Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
Vom Netzwerk:
Plauderton
    die ungeheuerlichsten Sachen sagen. Sie glaubte Babel nicht, war aber bereit, eine Chance zu vergeben.
    Babel überlegte, womit sie ihre Behauptung am besten beweisen konnte. Ihr Blick fiel auf einen Kieselstein, der vor ihren Füßen lag. Sie zeigte darauf. »Heb ihn auf.«
    Tamy zögerte kurz, tat es dann aber und umschloss den Stein mit den Fingern. »Und jetzt?«
    Babel sah auf die zur Faust geballte Hand und stellte sich den Stein darin vor. Ihre Hand schwebte über Tamys, und die Energiewellen übertrugen sich auf die Hand wie Röntgenstrahlen, bis Tamy den Stein plötzlich mit einem Aufschrei fallen ließ und finster auf die Blase starrte, die sich in ihrer Handfläche bildete. Der Stein war heiß geworden.
    Sie trat ein paar Schritte zurück und brachte Abstand zwischen sich und Babel. Ihr Blick flackerte über sie, und Babel konnte sehen, wie sich ihre Halsmuskeln anspannten. Vorsichtshalber ging auch sie einen Schritt zurück. Sie hatte keine Lust, Bekanntschaft mit Tamys Faust zu schließen.
    Tamy starrte sie an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Das gibt's doch nicht.«
    Sie steckte die Hände in die Hosentasche. »Glaub's ruhig.«
    Bei diesem Kampf konnte sie ihr nicht helfen, alles hing davon ab, ob Tamy ihr vertraute. Möglicherweise waren sie noch nicht an diesem Punkt ihrer Beziehung, wo sie sich im Zweifelsfall für Babel entschied.
    Tamy nahm den Stein vom Boden noch einmal empor und drehte ihn in der Hand, aber es war nur ein normaler Stein mit kühler Oberfläche. Sie blinzelte Babel an, einen ungewöhnlich zaghaften Ausdruck im Gesicht, dann schien sie sich wieder zu fangen. Offenbar gab es nur sehr wenig, was Tamy aus der Bahn werfen konnte. Magie gehörte wohl nicht dazu.
    »In Ordnung, ich glaube dir.«
    »Das war einfach.«
    »Ich bin keine Idiotin, Babel.« Mit der Fußspitze kickte sie den Stein zur Seite und betrachtete ihn nachdenklich. »Seltsam.«
    »Nicht für mich, aber ich verstehe, was du meinst.«
    »Wissen das viele Menschen?«
    Babel schüttelte den Kopf. »Nein, und die meisten reagieren auch nicht so gelassen darauf. Auch wenn die Leute gern das Gegenteil behaupten, aber eigentlich sind sie ganz froh, dass das Übersinnliche nicht offen präsent ist. Wer will schon gern mit Mächten zu tun haben, die er nicht kontrollieren kann. Mir wär's auch lieber, es gäbe keine Atomkraftwerke.«
    »Weiß die Regierung davon?«
    »Keine Ahnung ... Ich hab nicht vor, unseren Innenminister darauf aufmerksam zu machen.«
    »Würde ich an deiner Stelle auch nicht. Sonst wirst du ganz schnell zum Risiko der Inneren Sicherheit.« Sie verschränkte die Arme. »Was ist mit der Kirche?«
    »Klar, die wissen alles. Ich meine, die hatten ein paar Jahrhunderte Zeit, um übersinnlichen Phänomenen auf die Spur zu kommen. Aber sie sehen das wie immer: Wenn du nur den Mund hältst und ihnen bei ihren Geschäften nicht in die Quere kommst, lassen sie dich in Ruhe. Außerdem wissen sie genau, dass sie einen Krieg anzetteln, wenn sie sich jede Hexe vornehmen. Und glaub mir, da draußen gibt es so manche Hexe, die man besser nicht verärgert. Ergo gilt: Wir lassen sie in Ruhe, und sie lassen uns in Ruhe. Funktioniert schon eine ganze Weile so.« Nervös beobachtete sie Tamy. Manche Leute wirkten zuerst, als ob sie kein Problem mit der Magie hätten, und dann verhielten sie sich doch reserviert, wenn sie eine Weile darüber nachgedacht hatten. Es war ihnen nicht geheuer, dass jemand eine Macht besaß, auf die sie keinen Einfluss nehmen konnten. Und es gefiel ihnen auch nicht, dass sie an dieser Macht keinen Anteil hatten.
    Babel wartete darauf, dass Tamy ein Zeichen des Unwohlseins zeigte, aber es kam nichts. Stattdessen hockte sie sich neben sie und umschloss eines ihrer Armbänder mit der Hand.
    »Du bleibst erstaunlich ruhig«, sagte Babel leise, und es dauerte eine Weile, bis sie ihr antwortete.
    »Weißt du, Babel, ich habe so viel gesehen, was mich wirklich entsetzt hat, dass die Tatsache, dass es Magie gibt, mich nicht sehr erschüttert. Ich meine, sie wirkt im ersten Moment großartig, aber wenn ich darüber nachdenke, dann sehe ich doch, dass sie in den entscheidenden Momenten nie da war. Die ganze Scheiße, die ich gesehen habe, ist auch ohne Magie passiert. Welche Rolle spielt es also, ob du das kannst oder nicht? Es hat die Welt nicht groß verändert, oder?«
    Genau das war der springende Punkt. Gemessen am Weltgeschehen spielte es keine große Rolle, das lag an den Grenzen, die

Weitere Kostenlose Bücher