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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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was der Alte Mann uns Äonen lang vorenthalten hatte: dass es für uns noch etwas anderes gab als Schmerzen und Kämpfe.«
    »Oh, ich …«, begann Sophie. Aber ihre Stimme brach, und sie schluckte. In ihren Augen brannten Tränen. »Das tut mir so leid.« Das meinte sie ernst. Was sie gesehen hatte, war herzzerreißend. Sie hatte geglaubt, noch tiefer könnte sie den Alten Mann nicht hassen nach allem, was er Azrael und ihr angetan hatte. Doch es war ein Irrtum gewesen.
    »Das weiß ich.« Während Gregori wieder umherwanderte, blieben John Smith und die drei anderen Männer reglos stehen. »Auch mir tut es leid. Weil Sie so unschuldig sind, wie Amara es war. Sie wurden erschaffen und dann fallen gelassen. Und wie ich inzwischen erkannt habe, trifft auch Azrael keine Schuld. Der tat nur, wozu der Alte Mann ihn zwang. Deshalb habe ich ihm verziehen. Und doch – jetzt sind Sie beide Schachfiguren in einem Krieg, der kein Ende nehmen wird.«
    »In welchem Krieg?« Einerseits fürchtete sie die Antwort, andererseits wollte sie alles wissen.
    »Der Alte Mann ist nicht mehr in seinem Reich«, sagte Gregori, und über Sophies Rücken rann ein eisiger Schauer. »Die Gefilde der Engel sind leer und verlassen.«
    In ihren Ohren dröhnte es, alles um sie herum schien plötzlich weit entfernt.
    »Schon seit einiger Zeit.«
    Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen, und ihr wurde schwindlig.
    »Außerhalb seines eigenen Reiches ist er schwach und verletzlich. Jetzt ist es an der Zeit, und ich könnte ihm heimzahlen, was er mir antat. Aber es gibt tausend Gefilde, die ich durchsuchen muss, und ich habe ihn noch nicht gefunden. Er ist klug, sein Versteck wird gegen mich abgeschirmt.«
    Was Sophie hörte, wollte sie nicht glauben. Ihr Puls raste sie vermochte kaum einen klaren Gedanken zu fassen. In ihrem Gehirn echote Gregoris Stimme und übertönte das Rauschen ihres Blutes.
    »Er muss gestoppt werden«, verkündete er entschlossen. »Seit dem Beginn meiner Gefangenschaft auf Erden steht das fest.« Als er zu Sophie ging, wich sie zurück. »Meine einzige Hoffnung liegt darin, den Höhepunkt zu verhindern.«
    Den Höhepunkt?
    Nun trat er noch weiter vor, sie zuckte zurück, und da stieß ihr Rücken gegen eine harte Brust. Ihren blauäugigen Entführer hatte sie ganz vergessen. Krampfhaft rang sie nach Luft.
    »Der Alte Mann hat nicht vier Sternenengel erschaffen«, fügte Gregori hinzu, »sondern fünf.«
    Fünf?
    Er lächelte. Offenbar las er den Zweifel in ihrem Gehirn. »Diese fünfte kostbare Frau hat er anders als die übrigen gestaltet. Er schenkte ihr sein Wissen, damit sie erkennt, wer und was sie ist. Heimlich schickte er sie zusammen mit den vier Erzengeln auf die Erde. Vor den Brüdern wurde sie verborgen. Aber ihr Schicksal ist eng mit jenem der vier Erzengel verbunden. Wenn sie alle mit ihren Sternenengeln vereint sind, wird er sich zu der fünften Frau gesellen, und der Höhepunkt beginnt.«
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte Sophie. Gar nichts von alldem verstand sie. Fünf Sternenengel? Der Alte Mann nicht mehr in seinem Reich? Verschwundene Engel?
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Gregori, »aber es spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass Sie ein Sternenengel sind, Sophie. Wenn Sie sich nicht mit Ihrem Erzengel vereinen, werden Sie sich Ihre Flügel und den Platz an seiner Seite nicht verdienen, und es wird nie zum Höhepunkt kommen. Dann habe ich genug Zeit, um den Alten Mann zu finden.«
    Er trat noch näher zu ihr, seine eisigen Pupillen ließen sie erstarren.
    »Natürlich habe ich versucht den fünften Sternenengel des Alten Mannes aufzuspüren. Aber ich habe die Frau unterschätzt.« Nur sekundenlang verdüsterte sich seine Miene. »Sollte ich jetzt versagen und gezwungen sein, sie erneut zu verfolgen, werde ich diesen Fehler kein zweites Mal begehen.«
    0 Gott, er wird mich töten …
    Gregori hob eine Hand, und Sophie schloss die Augen. Als sie ein sanftes Zerren an ihrem Haar spürte, blinzelte sie und sah, wie er eine ihrer blonden Locken zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger rieb. Der goldene Glanz schien ihn zu faszinieren. »Ich hatte gehofft, Ihr Tod wäre nicht nötig. Ich hatte gehofft, wenn ich Ihnen eine gewisse Freiheit verlieh und Ihnen erklärte, was der Alte Mann Ihnen vorenthalten hatte, würden Sie sich gegen Ihr Schicksal wehren und Azrael abweisen.«
    Während sie in die Sternenpupillen starrte, wusste sie, dass sie dem Tod ins Auge blickte. Zweifellos würde Gregori

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