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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Zauber selbst war nicht anstrengend, nur seine Genauigkeit kostete Nerven. Viele unerfahrene Hexen kalkulierten ihre Zauber falsch, weil sie dachten, dass bloße Kraft reichte, um einen Zauber erfolgreich anzuwenden. Von ihren eigenen Fähigkeiten berauscht, wunderten sie sich, wenn ihren Ritualtieren die Köpfe explodierten. Auch Babel hatte das lernen müssen. Judith war nicht begeistert gewesen, als Babel eine ihrer Tauben, die eigentlich einen Türsteher ablenken sollte, gegen eine Hauswand gesteuert hatte. Er hatte sie nicht in einen Club gelassen, weil sie noch minderjährig gewesen waren.
    Als sich Babel räusperte, warf Tom ihr einen Blick über die Schulter zu, bevor er sich verabschiedete und zurück auf den Gang kam. Er setzte sich neben sie, und gemeinsam starrten sie auf die geschlossene Holztür.
    »Und nun?«, fragte er mit verschränkten Armen.
    »Warten wir.«
    »Worauf?«
    »Dass das Wunder passiert.«
    Gespannt lehnte sich Babel zurück, während Tom in einem unruhigen Rhythmus mit dem Fuß gegen das Bein der Bank stieß.
    Keine fünf Minuten später stürmte die Sekretärin mit bleichem Gesicht an ihnen vorbei und hielt sich die Hand auf den Bauch. Das Rumoren darin war nicht zu überhören.
    »Na bitte«, sagte Babel zufrieden.
    »Ich hoffe, sie erholt sich wieder.«
    »Aber ja, keine Bange, das ist nur ein vorübergehendes Unwohlsein.«
    Sein Blick blieb skeptisch, aber Babel zuckte nur mit den Schultern.
    »Was ist? Hast du gedacht, ich fange den Mörder, indem ich Blumen verteile?« Sie schaute sich kurz um, aber auf dem Gang war niemand zu sehen. Jetzt kam der schwierige Teil. Das Adrenalin ließ ihr Herz schneller schlagen. Die Magie vibrierte in ihrem ganzen Körper, und Babel konnte sie fast auf der Zunge schmecken. Als sie Tom ansah, wusste sie, dass er die Magie an ihr deutlich spüren konnte, aber was ihm die Nackenhaare aufstellte, bereitete ihr vor Vergnügen eine Gänsehaut.
    Hastig betraten sie das Büro und schlossen die Tür hinter sich. Auf dem Fensterbrett lag neben einer Handtasche der Schlüssel der Sekretärin.
    »Schließ ab!«, flüsterte Babel, während sie die Tür, hinter der Munzki saß, im Blick behielt. »Den Rest übernehme ich.«
    Er gehorchte, dann stellte sich Tom mit dem Rücken an die Tür und verschränkte die Arme. So leise wie möglich nahm sie ihre Tasche, in der sich ein kleines Tablett, eine Thermos-kanne und zwei Kaffeetassen befanden, und stellte alles auf den Schreibtisch. Nachdem die Tassen auf dem Tablett standen und sich Kaffeedampf zur Decke kräuselte, trat sie damit an die Tür, die das Vorzimmer mit dem Büro des Staatsanwalts verband, und klopfte. Das folgende »Herein« klang schon freundlicher.
    Munzla war ein Mann Mitte fünfzig, der wohl gern und ausgiebig aß, aber keinen unfreundlichen Eindruck machte. Hinter seinem riesigen Schreibtisch und zwischen den Aktenordnem sah er jedoch beinahe klein aus.
    Überrascht blickte er sie an. »Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?«
    »Frau Hohenlink war so freundlich, mich hereinzulassen. Sie musste dringend eine Akte wegbringen, meinte aber, es wäre kein Problem, Sie kurz zu stören.« Sie stellte das Tablett auf eine Schreibtischecke. »Mein Name ist Marianne Gruber, und ich beginne ein Referendariat bei Herrn Dr. Jansen.« Sie deutete auf den Kaffee. »Einstand. Ich dachte, Sie mögen vielleicht eine Tasse.«
    Er wirkte ehrlich erfreut, runzelte dann aber nachdenklich die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass Dr. Jansen eine neue Referen-dariatsstelle hat.«
    »Oh«, machte sie und versuchte möglichst unverdächtig auszusehen: also so nervös wie an einem ersten Arbeitstag.
    »Ich sage ja immer, die Informationspolitik in diesem Haus muss verbessert werden ... ja nun ... Herzlich willkommen!«
    Babel reichte ihm die Tasse, in die sie zwölf Tropfen des Lose-Zunge-Tranks getan hatte, und sah zu, wie er den ersten Schluck nahm. Dann noch einen und noch einen. Er schien nichts zu merken. Stattdessen stellte er ihr Fragen, während sie ungeduldig darauf wartete, dass das Mittel seine Wirkung tat. Ob sie schon lange in der Stadt wohne? Ob es ihr hier gefiele? Ob sie sich auf die Arbeit freue? Und so weiter und so weiter. Es vergingen Minuten, bis er die Tasse geleert hatte und sich seine Pupillen vergrößerten. Mit jeder Minute wurde Babel nervöser, denn die Gefahr, entdeckt zu werden, stieg.
    Als Munzki endlich einen abwesenden Gesichtsausdruck bekam und sie verträumt anlächelte, atmete sie

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