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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Alastair. Doch zweifelsohne hat er nicht damit gerechnet, dass du Hilfe von uns – von den Skalven – erhalten wirst.«
    Er zog mich an meiner Hand nach oben, die Blicke der anderen folgten mir unwillkürlich. Mir war die Aufmerksamkeit unangenehm; ich hatte gelernt, dass es manchmal besser war, nicht im Zentrum des Geschehens zu stehen.
    Doch dieses Mal hatte ich keine Wahl.
    »
Zuerst gefesselt von der ewigen Mutter Erde, befreit von ihren stolzen Söhnen«
, zitierte Alcatraz einen Teil der Prophezeiung, den ich auch schon von Baltimore gehört hatte.
    Es war totenstill um uns herum.
    Die Musik war längst verklungen. Nicht ein Geräusch störte die merkwürdige Stille. Alcatraz hob meinen Arm nach oben, damit ihn jeder sehen konnte.
    Jetzt entdeckte ich das Dreieck in seiner linken Handfläche.
    Mit eben dieser Handfläche berührte er nun den Armreifen, der sich augenblicklich fester um meine Haut zu schließen schien.
    Ich keuchte vor Schmerz auf und wollte meine Hand zurückziehen, doch Alcatraz ließ das nicht zu. Er sah höchst konzentriert aus. »Gib sie frei«, flüsterte er dem Metall Oreichalkos zu. Ich hatte das Gefühl, als würde es bebende Wellen des Schmerzes in meinen Körper senden, doch ganz plötzlich hörte es auf. Das Metall wurde geschmeidig, als wäre es zu einer beinahe flüssigen, zähen Masse geworden, lockerte sich und dann schnappte der feste Verschluss auf.
    Alcatraz zog den gefährlichen Armreif weg, während ich erschüttert auf mein Handgelenk starrte.
    Der Anblick war grauenhaft: Von meiner Haut war bis auf einen blutigen Fetzen nicht mehr viel übrig. Überall blitzte das wunde, feuchtglänzende Fleisch durch, unter dem ich bereits meinen Knochen schimmern sehen konnte. Mir drehte sich der Magen um. Normalerweise war ich nicht so gefährdet, dass mir übel wurde, wenn ich Blut sah.
    Aber das war etwas anderes – es war ungleich erschreckender.
    Augenblicklich waren Goliath und zwei der Skalven-Frauen da, um mich zu stützen, doch ich riss mich zusammen, um mich einigermaßen gerade zu halten.
    »Der erste Teil der Prophezeiung ist bereits erfüllt«, sagte Alcatraz und wandte sich damit an die wartende Menge. »Aber erst, wenn die Prüfung erfüllt wurde, werden wir sehen, ob wir wirklich hoffen dürfen.«
    Er drehte sich zu mir um.
    »Ich muss Euch fragen – darf ich Euch sofort der Prüfung unterziehen?«
    Mein Handgelenk wurde mir bereits verbunden, und der plötzliche Schmerz wurde zum dumpfen, nebensächlichen Gefühl.
    »Wie sieht diese Prüfung aus?«, verlangte ich zu wissen.
    Alcatraz zog sich seine Kette vom Hals, die mit dem riesigen, grün leuchtenden Stein, betrachtete sie ein letztes Mal aufmerksam, als kostete es ihn Kraft, sich von ihr zu trennen. Dann legte er sie mit einer unglaublichen Behutsamkeit vor meine Füße auf den schlammigen Boden.
    In dem Moment, in dem die Kette seine Hand verließ, erlosch das Glühen und die Farbe des Steines wurde braun.
    »Nehmt die Kette.«
    »Das ist alles?«
    Er nickte knapp.
    Sofort wurde es wieder stiller um uns herum, doch ich versuchte, nicht darauf zu achten. Längst schon hatte ich akzeptiert, wie wichtig undunglaublich schwerwiegend dieser Moment war. Nicht nur für mich, sondern für die ganze Welt.
    Ich zweifelte noch immer daran, dass ich die Auserwählte war, doch etwas hatte sich an meiner Haltung verändert: Früher hatte es mir nur Angst gemacht, so eine wichtige Rolle zu spielen, jetzt sehnte ich es herbei. Und zwar nicht mehr um meinetwillen. Sondern um des Schicksals der Welt willen, wie ich sie kannte. Nur mit einem As im Ärmel würde ich Alastair eine ernsthafte Konkurrenz sein können, nur mit einer besonderen Fähigkeit, mit der niemand rechnete, konnte ich das Blatt wenden und das Glück auf meine – auf unsere – Seite zwingen.
    »Nicht mit der rechten Hand!«, unterbrach mich Alcatraz in meinem Gedankengang. »Mit der linken!«
    Ich griff mit der linken Hand nach der Kette, und in dem Moment, in dem meine Handfläche den Stein berührte, geschah exakt das Gleiche wie damals bei Viorev. Ich empfand den Schmerz nicht als so extrem, was wohl daran lag, dass ich ihn mittlerweile gewohnt war – doch er war intensiv und nicht zu verleugnen.
    Mir wurde schwindlig und von hinten legte sich ein greller, grüner Schleier über meine Augen. Ich ließ es zu, dass meine Kräfte aus meinem Körper rannen und ich schließlich die Kontrolle über meine Muskeln verlor, bis ich in Goliaths Armen

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