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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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sie töten, wenn sie das Falsche sagte. Aber das erschreckte sie nicht. Sie fand es sogar befreiend, wie sicher sie sich ihrer Gefühle war. Lieber würde sie sterben, als ihre Liebe zu verleugnen.
    Sie straffte die Schultern und räusperte sich. »Nein, ich entscheide mich für Azrael.« Wie fest und entschlossen ihre Stimme klang. Aus weiter Ferne glaubte sie sich selbst zu beobachten, diese Worte zu hören. »Ich liebe ihn.«
    Ihre Handfläche prickelte und vibrierte. Verwirrt schaute sie hinab. Die goldenen Flügel bewegten sich, glitten zum Handgelenk und den Arm hinauf über ihre Schulter und in die Mitte ihres Rückens. Dort hielten sie inne. Ihr stockte der Atem, und sie hörte, wie der Mann hinter ihr zurückwich. Sie starrte wieder in Gregoris Augen.
    Aber er erwiderte ihren Blick nicht mehr, sondern spähte sichtlich erstaunt über ihre Schulter.
    Was ist geschehen?, dachte sie bestürzt. Plötzlich fühlte sie sich schwindlig, dann ganz leicht. Und eine Sekunde später spürte sie ein Gewicht am Rücken, als würde etwas an ihr ziehen. Zögernd schaute sie über ihre Schulter.
    »Oh, mein Gott«, wisperte sie.
    Flügel.
    Wunderschön, in der Farbe ihres Haars. Riesengroß und schimmernd. Richtige Flügel!
    Gregori ließ ihre Locke los, seine Hand sank herab, und Sophie wandte sich wieder zu ihm.
    »Nun ist alles klar«, sagte er kaum hörbar. Seine Miene war unergründlich. »Abraxos, ich weiß, wie sehr Sie sich nach Uriels Sternenengel sehnen.«
    Diesen Namen kannte Sophie. So hieß der General der Adarianer, ihr Entfuhrer, der hinter ihr stand.
    »Doch ich sehe keinen Grund«, fuhr Gregori fort, »warum Sie sich nicht zuerst mit dieser Frau vergnügen sollten.« Um das Ende der Konfrontation zu bekunden, wandte er sich ab. »Sie gehört Ihnen.«
     
    Während Az durch die Schatten eilte, zerrten sie an seiner schwarzen Kleidung und seinem schwarzen Haar und wollten ihn festhalten. Sie liebten ihn, erkannten ihn als ihresgleichen. Aber sie mussten ihm gewähren, was er wollte, obwohl es ihn aus ihrem Reich entführen würde. Er folgte dem anderen, dem Schurken, dem zweifach Toten mit dem schwarzen Herzen. Wo der sich befand, wussten sie. Und so geleiteten sie Azrael und seine Begleiter durch ihr Reich, bis zu der dunklen Wand, hinter der er Abraxos’ Nähe spürte.
    Und dann zogen sie sich zurück. Da waren andere.
    Az spürte sie, bevor er den letzten Schatten durchquert und sein Ziel erreicht hätte. Plötzlich wurde es heiß in der Finsternis und roch giftig. Der Schatten schwankte, wich zurück.
    Alle Fasern seines Körpers spannten sich an, und Azrael fuhr herum, als der erste schwarze Drache seinen ledergewandeten Arm um Uriels Hals schlang und ihn in die schwarzen Tiefen zurückriss. Es geschah so schnell, dass ein menschliches Auge die Bewegung nicht wahrgenommen hätte. Nicht einmal Az vermochte rechtzeitig zu reagieren – nicht, bevor auch Michael zurückgezerrt wurde.
    Zu viel auf einmal gab es zu tun, alle seine Begleiter mussten gerettet werden. Offenbar hatten die schwarzen Drachen gewusst, wann und wo sie angreifen konnten, und so vermochte Az kaum zu entscheiden, wohin er sich zuerst wenden sollte.
    Welch ein Glück, dass die Sternenengel im Herrenhaus geblieben waren … Er fand gerade noch genug Zeit, um erleichtert zu seufzen, bevor er Max und Gabriel durch die Öffnung zurückschob, durch die sie das Schattenreich betreten hatten. Gabriels Beschützerinstinkt meldete sich, und er wollte die Hand des Bruders von seiner Brust stoßen. Aber Az war entschlossen – und stärker. Max wehrte sich nicht gegen ihn. Zusammen mit Gabe stolperte er zurück ins Foyer des Herrenhauses.
    Als Azrael sich wieder zu den Schatten umdrehte, wurde auch er von einem schwarzen Drachen angefallen, und ihm blieb keine Zeit mehr für etwas anderes, als zu kämpfen.

35
    Michael leistete erbitterten Widerstand. Immerhin war er der Krieger. Und Uriel hatte schon immer ein feuriges Kämpferherz besessen. Aber Azrael glaubte, Mike würde sich länger gegen die Drachen behaupten.
    Von diesem Gedanken getrieben, zwang er seinen lädierten Körper, durch die Schatten zu stürmen, die ihm jetzt zu helfen schienen. Er folgte Uriels Geruch, nutzte das Geschick des Bruders, Spuren zu hinterlassen, und erreichte eine regennasse Straße.
    Von einem Drachen gegen eine Mauer gepresst, wehrte Uriel sich mit seinem linken, von der Schulter an geschwärzten Arm und mit dem rechten, der vom Ellbogen abwärts verkohlt war.

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