Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
gelandet, in dem sich auch ein alter Computer, einMedizinschränkchen und der Sicherungskasten befanden. Auf Samtpfoten schlich ich mich zur Tür und presste das Ohr dagegen. Kein Geräusch. Nichts.
Ob sie das Licht einfach nur so angelassen hatten?
Ribbon war sich sicher gewesen, dass alle gegangen waren …
Nervös leckte ich mir über die Lippen, dann drückte ich ganz vorsichtig die Klinke der Tür herunter, öffnete sie einen Spalt und trat auf den angrenzenden Korridor hinaus.
Es war ein Gang, wie man ihn aus dem Krankenhaus kannte: weiße, graugerahmte Kacheln soweit das Auge reichte.
Der Korridor endete zu meiner Rechten, also wählte ich die entgegengesetzte Richtung. Die Glühbirne flackerte.
Eiligen Schrittes durchquerte ich den schmalen Raum, bis ich schließlich zum vermeintlichen Zentrum des unterirdischen Labors kam – von dem großen, viereckig geschnittenen Zimmer gingen nämlich weitere Korridore und Gänge ab.
Ich überlegte. Sie konnten River nicht einfach irgendwo in einem Büro einschließen – zum einen, weil er das Zimmer auseinandernehmen würde, sobald er bei Kräften war, zum anderen, weil ich mir ziemlich sicher war, dass Gregory und Skelter die anderen Meeresbiologen nicht eingeweiht hatten, was sie unter dem Labor versteckten. Es wäre viel zu riskant …
Also musste es ein anderer Raum sein. Irgendein Platz, an dem River wirklich gefangen sein konnte …
Mein Herz raste. Mit jeder Sekunde mehr, die ich untätig herumstand. Beinahe wahllos öffnete ich eine Tür nach der anderen, warf halbherzig einen Blick hinein und erkannte Wasserbecken, in denen irgendwelche Schlingpflanzen vor sich hin vegetierten. Schließlich kam ich an die letzte Tür.
»Privat« stand in großen, schwarzen Lettern darüber, »Zutritt für Unbefugte verboten«.
Beinahe hätte ich gelächelt. Wenn es irgendwo anders solche Räume gab, konnte man sich sicher sein, dass diese nur mit einer durchgesessenen Couch und einer kaputten Kaffeemaschine bestückt waren. Jetzt aber war es eine ganz andere Situation … Ich straffte meinen Körper, drückte die Tür auf und griff gleichzeitig nach meiner Waffe.
Noch in der Bewegung hielt ich inne.
Der Raum war genauso, wie man ihn sich ohne Vorahnungen vorgestellt hätte.
Es gab tatsächlich eine alte blau-braune Couch, aus der eine gefährlich aussehende Sprungfeder herausragte, und auch eine Kaffeemaschine standauf einem zugestaubten Klapptisch, der gebaut worden sein musste, kurz nachdem die Erdkruste erkaltete. Noch dazu war das ganze Zimmer mit einer grässlichen, orangefarbenen Tapete bestückt.
Gerade wollte ich die Tür wieder enttäuscht zuziehen, als mir etwas auffiel. Stirnrunzelnd trat ich ein. Hinter der Couch war unter der furchtbaren Tapete eine kleine Unebenheit auszumachen. Vorsichtig streckte ich die Hand aus, ließ meine Finger darüber gleiten … Und schüttelte den Kopf.
Das war unglaublich – ich hätte die Tür, die sich hinter dem Sofa und unter dem Wandbelag verbarg, beinahe einfach übersehen.
Wahrscheinlich war sie erst vor kurzer Zeit geöffnet worden, denn der Staub, der sonst überall lag, war bei der Couch und der Geheimtür nicht zu sehen.
Volltreffer!
Rasch versuchte ich mein Glück, ob die Tür vielleicht nur zugezogen, aber nicht abgeschlossen war, aber diese lächerliche Hoffnung erlosch augenblicklich. Tatsächlich gab es weiter unten, beinahe von der Couch verdeckt, ein Schloss, das ziemlich altmodisch aussah. Ein simpler Schlüssel musste dazugehören, aber ohne Schlüssel würde ich nicht hineinkommen, ganz gleich, wie simpel die Konstruktion war.
Fieberhaft ging ich in Gedanken die Räume durch, die ich eben schon angesehen hatte. War irgendwo ein Schlüssel dabei gewesen? Nein! Kein Zimmer hatte wie ein Büro gewirkt … Und überhaupt: Konnte der Schlüssel nicht auch sicher in Gregorys Hosentasche sein? Würde er ihn einfach hier liegen lassen?
Hoffnungslos ruckelte ich an der Tür – zumindest versuchte ich es, aber sie rührte sich keinen Millimeter.
Mein Blick fiel auf die Waffe an meinem Gürtel.
Ich hatte oft in Krimis gesehen, wie die agierende Person störende Schlösser einfach aufgeschossen hatte. Klappte so was in der Realität auch? Oder würde die Kugel abprallen und mir stattdessen um die Ohren fliegen?
Kurzentschlossen zog ich die Pistole, bemühte mich mit beiden Händen um einen sicheren Griff, wie Ribbon es mir gezeigt hatte, machte einen Schritt nach hinten, zielte und drückte ab, als
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