Babel 1 - Hexenwut
wahrnahmen, was sie tat.
Sam hatte als Erster gesprochen: »Wenn ich ihn wirklich erledigen wollte, wäre deine Magie nicht schnell genug, um mich davon abzuhalten.«
»Verlass dich nicht drauf.« Sie klang überzeugter, als sie es in Wirklichkeit war.
»Du musst mich nicht vor ihm schützen«, erwiderte Tom, bevor er sich an Sam wandte und ihn fixierte. Seine Stimme klang tiefer als gewöhnlich, und seine Augen hatten wieder ihre dunkelgrüne Farbe angenommen. »Ich lass es gern auf einen Versuch ankommen. Typen wie dir bin ich schon oft genug begegnet. Sie sind meistens nicht so hart, wie sie aussehen.«
Sam grinste ihn nur überheblich an, und Babel brach der Schweiß aus. Sie hatte das Gefühl, dass die Männer kurz davorstanden, in ihrer Küche ein Blutbad anzurichten. Am liebsten hätte sie Sam gesagt, dass er sich zum Teufel scheren sollte, weil sie ihm doch nie etwas versprochen hatte, aber die Worte waren ihr im Hals stecken geblieben. Gesagt hatte sie vielleicht nichts, aber getan. Und das hatte eine andere Sprache gesprochen.
»Ich ... ich kann das jetzt wirklich nicht gebrauchen. Es hängt einfach zu viel davon ab, dass ich einen kühlen Kopf bewahre, und das kann ich nicht, wenn ihr euch massakriert, okay? Wenn diese Sache vorbei ist, dann reden wir ...« Hilflos hatte sie den Kopf gesenkt, und in das darauffolgende Schweigen war eine Stimme von der Küchentür geplatzt: »Komm ich vielleicht ungelegen?«
Noch nie war sie so dankbar dafür gewesen, Tamy zu sehen. Auf dem Weg zurück hatte Babel sie angerufen - und wie immer hatte Tamy nicht viele Fragen gestellt und war einfach gekommen.
Und deshalb saßen sie jetzt zu viert an diesem Tisch, die Luft zwischen ihnen aufgeladen mit Aggression. Tamy schaute Babel an, als wolle sie sagen: Mädchen, wenn du scharf bist auf Hahnenkämpfe, dann fahr nach Sizilien. Für einige Augenblicke überlegte Babel, ob sie sich nicht einfach über die Terrassentür davonstehlen sollte.
»Wie geht's jetzt weiter?«, fragte Tom nach einer Weile und unterbrach damit die unangenehme Stille.
Babel fasste für alle zusammen, was sie erfahren hatten. Zwischendurch hatte Tom jegliche Farbe verloren und schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Ich bring das Schwein um!«, rief er, und es überraschte Babel nicht, dass Sam zustimmend nickte.
»Damit ist niemandem geholfen.« Sie griff nach seiner Hand, die sich unter ihren Fingern wieder öffnete. Als er sie anschaute, flimmerte in seinen grünen Augen diese verzweifelte Wut, die aus Schmerz entstand.
»Überlass Mikhail mir. Bitte!«
»Was ist mit seinem Bruder?«
»Er hat seine Strafe erhalten.«
»Und das soll ich dir glauben?«
Sein Misstrauen schmerzte sie mehr, als sie gedacht hätte. Die kurze Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, hatte ausgereicht, um eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen. Aber nun konnte sie in seinem Gesicht das alte Misstrauen gegenüber Hexen sehen.
Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, knurrte Sam: »Wenn sie sagt, sie hat sich darum gekümmert, dann stimmt das auch.«
Tom sah zwischen ihnen hin und her, dann nickte er grimmig. »Na schön.«
Erleichtert atmete Babel aus. »Ich werde einen Suchzauber durchführen, dann schnappen wir uns Mikhail ...« Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Das schrille Klingeln des Handys unterbrach sie. Alle vier starrten auf das Telefon, das Babel auf dem Kühlschrank abgelegt hatte.
Langsam ging Babel hinüber und blickte auf das Display. Es zeigte eine unbekannte Nummer. »Ja?«
»Ich bin's. Daniel.«
Sie atmete tief durch und rieb sich über die Augen. »Hör mal, das ist gerade ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich ...«
»Babel.« Seine Stimme klang gepresst, und plötzlich schrillten in ihr alle Alarmglocken. Zögernd sprach er weiter. »Ich bin in Sonjas Wohnung ... Sie ist tot.« Der letzte Satz war nur noch ein Flüstern.
»Was?« Sämtliche Luft schien aus ihren Lungen zu entweichen.
»Sie ist tot. Ich ... sie hat mich angerufen ... wir ...«
»Was ist passiert?«, fragte sie, dabei ahnte sie es schon.
»Wir hatten mal eine Affäre vor vielen Jahren. Manchmal komme ich noch bei ihr vorbei.« Er schluckte, und sie hörte seine Schritte durch das Telefon. »Babel... Sie ist an einen Stuhl gefesselt, und ihre Arme sehen aus ... als hätte jemand Tic Tac Toe darauf gespielt. Überall ist Blut... und auf dem Boden ist ein Symbol aufgemalt.«
»Welches?«
»Ein umgekehrter Hahn.«
Babel keuchte auf. »Scheiße.«
Hexen, die mit
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