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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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musste heißen, jemand hatte ihnen Babels Bild gezeigt. Die Frage war nur, wozu? Bisher hatte sie keinen Streit mit den Plags gehabt.
    Am Fenster eines Wagens tauchte ein Schatten auf, der jedoch gleich wieder verschwand. Ihr Kommen war nicht unbemerkt geblieben, aber es schien, als hätten die Plags kein Interesse daran, mit ihr zu sprechen.
    Vorsichtshalber drehte sie die Spitze des Rings wieder nach innen und visualisierte eine Wand, die sie vor plötzlichen Geschossen schützte. Eiern zum Beispiel. Sie war wie ein Netz, in dem sich Sachen verfingen.
    Babels Blick wanderte weiter, während sie langsam vorwärtsging. Auf dem Dach des Wagens, der ihr am nächsten stand, saß ein junger Mann und rauchte. Sein Blick folgte ihr aufmerksam, als sie näher kam, aber er sagte nichts. Als sie auf der Suche nach ihrem Motorrad an den Wagen vorüberlief, begegnete sie einigen Plags, die das Gelände hastig verlassen wollten, aber keiner von ihnen machte Anstalten, sie anzusprechen. Nur ihre feindseligen Blicke folgten ihr.
    »Ja, ihr mich auch«, murmelte sie.
    Am anderen Ende der Wagenburg fiel ihr ein quietschgrün gestrichener alter Zirkuswagen mit ausstellbarer Terrasse auf. Der Wagen war fast zehn Meter lang und drei breit. Sein Fahrgestell sah zwar rostig, aber fahrbereit aus. Unter dem Wagen waren Kästen angebracht, die in leuchtendem Himmelblau gestrichen waren. Neben dem Wagen standen ein Hühnerstall und eine bunt bemalte Hundehütte, nur der Hund war nicht zu sehen. Auf der anderen Seite war die Pflanzenkläranlage für das Abwasser aufgebaut, ebenso wie eine Komposttoilette und eine eingemauerte Wanne, unter der Feuer gemacht werden konnte. Auf diese Weise konnte man auch im Winter baden. Durchaus faszinierend, sich vorzustellen, dass über einem die Sterne leuchten, während man badet, und der Nebel aufsteigt. Der Besitzer dieser Parzelle war offenbar ein Romantiker.
    Neben der Badewanne stand ihr Motorrad, und der Plag, den sie suchte, saß grinsend auf den Stufen des Zirkuswagens daneben. Als sie ihn fast erreicht hatte, hämmerte er mit der Faust gegen die Tür hinter sich.
    War das Ganze eine Falle? Sie blieb stehen.
    In dem Augenblick, in dem sich die Tür öffnete, erfasste Babel eine Energiewelle. Aus dem Nieselregen, der von dem Jungen ausging, wurde ein peitschender Gewitterguss, der zwar immer noch einen Plag kennzeichnete, aber einen mit ordentlich Kraft. Die albische Energie war in diesem Muster noch stark. Abrupt ging Babel einen Schritt zurück.
    Das Erste, was sie sah, war eine nackte Brust unter einer offenen Lederweste, und dann ein Sixpack, dessen Seiten von Tätowierungen geschmückt waren, die vermutlich keltische Tierbilder darstellten. Auch auf den Oberarmen fanden sich Tätowierungen. Bei jedem Atemzug bewegten sich die Muskeln, wodurch die Tiere lebendig erschienen.
    Viele Plags waren tätowiert oder trugen verschiedene Arten von Körperschmuck. Auf diese Weise zollten sie der Fleisch-werdung ihrer Vorfahren Respekt und erinnerten sich daran. Aber selten hatte Babel so schöne Bilder gesehen.
    Als es ihr endlich gelang, den Blick davon abzuwenden und nach oben zu richten, sah sie einen Mund, der sich zu einem Grinsen verzogen hatte, und Haare, die dem Mann in weichen, braunen Wellen über die Schultern fielen. Der Typ sah aus wie einer, dem man locker einen Ironman zugetraut hätte. Sportlich und zäh.
    Ihr Blick blieb an seinen Augen hängen. Er besaß die grünen Inden seines vergehenden Volkes, die einen in Sekundenbruchteilen hypnotisieren konnten, wenn sein Sixpack aus irgendeinem Grund versagen sollte, und dazu ein Lächeln, für das man barfuß über zugefrorene Seen laufen würde.
    Sie machte: »Mpf«, und es war ihr durchaus peinlich.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, erwiderte eine einschmeichelnde Stimme, bei der Alan Rickman vor Neid erblasst wäre, und es war schwierig zu sagen, womit der Kerl schneller hypnotisieren konnte: den Augen oder der Stimme.
    »Mein Motorrad«, sagte Babel bestimmt, weil sie nicht »Oh Gott, dieses Sixpack« stammeln wollte.
    »Was ist damit?«
    Kann ich das mal anfassen?
    »Dein Kumpel hat es geklaut.«
    Der Mann sah den kleinen Plag an und fragte spöttisch: »Hast du das Motorrad gestohlen, Mo?«
    »Geborgt.«
    Der Mann hob die Hand, als wolle er sagen: Na siehst du, halb so wild, und sie schnaubte.
    »Aber wenn du schon mal hier bist, warum kommst du nicht rein, und wir reden ein bisschen?«
    »Nein.«
    »Gib dir einen Ruck. Wir beißen

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