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für Konferenzen anzeigen, und Arbeitsplätzen, die wenig Privatsphäre erlauben. Der Standard in den heutigen Firmen sind oft Großraumbüros, in denen niemand über einen eigenen Raum verfügt. Die einzigen Wände sind die Gebäudehülle, und leitende Angestellte sitzen zusammen mit allen anderen inmitten der nach allen Seiten hin offenen Bürofläche. Die erste Firma, die Großraumbüros in Wolkenkratzern einführte, war 1969 Owens Corning. Heutzutage arbeiten über 70 Prozent der Arbeitnehmer in Großraumbüros; sie sind nach den Worten des Professors für Management James McElroy in großen amerikanischen und europäischen Unternehmen die Norm, darunter bei Procter & Gamble, Ernst & Young, GlaxoSmithkline, Alcoa und H. J. Heinz.
»Es hat eine Veränderung von der ›Ich‹- zur ›Wir‹-Arbeit stattgefunden«, sagte der Vorstandschef des Büromöbelherstellers Steelcase James Hackett dem Fast Company Magazin im Juni 2005. »Angestellte arbeiteten früher in ›Ich‹-Settings. Heutzutage schätzt man Arbeit in Teams und Gruppen. Wir entwerfen Produkte, um das zu erleichtern.« Das Konkurrenzunternehmen Herman Miller Inc. hat nicht nur neue Möbel eingeführt, um dem »Schritt zur Zusammenarbeit und Teambildung am Arbeitsplatz« Rechnung zu tragen, sondern auch seine eigenen Spitzenmanager von privaten in Großraumbüros umziehen lassen, wie es 2003 in einer Mitteilung der Firma heißt. Die Business School an der Universität Michigan riss kürzlich ein vollkommen intaktes Gebäude mit Seminarräumen ab, weil es sich nicht für eine maximale Gruppeninteraktion eignete.
Das neue Gruppendenken hat auch unsere Schulen erobert mithilfe einer zunehmend populären Unterrichtsmethode, die »kooperatives Lernen« oder »Lernen in Kleingruppen« heißt. In den Grundschulen wurden die traditionellen Bankreihen, die nach vorne zum Lehrer ausgerichtet sind, schon vor Jahren durch vier oder mehr zusammengeschobene Tische ersetzt, um zahllose Lernaktivitäten in der Gruppe zu erleichtern. Selbst Fächer wie Mathematik und kreatives Schreiben, von denen man annehmen sollte, dass sie vom individuellen geistigen Höhenflug abhängen, werden oft in Form von Gruppenprojekten unterrichtet. Im Klassenraum einer vierten Klasse, die ich besuchte, verkündete ein großes Schild die »Regeln für Gruppenarbeit«. Eine dieser Regeln lautete: »Du kannst einen Lehrer nur um Hilfe bitten, wenn jeder in der Gruppe dieselbe Frage hat.«
Nach einer 2002 in den USA durchgeführten landesweiten Befragung von 1200 Lehrern der vierten und achten Jahrgangsstufe ziehen 55 Prozent der Lehrer in den vierten Klassen den Gruppenunterricht vor, im Vergleich zu lediglich 26 Prozent, die den lehrerzentrierten Unterricht bevorzugen. 10 Nur 35 Prozent der Lehrer in den vierten Klassen und 29 Prozent der Lehrer in den achten Klassen unterrichten über die Hälfte der Zeit frontal, während 42 Prozent der Lehrer in den vierten und 41 Prozent der Lehrer in den achten Klassen mindestens ein Viertel der Zeit in Gruppenarbeit unterrichten. Unter jungen Lehrern ist die Arbeit in Kleingruppen noch beliebter, was nahelegt, dass der Trend anhalten wird.
Der kooperative Lernansatz hat politisch progressive Wurzeln – die Theorie dahinter lautet, dass Schüler das Lernen eigenverantwortlich in die Hand nehmen, wenn sie miteinander arbeiten –, aber den Grundschullehrern an privaten und öffentlichen Schulen zufolge, die ich interviewt habe, bereitet er Kinder auch auf die Teamkultur der amerikanischen Unternehmen vor. »In dieser Art Unterricht spiegelt sich die Geschäftswelt wider«, sagte mir ein Lehrer des fünften Jahrgangs an einer öffentlichen Schule in Manhattan. »Die Achtung vor anderen wird von verbalen Fähigkeiten abhängig gemacht, statt von Originalität oder Klugheit. Sie müssen gut reden und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Es ist ein Elitedenken, das nicht auf Verdienst beruht.« Und die Lehrerin einer dritten Klasse in Decatur, Georgia, erklärte mir: »Heutzutage arbeitet man in Firmen in Gruppen, deshalb tun es jetzt auch die Kinder in der Schule.«
»Kooperatives Lernen vermittelt Teamfähigkeit – eine Fähigkeit, die am Arbeitsplatz dringend erwünscht ist«, schreibt der Erziehungsberater Bruce Williams. 11 Williams bezeichnet auch das Trainieren von Führungsrollen als hauptsächlichen Nutzen des kooperativen Lernens. Tatsächlich schienen die Lehrer, die ich kennenlernte, großen Wert auf die Führungsfähigkeiten
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