zu handhaben und lauter, aber auch mit wesentlich mehr Durchschlagskraft und einem größeren Magazin. Er hatte das Gefühl, sie zu brauchen.
    Während er sich bewaffnete, hatte Lech die beiden ineinander gekeilten Wagen umkreist und die Beifahrertür des demolierten Mercedes aufgerissen. Er stieß einen Fluch aus, beugte sich vor und begann einen reglosen Körper aus dem Wagen zu ziehen. Haymar und Andres beeilten sich, zu ihm zu kommen, aber Haymar versäumte es auch nicht, einen raschen Blick ins Innere des Krankenwagens zu werfen. Er hatte nicht vor, sich ein zweites Mal übertölpeln zu lassen.
    Der Krankenwagen war leer, und als er als letzter auf der anderen Seite ankam und sah, wen Lech da aus den Überresten von Bergers Wagen herausgezerrt hatte, fluchte Haymar erneut, und diesmal sehr viel lauter. Es war Olbrich, einer von Bergers Leibwächtern. Einer seiner Ex-Leibwächter, genauer gesagt, denn jemand hatte ihm

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