B155 - Die Mafia schickte ihre Henker
so ist die Verwechslung zu erklären. Der Killer sah vier Leute hineingehen, auf die die Beschreibung der Männer, die er umlegen sollte, paßte. Vielleicht hat er bei ihrem Gespräch auch den einen oder anderen Vornamen aufgeschnappt. Der Barkeeper hat mir erzählt, daß der Killer offenbar kein Italienisch versteht. Aber wenn einer der vier Männer in der Bar zufällig denselben Namen hat wie sein Opfer, dann…«
»Einer der obersten Mafia-Bosse heißt Frank de Sica«, sagte Phil. »Und einer der vier angeschossenen Männer in der Kneipe heißt Frank Siracusa. Die Ähnlichkeit der,.Namen ist für jemanden, der nicht Italienisch spricht, so groß, daß er die beiden Namen durchaus verwechseln kann, wenn er sie hört.«
»Gut, wir werden das prüfen«, sagte ich. »Mach dich sofort auf den Weg, Steve. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, daß du vorsichtig sein sollst. In der Unterwelt scheinen einige Leute aus irgendeinem Grund nervös geworden zu sein. Und wenn die nervös werden, fließt immer Blut.«
***
Marietta de Sica parkte ihren roten Porsche vor dem Haus, in dem Giulio Campari in den letzten Wochen gewohnt hatte. In Giulios Zimmer im ersten Stock brannte Licht. Hinter den geschlossenen Vorhängen waren die Umrisse eines Mannes zu erkennen.
Marietta ging auf das Haus zu. Sie besaß einen eigenen Schlüssel, den Giulio ihr gegeben hatte. Die Hausbesitzerin Mrs. Jenkins hatte nichts dagegen. Sie hatte noch nie in ihrem Leben Wert darauf gelegt, bei ihren Nachbarn in gutem Ruf zu stehen. Um so empfänglicher war sie dagegen für Geld. Giulio zahlte nicht schlecht, und solange er zahlte, war es seiner Zimmerwirtin egal, was er machte und welche Besuche er empfing.
Mrs. Jenkins saß in der Halle vor dem Fernsehapparat. Auf dem Bildschirm tobte gerade eine heftige Schlacht zwischen Indianern und Weißen. Mrs. Jenkins sah mit Begeisterung zu, wie die Rothäute zu Dutzenden abgeschlachtet wurden.
»Sie brauchen nicht hinaufzugehen«, sagte sie ohne sich umzudrehen. »Er ist nicht da.«
»Wissen Sie, wo er ist und wann er wiederkommt?« fragte Marietta enttäuscht.
»Woher soll ich das wissen? Die schlichte Wahrheit ist: Er hat uns sitzenlassen.«
»Uns?« fragte Marietta, ohne zu begreifen, was die Frau meinte.
»Ja, er hat genug von uns beiden. Wahrscheinlich hat er längst eine andere.«
»Sie lügen!« sagte Marietta. »Giulio würde sich nie mit einer Person wie Ihnen einlassen.« Dann erst fiel ihr ein, daß sie Giulio an seinem Fenster gesehen hatte. Ohne noch ein Wort zu sagen, lief sie die Treppe hinauf und öffnete die Tür zu Giulios Zimmer.
Am Fenster, mit dem Rücken zur Tür, stand ein schlanker dunkelhaariger junger Mann. Er sah hinaus in die hereinbrechende Nacht.
»Giulio!« sagte Marietta erleichtert. »Dieses schreckliche Weib dort unten hat gesagt, daß du…«
Der Mann am Fenster drehte sich um. Es war nicht Giulio. Das Mädchen wurde blaß.
»Du, Mike? Wie kommst du hierher?« Der junge Mann ging nicht auf die Frage ein. »Ein sonderbares Gefühl für einen Bräutigam, zu sehen, daß seine Braut vor Entsetzen und Abscheu blaß wird wie ein Gespenst, wenn sie ihren zukünftigen Mann sieht.«
»Red keinen Unsinn, Mike!« sagte Marietta verärgert. Sie hatte sich von der ersten Überraschung erholt. »Wir beide sind nicht verlobt, und ich werde dich nie heiraten.«
»Unsere Väter sehen das anders, Marietta. Sie haben längst beschlossen, daß wir heiraten.«
»Das ist mir egal. Wir sind nicht mehr in Sizilien, wo die Familie bestimmt, wen ein Mädchen zu heiraten hat. Und ich bin alt genug, um zu wissen, wen ich heiraten will.«
»Ist das dein letztes Wort?«
»Ja. Wenn du es genau wissen willst: Ich liebe Giulio, und ich werde ihn heiraten. Und wenn unsere Väter dabei verrückt werden.«
»Was du da sagst, ist nicht sehr schmeichelhaft für mich. Ich habe mich auch immer für einen tollen Burschen gehalten. Es wird lange dauern, bis ich darüber weg bin, daß ich dir so wenig bedeute. Ich würde dich nämlich sofort heiraten, Marietta. Und das hat nichts mit unseren Vätern zu tun.«
»Du wirst ein anders Mädchen finden, Mike. Ein Mädchen, das dich wirklich liebt.«
»Ich will kein anderes Mädchen. Ich will dich. Aber ich werde deine Entscheidung respektieren. So schwer es mir auch fällt.«
»Danke, Mike. Ich bin so froh darüber, daß du mich verstehst.«
»Komm, Marietta, ich werde dich nach Hause begleiten.«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, Mike, ich
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