Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
unter den Wasserflüsterern und der Familie eng verbunden. Zusammen wird uns eine Lösung einfallen.«
»Ich habe Angst, River.«
»Das brauchst du nicht. Ich werde alles regeln.« River küsste mich kurz auf die Stirn, dann öffnete er vorsichtig die Tür, um wieder auf den Korridor hinauszutreten.
Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen, presste ich mein Ohr daran.
Die Sekunden verstrichen qualvoll langsam, und ich hörte nur mein Herz hämmern, so laut, dass es eigentlich jeder hätte hören müssen.
Plötzlich jedoch drangen wieder andere Laute an mein Ohr.
Es war Paradise’ Stimme, laut und aufgebracht. »Nehmt Eure Hände von mir! Ich kann alleine laufen und glaubt mir, den Weg kenne ich auch!«
»Schweigt! Ich will kein Wort mehr hören!«, antwortete ihr eine dunkle, mir unbekannte Stimme.
»Ich bin immer noch die Prinzessin von Azulamar!«, wütete Paradise. In diesem Moment gingen sie anscheinend direkt an der Tür vorbei, hinter der ich mich verbarg.
»Nicht mehr lange. Wenn wir mit Eurer Familie fertig sind, wird Euer Name unter den Meeren getilgt sein. Und jetzt – vorwärts! In den Thronsaal!«
Ein erstickter Schrei, der zweifelsohne von Paradise stammte, folgte auf diesen Wortwechsel, den ich atemlos mit angehört hatte.
Wer waren »wir«? Die Wasserflüsterer? Aber waren sie nicht wie Hohepriester eng dem Königsgeschlecht verbunden und der Königin treu ergeben? Was war mit Alastair, dem interessanten, geheimnisvollen Großmeister der Gilde?
Hatte man ihn vielleicht bereits ermordet, um gegen ihn und das Königshaus zu putschen? Mein Herz krampfte sich zusammen.
Vielleicht hatte ich deswegen zuvor auch diesen Schmerz gespürt. Weil zwischen Alastair und mir eine Verbindung bestand, die durch seinen Tod unterbrochen worden war …
Wenn wir mit Eurer Familie fertig sind …
River war in Gefahr, ebenso wie Hippolyta und Paradise. Ich konnte doch jetzt nicht einfach so still verharren, obwohl ich wusste, wo sie hinwollten …
Aber einfach durch die Haupttüren hineinspazieren konnte ich auch nicht.
Hatte Alastair den Thronsaal damals nicht durch eine Geheimtür in der Nähe des Thrones betreten? Aber ich wusste doch gar nicht, wo sich der Eingang dazu befand!
Verzweifelt blickte ich mich um.
Ich musste doch irgendetwas tun!
Mein Blick wanderte an mir selbst herab.
Meine dunkle Kleidung sah nahezu so aus wie die der Wasserflüsterer. Wenn ich mich in der Menge nur richtig benahm, würde ich nicht weiter auffallen.Aber in den Thronsaal hineinzuschlendern, als gehörte ich dazu, kam nicht in Frage.
In diesem Augenblick keimte in mir ein neues Gefühl.
»Was ist das?«, murmelte ich, als der Schmerz in mir wieder zu brodeln begann. Er kam zwar überraschend, war mir aber mittlerweile bekannt, sodass ich es schaffte, mein brennendes Blut einigermaßen zu beruhigen. Bei jedem Atemzug, den ich unter Wasser machte, schien es, als würden tausend Dolche meine Lunge und meinen Körper durchbohren.
Auf der anderen Seite der Tür vernahm ich ein Stöhnen.
»Großer Gott …«
Es war die Stimme von Alastair!
Daran bestand gar kein Zweifel!
Ich zögerte nicht länger, meine Intuition befahl mir regelrecht, die Tür zu öffnen. Außerdem vertraute River ihm ebenfalls. Ich zog sie auf und beinahe wäre mir ein sich ebenfalls vor Schmerzen krümmender Alastair in die Arme gefallen.
»Alastair!«, rief ich leise, und er richtete sich augenblicklich auf.
»Lady Ashlyn.« Er erkannte mich wieder, musterte mich jedoch verwirrt (ein Gesichtsausdruck, der bei ihm seltsam unwirklich aussah). »Was macht Ihr hier?«
Anstatt ihm seine Frage zu beantworten, zog ich ihn in das Zimmer und stellte ihm selbst eine. »Was ist hier los? River sucht nach seiner Großmutter und nach Paradise! Warum haben sich die Wasserflüsterer gegen die anderen gewendet?«
Ich hielt kurz inne, sah, wie er seine Hand auf seine linke Brust presste und fügte besorgt hinzu. »Seid Ihr verletzt, Alastair?«
Er ließ sich Zeit zu antworten. Seine dunklen Raubtieraugen ruhten auf mir, nicht ausdruckslos, aber doch so nüchtern und ruhig, dass ich für einen Moment befürchtete, ihm sei alles gleichgültig.
»Die Wasserflüsterer haben sich gegen das Königshaus und gegen mich aufgelehnt. Es ging alles viel zu schnell …« Sorgenfalten zerfurchten nun seine sonst so makellose Stirn, »Heute morgen versuchten sie, mich zu ermorden, seitdem bin ich auf der Flucht und suche gleichzeitig nach der Königin. Ich habe
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