Azraels Auftrag (German Edition)
wichtig, so früh wie möglich Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, um Zorn und Gewalt zu vermeiden.
Er musste einfach einen Weg finden.
07:50 Uhr auf Zwischenwelt
Die Nadel der Erkenntnis warf einen drei Kilometer langen Schatten ins Tjadoor Tal. Obwohl die beiden Sonnen erst aufgegangen waren, war ihre wärmende Kraft deutlich zu spüren.
„ Noch zehn Minuten. Sollen wir schon mal Losfliegen?“ fragte Eleeya zum vierten Mal.
„ He, ganz cool bleiben“, antwortete Mika. „Wir haben Zeit. Lenk dich doch ein wenig ab und geh nochmals die gesamten Testsequenzen durch.“
„ Ja gut...“
Mika konnte am Ufer des Schellmaar-Massivs kleine Tierherden ausmachen, die sich ins Tal bewegten.
„ Fertig! Soll ich vielleicht schon einmal...“
„ Eleeya, du nervst“, leierte Mika. „Wir sind doch gleich so weit.“
Eleeya löschte ihr Abbild von allen drei Displays. Mit einem leisen Tick erschien ihr Gesicht auf dem Linken.
Nach einer Sekunde verdunkelte sich das linke Display, um Eleeyas Gesicht war auf dem Mittleren zu sehen. Ihr Mund formte ein weiteres Tick. Keine Sekunde später erschien es auf dem rechten Display. Tick. Linkes Display: Tick. Mittleres Display: Tack.
„ So, es reicht!“ knurrte Mika und klatschte seine Hand auf den rechten Oberschenkel.
„ Batteriehauptschalter ein, Startkompressor ein, Flüsterwindsequenz ein...“
Der Typhoon erwachte zum Leben. Ein Summen erfüllt die Luft. Langsam ändert sich der vertraute Ton und begann lauter zu werden.
Mika erkannte, dass sich etwas, was ihn an Nebelschwaden erinnerte, auf die Triebwerkseinlässe zubewegte.
„ Schau mal, Carlos, siehst du auch diese Schwaden? Als ob sie angesaugt zu werden.“
„ Ja, sehe ich.“
„ Das sind keine Nebelschwaden“, meldete sich Eleeya zu Wort. „Das sind die Luftgeister, sie sind gekommen, um uns zu verabschieden!“
Mika konnte noch nie etwas mit esoterischen Beschreibungen anfangen. Jedes Mal, wenn Eleeyas Erklärungen diesen Touch annahmen, spürte er, wie sich seine Kiefernmuskeln verhärteten.
„ OK, von mir aus. Jungs, see you later!“ leierte er.
Mika löste die Parkbremse, und der Typhoon schwebte über den Rand der natürlichen Landeplattform. Viele Hundert Meter unter ihnen zeigten sich bereits erste größere Wellen.
Mit minimaler Geschwindigkeit bewegte sich der Typhoon vorwärts.
„ Wo soll denn dieser Tunnel erscheinen?“ fragte Mika und fuchtelte mit der linken in eine imaginäre Richtung.
Carlos’ Blick wanderte nochmals über das tiefe Tjadoor Tal. Dann sah er aufs offene Meer hinaus.
„ Dort! Ich denke genau dort“, sagte Carlos und deutete auf die beiden Sonnen.
Mika sah es nun ebenfalls.
Ein Naturschauspiel formte sich, wie es sich bereits mehrere hundert Male zuvor bereits ereignet hatte.
Nur wussten Mika und Carlos nichts davon.
Die glühenden Scheiben der beiden Sonnen hatten sich übereinander gelegt. Es schien, als ob die beiden Sonne nun an ihrer ursprünglichen Helligkeit verloren hatten. Jedenfalls konnte man mit bloßem Auge hineinsehen.
Aber auch diesen Unterschied erkannten Mika und Carlos nicht, da ihre Helmdisplays in jedem Fall selbstständig eine Kontrastanpassung durchgeführt hätten.
Aber was sie bemerkten, war das pulsierende Flackern der beiden Sonnen.
„ OK, Carlos, es geht los. Pass auf, da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte. Als ich einen Einblick in Azraels Gedanken hatte, ist mir etwas aufgefallen. Ich kann nicht erklären, was es war. Also, grundsätzlich will er uns nicht hinters Licht führen. Aber da ist irgendwas! Ich kann es nicht besser beschreiben! Es gibt mir aber Grund genug..., ach, was soll’s. Kumpel, halte einfach deine Augen auf.“
„ Mache ich“, antwortete Carlos knapp.
Der Typhoon zog weiter in einer sanft geneigten Flugbahn nach oben.
„ In Ordnung, Azrael“, sagte Eleeya. „Mika, du sollst einfach auf die Sonne zu fliegen, meint Azrael.“
„ So, meint er...“
„ Mhmh!“
Mika hatte längst Kurs auf die seltsame Leuchterscheinung genommen.
„ Wie weit ist der Tunneleingang entfernt?“ fragte Mika. „Es ist 07:58 Uhr, und ich würde unser Tor gerne pünktlich erreichen.“
„ Oh, die Sonnen sind in etwa Sechshundehrfünfzig Millionen Kilometer entfernt. Doch das hat nichts mit dem eigentlichen Tunneleingang zu tun. Es
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