Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Vater und Mutter. Freunde. Keinen freundlichen Direktor und K lassenkameraden. Ich wollte hier sein. Bei euch. «
    »Du weißt, daß das nicht möglich war«, antwortete sein Vater. »Deine Mutter ist krank, und -«
    »- und du hattest keine Zeit«, fiel ihm Mark bitter ins Wort. »Weil du dich ja um die Firma kümmern mußtest, nicht wahr? Deine verdammte Firma. Sie stand immer an erster Stelle.«
    »Ja«, sagte sein Vater ungerührt. »Sie hat es immer getan, und sie wird es immer tun. Meine Arbeit ist mein Leben. Deine Mutter hat das von Anfang an gewußt. Und sie hat es akzeptiert.«
    »Ja, so ungefähr hat sie es auch ausgedrückt«, sagte Mark böse. »Heute morgen, als ich sie in der Irrenanstalt besucht habe.«
    »Krankenhaus«, verbesserte ihn sein Vater. »Nicht Irrenanstalt. Das ist ein Unterschied. Was hast du vor? Willst du mir mit aller Gewalt weh tun? Es ist dir gelungen - falls es dich befriedigt, das zu hören.«
    »Du kannst es nennen, wie du willst«, antwortete Mark erregt. »Für mich bist du schuld daran, daß sie dort ist.«
    Ein weiterer Tiefschlag, der aber diesmal ohne Wirkung blieb, vielleicht, weil sein Vater ihn erwartet hatte. Er sah ihn nur lange und traurig an, schüttelte den Kopf und schloß dann für einen Moment die Augen, und von der Tür her sagte eine Stimme: »So war es nicht, Mark.«
    Mark und sein Vater fuhren zugleich erschrocken herum. Keiner von ihnen hatte bemerkt, daß Petri zurückgekommen war und offensichtlich schon lange genug unter der Tür stand, um einen Großteil ihres Gesprächs mit angehört zu haben.
    »Ich habe meine Tasche vergessen«, sagte der Arzt. »Bitte entschuldigen Sie, Herr Sillmann. Ich wollte nicht indiskret s ein, aber ich habe Ihr Gespräch mitgehört. Ich finde, Sie sollten es ihm sagen.«
    »Bitte, Doktor«, sagte Marks Vater gepreßt. »Das hier ist eine Familienangelegenheit. Nehmen Sie es mir nicht übel - aber das geht Sie wirklich nichts an.«
    » Was solltest du mir sagen?« fragte Mark scharf.
    »Nichts«, sagte sein Vater.
    »Daß es nicht seine Schuld ist«, sagte Petri. »Dein Vater kann nichts für das, was deiner Mutter zugestoßen ist, Mark. Es ist nicht seine Schuld.«
    »Seien Sie still, Doktor!« sagte Marks Vater scharf. »Ich verbiete Ihnen, sich in Dinge zu mischen, die Sie nichts angehen!«
    Petri ignorierte ihn. Er kam näher und blieb auf halber Strecke zwischen der Tür und Mark wieder stehen. »Es ist nicht die Schuld deines Vaters, Mark«, sagte er noch einmal. »Ich weiß, daß es für dich so aussehen muß, aber das stimmt nicht.«
    »Petri, Sie -«
    »Vater, bitte!« sagte Mark. »Laß ihn reden. Es ist sowieso zu spät.« Er wandte sich wieder an den Arzt. »Was wollen Sie damit sagen, Doktor?«
    »Du hast all die Jahre über geglaubt, daß dein Vater die Schuld am Schicksal deiner Mutter trägt, nicht wahr?« fragte Petri. »Und ich nehme an, du hast ihn dafür gehaßt.«
    Mark schwieg. Gehaßt? Prein hatte ihm am vergangenen Abend die gleiche Frage gestellt, und da hatte er ebensowenig eine Antwort gefunden wie jetzt. Vielleicht wollte er es gar nicht.
    Aber sein Schweigen schien Antwort genug; zumindest für Petri. Der Arzt sah plötzlich sehr traurig aus. Er sah noch einmal in Richtung seines Vater und sagte leise: »Es ist besser, wenn Sie es ihm erzählen, Herr Sillmann. Früher oder später müssen Sie es sowieso. Er beginnt sich zu erinnern.« Er seufzte, schüttelte ein paarmal den Kopf und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Erst nach einigen Sekunden blickte er wieder zu Mark hoch.
    »Setz dich, Mark. Ich möchte dir etwas erzählen.«
    15. Kapitel
    Sie verschweigen mir etwas«, sagte Bremer. Sendig warf die Autotür ins Schloß und kam um den Wagen herum auf ihn zugeeilt, ohne sich die Mühe zu machen, abzuschließen. »Stimmt«, sagte er einsilbig. Bremer hatte nichts anderes erwartet. Aber Sendig hatte ganz bestimmt nicht erwartet, daß er ihm plötzlich den Weg vertrat und ihn ziemlich unsanft am Arm ergriff, um ihn festzuhalten. Im allerersten Moment schien er viel zu verblüfft, um überhaupt zu reagieren. Dann blitzte es zornig in seinen Augen auf, und er versuchte sich loszureißen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Bremers Griff war so entschlossen, daß er schon Gewalt hätte anwenden müssen, um ihn zu sprengen.
    »Was soll das?« fragte Sendig erbost.
    »Das frage ich Sie «, antwortete Bremer. Er war ein bißchen erstaunt über seinen eigenen Mut, vor allem, als er Sendig in die Augen sah

Weitere Kostenlose Bücher