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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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befreien.
    Ribbon kam zu mir mit einem »Frühstück« einer Fastfoodkette.
    »Das bringt dich wieder auf die Beine«, fügte er hinzu, als er mir auch noch eine Tasse kalten Kaffee reichte, die ich – obwohl ich Kaffee gar nicht besonders mochte – mit einem Zug lehrte.
    Tatsächlich fühlte ich mich mehr oder weniger wieder menschlich, besonders als Ribbon mir auch noch mitteilte, dass er die richtige Kleidung für mich gefunden hatte.
    Er ließ mich allein, damit ich mich umziehen konnte.
    Schließlich stand ich vor seinem Spiegel. Der Stoff war weich und fließend und schmiegte sich nahtlos an mich wie eine zweite Haut. Es waren ein dunkelgrauer Rollkragenpullover und eine lange, enganliegende schwarze Hose, Kleidung, wie ich sie sowieso gerne trug. Es verblüffte mich, dass Ribbon meine Größe so gut geschätzt hatte. Sogar die Schuhe – halbhohe, schwarze Stiefeletten – passten mir wie angegossen.
    Als ich mich selbst ansah, mein blasses Gesicht, die dunklen, energischen Augen, wurde mir klar, dass ich in diesem Sommer und Herbst erwachsen geworden war. Nichts Kindliches lag mehr in meinen Zügen, und auch wenn ich mich bewegte, erinnerte nichts mehr an den Teenager, der ich einmal gewesen war. Mein Spiegelbild war eine junge Frau, die ein Schicksal zu tragen und eine Aufgabe zu bewältigen hatte. Ich wirkte ernster, kühler, unnahbarer als zuvor.
    Ribbon kam wieder herein und stieß einen leisen, anerkennenden Pfiff durch die Zähne aus. »Du siehst anders aus, Ashlyn«, befand er.
    Ich nickte nur. Als Kompliment konnte ich das irgendwie nicht nehmen.
    »Heb die Arme hoch«, verlangte Ribbon.
    »Was?«
    »Mach einfach.«
    Unsicher, was er wollte, hob ich die Arme an, und er umarmte mich – jedenfalls dachte ich das, bis ich sah, dass er mir einen schwarzen Gürtel umlegte. Es war aber nicht ein einfacher Gürtel, nein, eine merkwürdige Halterung war daran angebracht.
    »Wofür ist das?«, fragte ich.
    Ribbon streckte nur seine Hand aus, in der er eine mattschimmernde, dunkle Waffe – eine Pistole – hielt.
    »Nimm sie. Ich lasse dich nicht ohne Waffe reingehen.«
    »Ich kann mit so was nicht umgehen!«, wehrte ich ab. »Das ist Irrsinn! Ich kann auf niemanden schießen.«
    »Glaub mir, du kannst. Du musst es nur wollen. Wenn du die Wahl hast zu sterben und River zu verlieren, oder aber zu schießen, wirst du schießen«, sagte Ribbon, ohne mit der Wimper zu zucken. Er packte unsanft meinen Arm, drückte mir die Pistole in die Hand, schloss meine Finger darum und glitt hinter mich, um mir zu zeigen, wie man sie bediente.
    »Hier entsicherst du sie …«
    Die Pistole gab ein metallisches Klicken von sich.
    »Und dort könntest du sie laden, aber wenn du keine Schüsse mehr hast, bist du sowieso verloren«, erklärte er mir kaltherzig. »Und hier musst du den Abzug betätigen, um zu schießen. Fass die Pistole mit beiden Händen … so … genau … Und sorg dafür, dass du einen festen Stand hast. Sonst wirft dich die Wucht des Rückschlags um.«
    »Ich kann das nicht«, flüsterte ich erneut.
    »Du kannst«, sagte er noch einmal und sah mir erbarmungslos in die Augen. »Vielleicht wirst du es nicht müssen, aber es wird einfacher gehen, als du denkst. Ich war zwölf, als ich meine erste Waffe hatte.«
    Ich sah auf die Pistole und gewahrte, dass meine Hände zitterten.
    Würde ich wirklich in der Lage sein, auf jemanden zu schießen? Konnte ich es riskieren, ein Leben auszulöschen, um Rivers und das meine zu retten?
    Langsam gewann die Vernunft in mir wieder die Oberhand, und ich ließ die Waffe in die Halterung gleiten, wo sie sicher und jederzeit griffbereit verwahrt war.
    Ribbon und ich durchquerten zusammen den Club, wo gerade ein paar Mädels für ihre abendliche Show probten und immer noch sauber gemacht wurde.
    »Wenn jemand fragt, wir waren den ganzen Tag hier«, sagte Ribbon,und die anderen nickten nur – wahrscheinlich kam es recht häufig vor, dass er solche Anweisungen gab.
    Er führte mich nach draußen auf seinen hinter dem Club versteckten Parkplatz, wo wir in dem unauffälligsten Wagen, einem mittelblauen Jaguar, Platz nahmen.
    Draußen war es viel kälter, als ich erwartet hatte. Es war November, der Himmel hatte die ausgewaschene Farbe von Blei. Schwer und drückend zogen schwarze Wolken im vorwinterlichen abendlichen Wind dahin. Den Sonnenuntergang sah man nicht, dafür war der Himmel schon zu verdunkelt.
    Ribbon stellte sich als umsichtiger Fahrer heraus, besonders, weil er kein

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