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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Gregory, und in diesem Moment sprang River von hinten auf mich zu. Er warf mich zu Boden.
    »Ashlyn, runter!«, schrie er, und die Stille wurde von einem Schuss zerfetzt.
    Doch wir beide waren unverletzt.
    »Es ist lange her, Denzel«, hörte ich eine Stimme.
    Hastig blickte ich auf und erkannte Ribbon, der mit gezogener Waffe auf Skelter und Gregory zukam.
    Skelter wirbelte herum und sah ihn an. »Sam. Ich dachte, du wärest längst in diesem afrikanischen Gefängnis verrottet.«
    »Nicht ganz. Wie du siehst, bin ich noch am Leben.«
    »Eine Tatsache, die sich ändern lässt.« Und Skelter schoss. Ribbon tauchte unter dem Schuss weg. »Lauft!«, rief er, und wieder reagierte River. Er packte meine Hand, zog mich hoch, und wir begannen zu laufen.
    Nun übernahm ich die Führung, da ich ja wusste, wie man sich in dem unterirdischen Verlies bewegen musste. Am liebsten hätte ich auf Ribbon gewartet, doch River ließ mir keine Zeit.
    »Weiter, Ashlyn, weiter!«
    Und wir rannten. Endlich konnten wir die Tür zu dem Raum mit der Kaffeemaschine und der schrecklichen Tapete aufdrücken, und dann liefen wir weiter, bis wir zu der Treppe kamen, die wir hinaufstürmten.
    Auf Rivers Instinkt war Verlass. Er lotste uns beide sicher aus dem Gewirr der Korridore, bis wir an die große, gläserne Haupttür kamen. River öffnete sie; Gregory hatte sie anscheinend offen gelassen, als er gekommen war. Wir rannten nach draußen. Die Schlüssel zum Wagen hatte Ribbon mitgenommen.
    »Wir können ihn hier nicht zurücklassen!«, warf ich ein.
    »Er ist tot, Ashlyn.«
    »Woher willst du das wissen?«, widersprach ich River wild.
    »Für menschliche Ohren mag es nicht zu hören gewesen sein, aber ich habe seinen Todesschrei vernommen. Wir müssen weiter.«
    Wir konnten es uns nicht leisten zu zögern. Und doch tat ich es.
    »Verdammt, Ashlyn, sie kommen hinter uns her! Ich kann schon ihre Schritte hören!«, fluchte River.
    Bevor ich mich rühren konnte, schob River seine Hand unter meine Kniekehlen, positionierte meine Arme so, dass ich mich an seinem Hals festhalten konnte, drückte mich an sich und begann zu rennen. Ich presste das Gesicht mit geschlossenen Augen gegen seine Schulter und weinte.
    Ich weinte, weil wir beinahe gestorben wären und weil Ribbon tot war, der extravagante, interessante Ribbon, der viel tiefsinniger war, als ich erwartet hatte, Ribbon, der mir Schutz gewährt hatte, als ich ihn brauchte. Ich weinte, weil wir ab sofort nirgendwo auf der Welt sicher sein würden, außer vielleicht unter dem Meer. Ich weinte, weil ich gerade unwiderruflich jegliche Möglichkeit, zu meiner Familie zurückzukehren, verloren hatte. River senkte im Laufen – ich weiß nicht, woher er die Kraft noch nahm, mich zu tragen – seinen Kopf herab, ließ seine Lippen tröstend über mein Haar streichen, bis ich seinen Atem fühlen konnte.
    Ich verstand, dass er gerade das Gleiche dachte. Ich spürte seine Zweifel, seine Angst, die Verwirrtheit, die seine Gedanken umzingelt hatte.
    Wir hatten nur noch uns. Die Nacht versprach, kalt zu werden. Die Feuchtigkeit auf den Blättern war zu Reif geworden, in wenigen Stunden würde selbst der Boden gefroren sein. Ich schloss erschöpft die Augen, achtete nicht mehr darauf, wohin River mich trug. Erst als er langsamer wurde und seine Schritte knirschten, hob ich den Kopf. Wir waren am Strand. »Komm, Ashlyn.«
    »Wohin?«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Nach Azulamar, natürlich. Wohin sonst?«
    »Was ist mit Ribbon?«
    »Er ist tot.«
    »Und Giles? Gregory hat gesagt, er sei –«
    »Gregory hat mir seine Leiche gezeigt«, erwiderte River rau. Ich verstummte. Nur zögerlich sah ich River an.
    Er hatte sich verändert, so sehr verändert. Die hauptsächliche Schwäche war durch Viorev zwar aus seinem Körper gewichen, aber so, wie die Qual zuvor auf ihn eingeströmt war, hatte er die Liebe, die ich ihn gelehrt hatte, wieder verloren.
    Er stand vor mir, die Augen geradeaus und kalt auf mich gerichtet. Sie waren dunkel wie das nächtliche Meer neben uns. Rivers Miene war unerbittlich, die Wunden zeichneten sich von seinem mondbeschienenen Gesicht ab. Sein ganzer Körper schien eine einzige Verletzung zu sein.
    Vorsichtig hob ich die Hand an und legte sie River auf die verkrusteten Lippen, doch er zuckte unwirsch zurück.
    »Ich liebe dich«, sagte ich.
    River nickte wortlos.
    »Bitte, River, ich sterbe, wenn du mich so ansiehst.«
    Er lachte auf, heiser und mit der größtmöglichen

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