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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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beteuern.
    „Na ja, das ist auch egal. Ich habe momentan andere Sorgen. Ich muss mir neue Räumlichkeiten suchen, die Praxis platzt aus allen Nähten. Meine Patientinnen muss ich schon zwischen den Urin Proben abstellen.“
    Raffael zieht mich zurück auf die Couch, küsst meinen Verband und legt seinen schweren Arm auf meine schmächtige Schulter ab. Ich bin gerührt vor Glück, dass Raffael alles so leicht nimmt und keine weiteren Nachforschungen über Rosalies Beweggründe anstrebt , oder mir wohlmöglich gar eine Intrige unterstellt. „Jetzt sitzen wir genau so nebeneinander wie Rosalie und Thomas“, denke ich. Nur mit dem Unterschied, dass Raffael stur ins Leere starrt und ich ebenso konzentriert an meinen Nägeln knabbere und überlege, eine möglichst günstige Lösung für uns beide zu finden.
    „ Könntest du dir vorstellen, in einer anderen Stadt zu praktizieren?“, frage ich hoffnungsfroh.
    „ Kommt auf die Konkurrenz an.“
    „ Würdest du ein kleines Krankenhaus und eine Frauenärztin, die schon weit über siebzig ist, sich keines besonders guten Rufes erfreut und in einer Praxis aus der Vorkriegszeit praktiziert, als Konkurrenz bezeichnen?“
    „ Nein, oh nein! Das wären ideale Voraussetzungen!“
     
     

Kapite l 19
     
    Zwei Monate später!
    Ich habe Frau von Stein gekündigt und ihr eine Frist von drei Tagen gesetzt, das Haus zu räumen und ihr sicherheitshalber mit einem Rollkommando gedroht, falls sie sich nicht daran halten sollte. Meine Vorgehensweise hatte gute Gründe. Erstens stand sie mit einer beträchtlichen Mietzahlung im Rückstand , und zweitens drängte Raffael zur Eile, seine neue Praxis zu eröffnen.
    Frau von Stein ergriff panikartig die Flucht und nahm sogar Eukalyptus mit, obwohl ich fairer Weise angeboten hatte, ihn mit ihrer Mitschuld zu verrechnen.
    Mit Raffael vereinbarte ich eine Mietzahlung, die weit unter dem Niveau von seiner Vorgängerin lag.
    Das Erdgeschoss und der erste Stock der Villa , wurde als Praxis umgebaut, und das zweite Stockwerk, diente uns als Wohnung. Der Garten wurde zum größten Teil als Parkplatz umfunktioniert, und der unwegsame Pfad, der durch das kleine Wäldchen zum Haus führt, wurde befahrbar gemacht. Dann ging alles sehr zügig.
    Sehr zu meinem Bedauern. Es war noch nicht einmal von Nöten, für meinen Liebsten die Werbetrommel zu schlagen. Die Damen erstürmten die Praxis, als hätte ein Bote auf dem Marktplatz verkündet, dass Raffael sich auf die Kunst verstünde, ersehnte Schwangerschaften durch Handauflegen herbeizuhexen und unliebsame Embryonen durch Blicke töten zu können.
    Hinter vorgehaltener Hand, wusste man sich von der geheimnisvollen Villa zu erzählen, in der sich ein Frauenarzt niedergelassen hat, der den charismatischen Charme eines wollüstigen Dämons und die zartfeinen Hände eines gottesfürchtigen Fräuleins besäße.
    „ Der gehört mir! Der ist meine! Meine, meine!“, hätte ich am liebsten mit geschwellter Brust auf dem Rathausplatz herumposaunt und an alle Häuserwände gekritzelt. Die Weibsbilder benahmen sich teilweise wie Ziegen, die man mit Strom angetrieben und durch ein magnetisches Feld gejagt hatte.
    D as Wartezimmer füllte sich auch ohne meine Hilfe. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, für Raffaels Praxis tausend von Werbezetteln an die Bäume zu kleben und mir bereits die Mühe gemacht, mich unter meinen Kundinnen, nach geeignetem Personal umzusehen.
    Frau Plate, eine sehr entzückende Person, die mir mit ihrem ergrautem Dutt und ihrer korrekten, aber unauffälligen Kleidung, wie gebacken für die Besetzung einer Sprechstundenhilfe erschien, hatte ich bereits fest zugesagt. Ebenso, Fräulein Schinkenhuber, eine gelernte Arzthelferin. Deren sympathisches Gesicht eine altmodische Hornbrille zierte, mit der sie aufmerksam alles zu beobachten pflegte, und deren korpulenter Körperbau, die Gemütlichkeit einer Schankwirtin ausstrahlte. Ganz zu schweigen von Frau Schaft, eine hagere zähe Frau, ohne Familie, für die unbezahlte Überstunden genau so selbstverständlich waren wie ihre großen Schritte, mit denen sie sich fortbewegte. Frau Schaft hatte mir hoch und heilig versprochen, Raffael vor eventuellen zudringlichen Patientinnen zu schützen. Die Frau wäre goldwert gewesen. Schon alleine, weil sie den schwarzen Gürtel in Judo besaß.
    Betrüblicherweise waren meine Bemühungen vergebens, da Raffael meine gut gemeinten Vorschläge gnadenlos abschmetterte. Das Resultat seiner Auswahl, war mir ein

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