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Titel: B00B5B7E02 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cain
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Konferenzraum gesperrt und von ihnen verlangt, ein neues Betriebssystem zu entwickeln, ist es zweifelhaft, dass etwas so Revolutionäres dabei herausgekommen wäre.
     
    Als der Forschungspsychologe Anders Ericsson 15 war, begann er mit dem Schachspielen. Er hielt sich für ziemlich gut, da er alle seine Klassenkameraden bei Partien in der Mittagspause haushoch schlug. Bis eines Tages ein Junge, der einer der schlechtesten Spieler in der Klasse gewesen war, anfing, jede Partie gegen ihn zu gewinnen.
    Ericsson fragte sich, was passiert war. »Ich dachte sehr viel darüber nach«, erinnert er sich in einem Interview mit Daniel Coyle, dem Autor von Die Talentlüge . »Warum konnte dieser Junge, den ich so mühelos geschlagen hatte, mich nun seinerseits so mühelos schlagen? Ich wusste, dass er sich mit dem Spiel beschäftigte und einen Schachclub besuchte, aber was hatte sich eigentlich im Hintergrund ereignet?« 14
    Das ist die Frage, der Ericsson beruflich nachgeht. Wie werden Menschen, die Außergewöhnliches leisten, so gut bei dem, was sie tun? Ericsson hat auf so unterschiedlichen Gebieten wie Schach, Tennis und klassischem Klavier nach Antworten gesucht.
    In einer inzwischen berühmten Untersuchung verglichen er und seine Kollegen drei Gruppen von Studenten, die an der elitären Hochschule für Musik in Berlin zu Violinisten ausgebildet wurden. 15 Die Wissenschaftler baten die Professoren, die Studenten in drei Gruppen einzuteilen: die »besten Geiger«, die das Potenzial für eine Karriere als internationale Solisten hatten, die »guten Geiger« und eine dritte Gruppe, die Geigenlehrer werden wollten. Dann interviewten sie die Musiker und baten sie, detailliert Buch darüber zu führen, wie sie ihre Zeit verwendeten.
    Dabei stellten sie einen auffälligen Unterschied fest. Alle drei Gruppen verbrachten genauso viel Zeit – über fünfzig Stunden in der Woche – mit Aktivitäten, die sich auf Musik bezogen. Alle drei Gruppen hatten ähnliche Studienanforderungen zu erfüllen, die Zeit kosteten. Aber die beiden besten Gruppen brachten den größten Teil der Zeit, die sie der Musik widmeten, damit zu, allein zu üben  – nämlich 24,3 Stunden pro Woche oder 3,5 Stunden am Tag –, während die schlechteste Gruppe nur 9,3 Stunden in der Woche oder 1,3 Stunden pro Tag allein übte. Die besten Geiger beurteilten das »Allein-Üben« als wichtigste ihrer musikalischen Aktivitäten. Elite-Musiker, selbst solche, die in einem Ensemble spielen, beschreiben das Üben mit ihrer Kammermusikgruppe als »Vergnügen«, verglichen mit dem Üben im stillen Kämmerlein, wo die wirkliche Arbeit stattfindet.
    Ericsson und seine Kollegen stellten einen ähnlichen Effekt des Allein-Übens fest, als sie Profis auf anderen Gebieten beobachteten. Ernsthaftes Allein-Lernen sagt am besten das Können von Turnier-Schachspielern vorher; Großmeister beispielsweise wenden in den ersten zehn Jahren, in denen sie das Schachspielen lernen, gewöhnlich gigantische 5000 Stunden auf – fast fünfmal so viel Stunden wie Spieler auf mittlerem Niveau –, um das Spiel für sich allein zu studieren. Sogar Elite-Athleten in Teamsportarten verbringen oft ungewöhnlich viel Zeit damit, allein zu üben. 16
    Was ist so magisch am Alleinsein? Auf vielen Gebieten, sagte mir Ericsson, kann man sich nur, wenn man allein ist, dem »gezielten Üben« widmen, das er als den Schlüssel zu außergewöhnlichen Leistungen erkannt hat. Gezieltes Üben besteht aus einer Feedbackschleife: Man identifiziert die Aufgaben oder das Wissen, die noch außerhalb der eigenen Reichweite liegen, arbeitet daran, das eigene Können zu verbessern, beobachtet den Fortschritt und korrigiert sich entsprechend. Üben, das nicht nach diesem Muster erfolgt, ist nicht nur weniger nützlich – es ist sogar kontraproduktiv. Es verstärkt bereits bestehende kognitive Mechanismen, statt sie zu verbessern.
    Am besten übt man gezielt allein, und zwar aus mehreren Gründen: Gezieltes Üben erfordert hohe Konzentration, und andere Menschen können ablenken. Es bedarf einer hohen Motivation, die man oft aus sich selbst schöpfen muss. Aber das Wichtigste ist: Es bedeutet, an der Aufgabe zu arbeiten, die für den Übenden ganz persönlich am schwierigsten ist. »Nur wenn Sie allein arbeiten«, sagte mir Ericsson, »können Sie direkt den für Sie herausfordernden Teil angehen. Wenn Sie das, was Sie tun, verbessern wollen, müssen Sie derjenige sein, der den Schritt vollzieht. Stellen Sie

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