Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
gebetet, der Prinz würde nach Hause kommen – aber jetzt ist auch er in Gefahr!«
»Hat man Euch verletzt?«, fragte ich noch einmal.
Er ließ nun seine Hand fallen, als er meinen Blick registrierte.
»Nein. Es war nur ein kleiner Schwächeanfall, nichts, was Eure Besorgnis erregen sollte, Lady Ashlyn.«
»Die Wasserflüsterer haben Paradise in den Thronsaal gebracht. Ich befürchte, dort ist auch die Königin«, antwortete ich, nachdem ich erleichtert durchgeatmet hatte.
Die Sorge um Alastair war ganz plötzlich über mich gekommen. Vielleicht, weil ich mich ihm so verbunden fühlte. Genauso wie dem Meer selbst.
»Wir müssen etwas unternehmen«, erwiderte Alastair. »Denn ich glaube, dass die Leibwache der Königin bereits im Kampf gefallen ist. Die Wasserflüsterer sind dabei zu gewinnen.«
»Was sollen wir tun?«
»Kommt mit mir«, forderte er mich auf, machte eine winkende Bewegung und trat auf die Kommode zu.
»Was?«
Alastair zog an dem Griff einer Schublade, aber anstatt sich ganz normal zu öffnen, schwang die Kommode plötzlich zur Seite und legte für uns einen schmalen Gang frei. Ich spähte besorgt hinein. Das war also einer der geheimnisumwobenen Geheimgänge …
»Folgt mir.« Alastair trat vorwärts, bückte sich nur kurz, richtete sich dann wieder auf. Der Gang selbst war viel höher gebaut als der Einstieg.
Mein Herz schlug wie verrückt, als ich es Alastair gleichtat, hineinkletterte und – nicht von der Dunkelheit verschluckt wurde.
Von dem Viorev-Stein, den Alastair an seinem Dolch am Gürtel trug, erhellte ein schwacher bläulicher Schimmer unseren Weg.
»Habt keine Angst, Lady Ashlyn. Wir werden eine Lösung finden.« Tröstend erklang Alastairs Stimme, die nun einen härteren Klang bekam. »Wir werden diesen Abschaum von Wasserflüsterern vernichten.«
Er ging voran, ich folgte ihm auf Schritt und Tritt, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Er glitt durch das Wasser, geschmeidig und schnell, ohne seine Sorgfalt und Vorsicht bei seinen Bewegungen zu verlieren. Ich gab mein Bestes, um es ihm gleichzutun, doch ich befürchtete, dass ich niemals eine derartige Bewegung vollbringen würde.
»Wir sind da«, flüsterte er und das rauchige Kratzen seiner Stimme löste in mir einen Schauer aus, der mich für einige Sekunden erzittern ließ.
Er drückte gegen die Wand, die uns den Weg versperrte, und sie gab lautlos nach.
Wir schlüpften hindurch und befanden uns links vom Thron, unterhalb der Treppenstufen, die hinaufführten.
»Ergreift sie!«, befahl er mit Seelenruhe.
Erschreckt drehte ich mich zu ihm herum, doch aus seinem Gesicht waren die Sorge und Sanftheit, die er vor wenigen Augenblicken noch besessen hatte, verschwunden.
In seinen Augen brannte das grüne Feuer wie eh und je, doch bevor ich noch etwas sagen konnte, waren zwei der Wasserflüsterer neben mir.
Ihre Hände schlossen sich um meine Arme wie eiserne Schraubstöcke, doch zumindest schoss kein solcher Schmerz durch meinen Körper wie bei meiner ersten Begegnung mit Alastair. Alastair!
»Was – was tut Ihr?«, brachte ich atemlos hervor.
»Ihr seid naiv, Ashlyn. Viel zu naiv, um eine Wasserflüsterin zu sein«, stellte Alastair mit einem süffisanten Spott fest. Er streckte die Hand nach meinem Gesicht aus, doch auf halbem Weg ließ er sie wieder sinken.
»Wie konntet Ihr glauben, man hätte gegen mich geputscht, revolutioniert? Ist Euch nie in den Sinn gekommen, ich könnte ebenfalls dazugehören?«, fragte er, während er sich von mir abwandte und in die Mitte der Halle schritt.
Sein schwarzer Umhang bauschte sich im Wasser auf und verlieh ihm die herrschaftliche Ausstrahlung eines göttergleichen Geschöpfes.
Erst jetzt sah ich, dass außer uns auch noch die Königin, Paradise und Dracion im Saal von einigen Wasserflüsterern in Schach gehalten wurden. Im Kopf überschlug ich, wie viele es insgesamt sein mussten. Auf jeden Fall weniger als fünfzig, aber mehr als zwanzig.
Die Gabe der Wasserflüsterer war nicht sehr breit gesät, und ich hatte auch keine Ahnung, wie viele Einwohner Azulamar hatte, auch wenn ich schätzte, dass es etwas mehr als fünfhundert sein mussten. Hier im Raum waren es allerdings nur fünf Wasserflüsterer, die keine Waffen trugen, aber denen anzusehen war, dass mit ihnen nicht zu spaßen war.
Erst jetzt wurde mir die bedrohliche Situation wirklich bewusst.
»Ihr steckt also mit den aufrührerischen Wasserflüsterern unter einer Decke«, schlussfolgerte ich, als mich die
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