Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
B00BOAFYL0 EBOK

B00BOAFYL0 EBOK

Titel: B00BOAFYL0 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
Vom Netzwerk:
Intelligenz, lehrte Informatik und Psychologie, betrieb Forschungen in Kognitionswissenschaft, Philosophie und angewandter Mathematik und erhielt den Preis für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel, der 1968 von der schwedischen Zentralbank eingeführt wurde. Seine These lautete, dass uns die Optimierung jedes einzelnen Schrittes im Leben unendliche Mengen an Zeit und Energie kosten würde. Daher muss in uns ein Näherungsprozess ablaufen, der irgendwann einen Riegel vorschiebt. Seine Eingebungen bezog er eindeutig aus der Informatik – er verbrachte seine gesamte Berufslaufbahn an der Carnegie-Mellon University in Pittsburgh, die als Zentrum für Informatik gilt. »Satisficing« lautet der von ihm kreiierte Begriff (eine Kreuzung aus den Wörtern satisfy und suffice, zufrieden stellen und genügen): Man hört bei einer quasi-befriedigenden Lösung auf. Andernfalls würde selbst die geringste Schlussfolgerung oder die kleinste Handlung eine Ewigkeit dauern. Rational sind wir daher schon, aber nur in eingeschränktem Maße (»Bounded Rationality«). Simon zufolge ist unser Gehirn eine große Optimierungsmaschine mit eingebauten Regeln, irgendwo einen Schlussstrich zu ziehen.
    Ganz stimmt das vielleicht nicht. Es ist womöglich nicht einfach eine grobe Annäherung. Für zwei (ursprünglich) israelische Erforscher der menschlichen Natur ist unser Verhalten ein ganz anderer Prozess als die von Simon vorgestellte Optimierungsmaschine. Die beiden setzten sich in Jerusalem zusammen, um in einem Selbsterkenntnisprozess die Eigenschaften ihres eigenen Denkens zu analysieren. Diese verglichen sie dann mit rationalen Modellen und bemerkten qualitative Unterschiede. Jedes Mal, wenn beide den gleichen Denkfehler zu begehen schienen, führten sie empirische Studien an Probanden (zumeist Studenten) durch und gelangten zu völlig überraschenden Ergebnissen hinsichtlich der Beziehung zwischen Denken und Rationalität. Mit ihrer Entdeckung werden wir uns als Nächstes beschäftigen.

Fehlerhaft, nicht einfach unvollkommen

Kahneman und Tversky
    Wer hat das wirtschaftwissenschaftliche Denken in den letzten zwei Jahrhunderten am meisten beeinflusst? Nein, es ist weder John Maynard Keynes noch Alfred Marshall, noch Paul Samuelson und sicherlich nicht Milton Friedman. Es sind nicht einmal zwei Ökonomen, sondern die beiden israelischen Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky, deren Spezialität darin bestand, Bereiche zu identifizieren, in denen Menschen nicht rational und probabilistisch denken und sich unter Unsicherheit nicht optimal verhalten. Merkwürdigerweise untersuchten die Wirtschaftswissenschaftler lange Zeit die Unsicherheit, ohne viel herauszufinden – wenn überhaupt, ließen sie sich von der Annahme täuschen, sie wüssten etwas. Abgesehen von einigen scharfsinnigen Köpfen wie Keynes, Knight und Shackle war den Ökonomen ja nicht einmal klar, dass sie von der Unsicherheit keinen Schimmer hatten – die Risikodiskussionen ihrer Idole belegen, dass sie nicht wussten, wie viel sie nicht wussten . Psychologen dagegen betrachteten das Problem und kamen zu soliden Ergebnissen. Im Gegensatz zu Ökonomen führten sie aber Experimente durch – echte kontrollierte und wiederholbare Experimente, die im Bedarfsfall morgen im mongolischen Ulan Bator durchgeführt werden könnten. Diesen Luxus können sich herkömmliche Wirtschaftswissenschaftler nicht leisten, weil sie die Vergangenheit beobachten und weitschweifige mathematische Kommentare abgeben und sich dann hinterher mit ihren Kollegen darüber zanken müssen.
    Kahneman und Tversky gingen in eine völlig andere Richtung als Simon und begannen Regeln im Menschen zu identifizieren, die ihn nicht rational machten – doch ging das über die Abkürzung hinaus. Für sie waren diese Heuristiken genannten Regeln nicht simple Vereinfachungen rationaler Modelle, sondern entsprachen einer anderen Methodik und Kategorie. Sie bezeichneten diese Regeln als »schnelle und schmutzige« Heuristiken. »Schmutzig« sind sie aufgrund ihrer Nebenwirkungen: die Verzerrungen, die ich größtenteils an anderer Stelle in diesem Buch beschrieben habe (etwa die Unfähigkeit, Abstraktes als Risiko zu sehen). Damit begründeten sie eine empirische Forschungsrichtung, die im Bemühen um eine Kategorisierung als »Heuristiken & Bias«-Tradition bezeichnet wurde. Besonders beeindruckend sind ihr Empirismus und die experimentellen Aspekte der verwendeten Methoden.
    Im Gefolge der

Weitere Kostenlose Bücher