Azraels Auftrag (German Edition)
ausgesetzte! So ungefähr musste es sein, wenn man sich dem weißen Licht am Ende des Tunnels nähert, und kurz bevor man den Tunnel verlässt, sagt eine Stimme: „Ich habe wieder einen Puls. Schwester, nochmals einhundert Milliliter Lidokain!“
„Hi Schwesterchen, hallo mein Freund“, sagte Azrael und legte seine Arme um beide.
„Azrael, was schleichst du dich hier so an und erschrickst uns?“ fauchte Eleeya ihn an.
Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung hatte sie sich einen guten Meter von beiden entfernt.
„Hör mal, Schwesterchen, woher soll ich wissen, dass ihr beide so konzentriert seid?“
Eleeyas Ohren lagen nach hinten an, der Kopf war gesenkt und mit vorgeschobenem Unterkiefer funkelte sie Azrael an.
Doch schon im nächsten Moment entschied sie sich anders. Eleeya schaffte es innerhalb Sekundenbruchteilen ein Lächeln aufzusetzen.
Mika war inzwischen von seinem Platz am Feuer aufgestanden und schlenderte auf die kleine Gruppe zu.
„Na, wie geht’s?“ begrüßte er Azrael. „Hast du vielleicht Hunger? Wir haben noch etwas übrig! Eleeya hat uns was Hervorragendes gekocht!“
Azrael schaffte es, nicht laut loszulachen.
„Eleeya? Euch gekocht?“
Eleeya zeigte Azrael ein strahlendes Lächeln, doch ihre Kiefer waren stark zusammengepresst.
„Treib es nicht zu weit...!”
„Ja, ja, ist ja schon gut“, winkte er grinsend ab.
Dann wurde sein Gesicht ernster. Für die nächsten Sekunden sprach er kein Wort, als er einen nach dem anderen lange ansah.
„Es ist soweit, habe ich Recht?“ fragte Mika.
Azraels Augen blieben auf Mika geheftet.
Langsam nickte er.
Azrael trug wieder seine mit Metall und Leder besetzte Tunika. Zwei Schwerter waren an seinem Gürtel befestigt und glänzten im Licht der beiden Monde.
„Ja, es ist nun soweit!“ wiederholte er. „Es haben sich ein paar Veränderungen ergeben. Wir können nicht länger warten! Der Feind wird zu mächtig.
Wir müssen ihn jetzt vernichten, oder wir werden keine andere Gelegenheit mehr dazu haben.
Ich denke, ihr wisst alles, was ihr zu diesem Einsatz benötigt! Ich habe euch ja bereits gesagt, dass es ein paar Regeln gibt, an die wir uns halten müssen.
Wir dürfen euch keine Details geben, und wir dürfen auch nicht in den Auftrag eingreifen. Ihr bildet eine Einheit, und ihr werdet im entscheidenden Moment richtig handeln!“
„Was für ein Feind? Bisher war nur die Rede von irgendeinem Ungleichgewicht und so. Erzähl uns mehr!“ verlangte Mika.
„Morgen früh werdet ihr Zwischenwelt verlassen. Gegen acht Uhr eurer Zeit wird sich ein Transfertunnel öffnen. Das andere Ende des Tunnels ist in der Nähe der fremden Mächtigkeitsballung. Sie haben begonnen, ihr Zentrum zu verlagern, um einen Angriff vorzubereiten. Doch daraus wird nun nichts.
Wir werden diese Konzentration zerschlagen! Und dann ist es vorbei!“
Niemand sprach im nächsten Moment. Carlos war der Erste, der eine Frage stellte: „Was ist dann vorbei?“
„Nun, unser Feind geht dermaßen aggressiv gegen das Gleichgewicht des Universums vor, dass sich katastrophale Folgen für die nächsten Jahrmillionen abzeichnen.
Unser Feind ist eine Lebensform, die sich in der Region NG0082 wie eine Krankheit ausbreitet, die Stabilität unterdrückt und die geplante Entwicklung des Universums so gravierend stört, das er komplett eliminiert werden muss.
Er zerstört das gesamte Gleichgewicht. Sollte er erfolgreich sein, wären die Konsequenzen schrecklich. Und damit genau dies nicht geschieht, sorgen wir, die Wächter, für den Ausgleich.
Wir müssen diese Plage ausrotten. Zerstören wir ihre Mächtigkeitsballung, kann sich der YANG Fluss wieder stabilisieren und der Ausgleich wäre dann wieder hergestellt.
Das ist unsere Aufgabe, und das ist nun auch euere Aufgabe.“
Carlos sah in Azraels Augen. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er etwas Wichtiges übersah. Etwas, das die ganze Zeit schon immer vor seinen Augen gestanden hatte.
Stumm wechselte er ein paar Blicke mit Mika. Der nickte nur langsam und sah dann lange zu Boden.
„OK“, warf Carlos ein, „jetzt mal ganz langsam, Junge. Mal sehen, ob ich es richtig zusammenbekomme!“
Carlos begann, auf und ab zu gehen und tippte dabei mit der rechten Hand in die Luft.
„Durch irgendetwas, das ich bis heute noch nicht richtig verstanden habe, wachen wir an diesem komischen Ort wieder auf. Wir kennen euch erst seit kurzer Zeit und wissen fast gar nichts über euch.
Und du erzählst uns etwas
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