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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Der Feind umklammerte seinen Hals, Uriel konnte sich nicht befreien, und Az witterte das Feuergift, das der Drache durch Zähne und Klauen verströmte.
    Das Gift der schwarzen Drachen war am effektivsten. Ein roter Drache konnte mit seinem Gift das Fleisch und die Knochen eines Opfers verbrennen. Vor lauter Schmerzen verlor es noch vor seinem Tod die Besinnung. Auch auf Vampire wirkte dieses Gift tödlich. Die grünen Drachen füllten das Blut ihrer Gegner mit Säure, die blauen pumpten Luft in die Adern der Widersacher, was zu deren sofortigem Tod führte.
    Aber die schwarzen, auch als dunkle Drachen bekannt, verfügten über alle diese Methoden. Die gefährlichen Kreaturen konnten Schatten durchqueren, ihre Erscheinung verändern, menschlich aussehen und fliegen, ohne ihre Drachengestalt anzunehmen. Und schließlich unterschieden sie sich von ihren farbenprächtigen Brüdern durch das Fehlen eines drachentypischen Merkmals, das in der übernatürlichen Welt »Elsternsyndrom« genannt wurde.
    Drachen liebten glänzende, wertvolle Dinge. Über die Jahrhunderte hatten sie Juwelen und kostbare Metalle gehortet. Meist schleppten sie diese Schätze überall mit sich herum. Dadurch verrieten sie sich, wenn sie als Menschen auftraten.
    Doch die schwarzen Drachen trugen nur ihre Haut – schwarzes Leder. Darin glichen sie normalen Leuten, abgesehen von ihrer Größe und der ausgeprägten Muskulatur. Im Grunde waren sie nicht böse, aber Einzelgänger und extrem besitzergreifend, auch was ihr Revier anging. Zweitausend Jahre lang hatten sie sich nicht blicken lassen. Und jetzt waren sie nicht nur aufgetaucht, sie arbeiteten auch noch zusammen, was sie nie zuvor getan hatten.
    Im vollen Vampirmodus warf Azrael sich auf den Drachen, der seinen Bruder festhielt. Die Kreatur ließ Uriel los und fuhr zu Az herum. Unter normalen Umständen – was immer die sein mochten – wäre ein schwarzer Drache ein ebenbürtiger, amüsanter Gegner gewesen. Aber die Zeit drängte, hier war nichts normal, und Az musste zu Michael und dann zu Sophie gelangen.
    Trotz der mörderischen Gefahr, die der schwarze Drache darstellte, war er gegen einen Vampirbiss ebenso machtlos wie jedes andere Tier. Seine Leiche fiel seinem Bezwinger, der ihm alles magische Blut aus den Adern gesogen hatte, vor die Füße. Az wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab und beobachtete einige Sekunden lang, wie sich der tote Drache krümmte und dann mit den Schatten verschmolz.
    »Danke«, stieß Uriel zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Das Drachengift war in seinen Körper gedrungen und würde bald das Herz erreichen, wenn ihn niemand heilte. »Az …« Vor Schmerz verzog er das Gesicht, ehe er über die Schulter seines Bruders zeigte. »Hübsche Flügel.«
    Azrael blinzelte, ein flüchtiger Gedanke ging ihm durch den Sinn. Dann spürte er das neue Gewicht an seinem Rücken. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und spähte über seine rechte Schulter. Gigantische pechschwarze, honiggolden schimmernde Flügel breiteten sich hinter seinem Rücken aus.
    »Was immer sie getan hat«, stöhnte Uriel gequält, »es muss großartig gewesen sein.«
    Azrael konnte es kaum fassen. Dass er nach so langer Zeit endlich Flügel besaß, konnte nur eins bedeuten: Sophie hatte ihre Liebe zu ihm bewiesen. So wie Eleanore und Juliette das für Uriel und Gabriel getan hatten – und dabei fast gestorben wären. Bei dieser Erinnerung erschrak er zutiefst.
    »Benutz diese Tür und geh ins Herrenhaus«, drängte er seinen Bruder und wies auf den nahen Hintereingang einer Lagerhalle.
    Das ließ Uriel sich nicht zweimal sagen. Für einen Schwerverletzten erstaunlich schnell, lief er zu der Tür, hob seinen halb verbrannten Arm und verschwand.
    Genauso schnell kehrte Az in die Schatten zurück und stolperte beinahe über etwas Großes, das am Boden lag. Angstvoll kniete er neben dem bewusstlosen Krieger nieder.
    Äußerlich war Michael nicht viel anzumerken. Nur die bläulichen Lippen verrieten Azrael, was er wissen musste. Ein schwarzer Drache hatte Luft in Mikes Adern gepumpt. Die Folgen dieser Attacke hatte Michael nicht schnell genug beseitigen können, um eine Embolie zu verhindern.
    In der Stille lauschte Az auf Herzschläge. Vergeblich.
    Ohne lange zu überlegen, hob er seinen Bruder hoch und schlug seine Fänge in den Hals des reglosen Mannes. Was er sonst tun sollte, wusste er nicht. Samael wollte, dass er sich Mikes Blut mitsamt der Heilkraft aneignete?
    Sehr gut. Nun würde Az

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